Frisch verlobt
einmal daran“, sagte sie bebend vor Zorn. „Er war siebzehn, als das alles begonnen hat. Er ist ihr Freund, nicht irgendein Kinderschänder, und das weißt du. Er hat lediglich getan, was alle Teenager – dich eingeschlossen – seit Beginn aller Zeiten tun. Du kannst dem Jungen nicht die Schuld zuschreiben, und er ist auch nicht das Problem.“
„Damit willst du wohl sagen, dass Brittany es ist?“, fragte Hawk und erhob sich.
„Nein, das habe ich nicht gemeint. Das Ganze ist ein einziges Chaos und muss verändert werden, angefangen mit deiner Vergangenheit. Du solltest aufrichtig sein, mit ihr und mit dir. Dein Leben mit Serena war nicht perfekt. Brittany verdient es, das zu erfahren.“
Er kniff die Augen zusammen. „Lass meine Frau aus dem Spiel.“
Meine Frau? Warum musste er sich so ausdrücken? „Ich sage doch nicht, dass sie der Teufel war, Hawk. Ich sage, dass sie menschlich war. Dass es Zeiten gab, in denen eure Ehe wunderbar lief, und Zeiten, in denen ihr euch gegenseitig gehasst habt. Es geht um zwei Menschen, die sich geliebt und die in der Realität zusammengelebt haben. In guten wie in schlechten Zeiten. Aber es gab keine kleinen Vögelchen, die morgens auftauchten, um zu singen und beim Anziehen zu helfen. Es war das Leben, keine Fantasie. Aber du wolltest Brittany das einfach nicht sehen lassen. Und deshalb glaubt sie jetzt daran, dass sie etwas Magisches nachleben wird.“
„Du weißt nicht, wovon du sprichst“, sagte er, drehte sich um und verließ die Küche.
Den Rest der Nacht gingen Nicole und Hawk sich aus dem Weg. Nachdem die Polizei das Haus verlassen hatte, zog sie sich in ihr Zimmer zurück und schloss die Tür. Sie hatte keine Ahnung, wo er geschlafen hatte, aber am nächsten Morgen war er immer noch da.
Als sie in die Küche kam, goss er gerade frischen Kaffee ein. Sie sahen sich gegenseitig an, und sie hoffte darauf, in seinem Blick ein Anzeichen für Versöhnung oder Kompromiss zu finden, aber ebenso gut hätte sie einen Fremden anstarren können.
„Ich muss in die Schule“, sagte er. „Wirst du mir bitte Bescheid geben, wenn du etwas hörst?“
Sie nickte.
„Umgekehrt werde ich es auch machen.“ Er nahm noch einen Schluck Kaffee und verschwand.
Nicole sank auf einen der Küchenstühle und wunderte sich darüber, wie alles so durcheinandergeraten konnte. Dann griff sie nach dem Telefon und wählte eine Nummer, die sie auswendig kannte.
„Was machst du, wenn du Amy in die Schule gebracht hast?“, fragte sie ihre Schwester.
„Dann komme ich bei dir vorbei“, antwortete Claire.
„Gute Antwort.“
Vierzig Minuten später lag Claire ausgestreckt auf dem Anbausofa, die Füße hochgelagert, eine Hand auf ihrem anwachsenden Bauch.
„Ich verstehe nicht“, sagte sie und nippte an ihrem Kräutertee. „Warum ist Hawk wütend auf dich?“
„Weil ich ein leichtes Ziel bin. Weil er weder sich selbst noch Brittany oder den Umständen die Schuld geben kann. Weil er die Realität nicht sieht.“ Nicole lehnte sich in den Klubsessel zurück und seufzte. „Und wie komme ich überhaupt dazu, auf ihnen herumzuhacken?“
„So schlimm kann es doch gar nicht sein.“
„Seine Tochter ist schwanger und will nicht mit ihm reden. Der Junge, von dem sie das Kind hat, wohnt bei mir. Hawk glaubt, dass ich von ihrem Vorhaben, wegzulaufen, wusste und es ihm nicht gesagt habe. Dann meinte er noch, darauf hinweisen zu müssen, dass ich Jesse ja schließlich auch einfach kampflos ziehen ließ. Warum sollte ich es da nicht bei den beiden ebenso machen?“
„Weil es nicht dasselbe ist“, stellte Claire fest. „Bist du dir sicher, dass du diesen Typ magst? Er klingt wie ein richtiger Idiot.“
„Nein, das ist er nicht. Er ist ein besorgter Vater.“
„Jetzt suchst du auch noch nach Entschuldigungen für ihn. Das kann nur eins bedeuten.“
„Ich weiß.“
„Du magst ihn.“
Nicole sah ihre Schwester an. „Ich liebe ihn.“
Claire grinste. „Wenn ich so ohne Weiteres aufspringen könnte, würde ich das jetzt tun. Wirklich? Das ist ja fantastisch!“
„Nein, ist es ganz und gar nicht. Es ist ein einziges Chaos, das meine katastrophale Ehe mit Drew vergleichsweise schon fast gelungen aussehen lässt.“
„Das glaube ich nicht.“
Nicole fuhr ihre Schwester nicht an, auch wenn es ihr erster Impuls war. Zum einen, weil Claire sie wirklich liebte und in Nicoles Welt nicht allzu viele Menschen herumliefen, die das taten. Zum anderen, weil Claire immer ihrem Herzen
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