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Frisch verlobt

Frisch verlobt

Titel: Frisch verlobt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mallery Susan
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Raoul konnte unmöglich dort leben. Hawk würde davon wissen. Er kümmerte sich um seine Spieler und befasste sich auch mit ihren Lebensumständen.
    Einige Minuten später konnte er hören, wie die Jungs allmählich eintrafen. Ein paar von ihnen schickte er zu Nicoles Wagen, um die Desserts zu holen, die sie mitgebracht hatte. Dann bat er Raoul, zu ihnen ins Büro zu kommen.
    Hawk beobachtete ihn, als er den Raum betrat. Der Junge sah aus wie immer. Es gab nicht das geringste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmen könnte.
    Vielleicht hat Nicole auch einfach überreagiert, dachte er. Oder die Situation falsch eingeschätzt.
    „Setz dich“, forderte er ihn auf.
    Raoul sah sie beide abwechselnd an. „Was geht hier ab?“
    Nicole versuchte zu lächeln. „Nichts besonders Gruseliges. Wir haben nicht vor, dich den Aliens für ihre medizinischen Experimente zu überlassen.“
    „Daran hatte ich jetzt auch nicht gedacht.“
    „Das kommt öfter vor, als du glaubst.“
    Nicoles Versuch, witzig zu sein, schien wenig dazu angetan, Raoul etwas lockerer zu machen.
    Seufzend hielt sie ihm seinen Lohnscheck hin. „Donnerstag hatte ich vergessen, dir das hier zu geben, und gestern hast du nicht gearbeitet. Weil ich nicht wollte, dass du auf das Geld warten musst, bin ich also zu deiner Adresse gefahren, um dir den Scheck zu geben.“
    Raoul versteifte sich leicht. Seine Haut färbte sich dunkler und er duckte den Kopf. Auch vergaß er ganz, den Scheck anzunehmen.
    „Das kann ich erklären“, murmelte er.
    Hawks Magen zog sich zusammen. Verflucht, wie konnte es dazu kommen? Am liebsten hätte er jemanden angebrüllt, aber im Raum war niemand, der das verdient hätte, außer vielleicht er selbst.
    „Wir hören dir zu“, sagte er und versuchte dabei, so ruhig und unvoreingenommen zu klingen wie irgend möglich.
    Raoul verlagerte sein Gewicht. „Vor ein paar Wochen haben meine Pflegeeltern mich rausgeworfen. Der Typ hat seine Kinder und seine Frau geschlagen. Ich habe versucht, mich da rauszuhalten. Wirklich. Denn ich wusste ja, dass ich bald achtzehn sein würde. Aber ich habe es gehasst, und eines Tages wollte ich ihm dann doch mal zeigen, wie es sich anfühlt, wenn man verprügelt wird.“
    Er sah Hawk an. „Ich habe ihn nicht verletzt, das schwöre ich. Ich habe ihn nur ein bisschen aufgemischt.“
    „Ich bin mir sicher, dass du ihn nicht verletzt hast.“ Auch wenn der Bastard ein paar gebrochene Knochen vermutlich verdient hätte.
    „Er hat mich also dann rausgeworfen, und ich bin einfach mal davon ausgegangen, dass sie dem Sozialdienst schon nichts sagen würden, solange ich den Mund halte. Dass sie einfach das Geld weiterkassieren würden. Und so war es dann auch. Nächste Woche habe ich einen Termin bei meinem Sozialarbeiter. Dann will ich den Kerl melden. Aber ich wollte so lange warten, bis ich achtzehn wurde und damit aus dem System raus war.“
    Raoul schluckte. „Dieses alte Gebäude kannte ich schon lange. Dort kommt nie jemand hin. Es ist ziemlich sicher da. Also habe ich mich dort eingerichtet. Es ist in Ordnung, Coach. Mir geht es gut.“
    Hawk hätte nicht sagen können, welches Gefühl in ihm stärker war – der Wunsch, diesen Kerl, der seine Kinder schlug, aufzusuchen und zu Ende zu führen, was Raoul begonnen hatte, oder der Stolz auf den jungen Mann, in den sein Spieler sich verwandelt hatte.
    Nicole funkelte ihn wütend an. „Von alledem hast du keine Ahnung gehabt, nicht wahr?“ Dann richtete sie ihren Zorn auf Raoul. „Du lebst also ganz allein in einem verlassenen Gebäude? Das ist so was von absolut nicht okay. Ziemlich sicher ist nicht gut genug. Du brauchst ein richtiges Heim, mit einem Wasserklo, Heizung und einem Dach über dem Kopf, das nicht an siebenundvierzig Stellen leck ist.“
    „Es ist …“, setzte Raoul an, aber Nicole brachte ihn mit einem wütenden Blick zum Schweigen.
    „Wage nicht, zu sagen, dass es in Ordnung ist“, schrie sie. „Es ist nicht in Ordnung. Nichts daran ist in Ordnung.“
    Hawk schätzte die Leidenschaft und Energie, mit der sie sich dem Thema widmete, und ihm war klar, dass sie recht hatte. Raoul konnte so nicht leben. Rein praktisch schon nicht, denn der Winter stand vor der Tür. Ohne Heizung würde er sich den Arsch abfrieren.
    „Ich werde nicht in ein Heim gehen“, sagte Raoul und fügte hinzu: „Das ist mein Ernst. Dort werde ich nicht leben.“
    So wie der Junge das sagte, hatte Hawk den Eindruck, dass er früher schon einmal in einem

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