Frisch verlobt
wollen? Als würde ich das vor dir verheimlichen?“
„Warum nicht? Du hast mir auch nicht erzählt, dass Brittany schwanger ist.“
Nicole war total sauer, konnte aber schon auch sehen, dass er damit nicht ganz unrecht hatte. „Das war etwas anderes.“
„Wieso?“
„Weil es einfach etwas anderes war. Wann du davon erfahren würdest, hätte doch an den Fakten nichts geändert. Sie hatte mich darum gebeten, selbst diejenige sein zu dürfen, die dich informiert. Ich war nicht damit einverstanden, habe mich aber darauf eingelassen. Bei diesem Plan allerdings hätte ich niemals mitgespielt.“
„Dann hättest du es mir nur gesagt, weil dir nicht gefällt, was sie tun. Aber wenn es für dich in Ordnung gewesen wäre, hättest du den Mund gehalten.“
Er schäumte vor Wut. Den Ärger konnte sie in seinen Augen erkennen, was sie aber nicht erkennen konnte, war, warum sie dabei die Böse sein sollte. „Du wirfst mir vor, dass ich nicht weiß, was ich tue, und zugleich beklagst du dich, dass ich verantwortungslos handle. Du musst wählen, Hawk. Entweder ich bin in deinem Team oder nicht.“
„Du hast sie gehen lassen.“
„Nein, das habe ich nicht.“
„Du hast sie gehen lassen, wie du auch zugelassen hast, dass Jesse geht.“
Sie fühlte sich, als hätte er sie geohrfeigt. „Du hast kein Recht, diese Situationen miteinander zu vergleichen. Zum einen ist Jesse meine Schwester, nicht meine Tochter, und zum anderen ist sie über einundzwanzig. Brittany ist erst siebzehn.“
„Wir müssen sie finden.“
Er ging an ihr vorbei ins Haus. Verletzt und verwirrt lief Nicole ihm hinterher. Gerade erst hatten sie ein paar überraschend schöne Stunden miteinander verbracht. Wie konnte er sie halten und berühren und Liebe mit ihr machen, und sie dann so angreifen?
Er lief durchs ganze Haus, als wären die beiden noch immer da und Nicole hätte sie nur irgendwie übersehen. Als er in die Küche kam, zeigte sie ihm die Nachricht.
„Nicht, dass es wichtig wäre, aber das lag hier, als ich zurückkam.“
„Und du hast es nicht gewusst.“
Sie seufzte. „Egal, wie oft du mir diese Frage noch stellst, meine Antwort wird sich nicht ändern.“
Er ging zum Telefon, nahm es in die Hand und wählte die 9-1-1. „Meine siebzehnjährige Tochter ist verschwunden. Ich muss mit der Polizei sprechen.“
In derselben Stunde noch wurde Nicoles Haus überrannt. Die Polizei war überall, stellte Fragen, besichtigte die Zimmer, in denen Raoul und Brittany sich aufgehalten hatten, machte Notizen und telefonierte. Nicole wusste, dass Hawk mehr als einen Gefallen eingefordert hatte, um so viel Aktivität in solcher Geschwindigkeit an den Start zu bringen.
Sie machte Kaffee, während Hawk den Beamten alles erzählte, was er wusste. Der Notizzettel wurde in Augenschein genommen und man diskutierte die verschiedenen Möglichkeiten.
„Sie wird ihn heiraten“, bemerkte Hawk während einer Befragungspause.
Nicole schüttete ihm noch etwas Kaffee nach. „Das kann sie nicht. Sie ist minderjährig. Wenn sie einen gefälschten Ausweis benutzt, ist die Heirat nicht legal. Es wundert mich, dass Raoul noch nicht daran gedacht hat.“
„Vielleicht haben sie das sogar beide schon getan“, murmelte Hawk. „Vielleicht hoffen sie ja, dass eine ungültige Heirat mich davon überzeugen wird, schließlich meine Zustimmung zu einer wirklichen Hochzeit zu geben.“
„Dann sage ihnen Nein.“
Er sah sie an, und wich gleich darauf ihrem Blick aus, sodass Nicole sich fragte, wie oft er seiner Tochter überhaupt schon einmal etwas abgeschlagen hatte. Er sah das Problem in ihr, vielleicht deshalb, weil er das eigentliche Problem nicht sehen konnte … sich selbst. Möglicherweise war sie gegenüber Jesse tatsächlich zu hart gewesen, aber Hawk war verantwortlich dafür, bei Brittany zu nachgiebig gewesen zu sein. Wie sich gezeigt hatte, konnten beide Fehler verheerende Konsequenzen nach sich ziehen.
„Nach Raoul wird nicht gesucht“, erklärte ihr Hawk. „Er ist über achtzehn und freiwillig gegangen. Da können sie nichts tun. Brittany allerdings ist minderjährig, also darf sie nicht einfach so verschwinden.“ Er senkte seine Stimme. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie schwanger ist. Sie wollen wissen, ob ich Raoul anzeigen möchte, weil er mit ihr geschlafen hat.“
Nicole starrte ihn an und wartete darauf, dass er sagen würde, er wolle das nicht. Als er jedoch schwieg, kam sie an den Tisch und funkelte ihn wütend an.
„Denk nicht
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