Frisch verlobt
dich selbst zu finden. Und weißt du was? Deine Probleme wirst du mitnehmen. Sie werden in deinen Koffer schlüpfen und sich häuslich einrichten, wenn du ihn wieder auspackst. Du kannst den Konsequenzen nicht entfliehen, Jesse. Deshalb wäre es besser, du bleibst und findest hier eine Lösung.“
„Nein. Für mich ist es Zeit zu gehen. Du beschwerst dich doch immer, dass ich nie erwachsen werde. Vielleicht bin ich dann ja dazu gezwungen. Entweder ich schaffe es allein, oder ich versage allein.“
Am liebsten hätte Nicole laut geschrien. „Du kannst nicht weggehen. Du bist schwanger. Wie willst du denn für dich sorgen?“
„Das ist nicht dein Problem.“
Wie frustrierend das alles doch war. Glaubte Jesse wirklich, dass sie einen ordentlichen Job mit Krankenversicherung finden, ihr Baby bekommen und es allein aufziehen könnte? In ihrem ganzen Leben hatte sie noch niemals Verantwortung übernommen. Mit Geld konnte sie absolut nicht umgehen, und wenn es um Arbeit ging, war sie ein Faulpelz. Abgesehen davon war sie nicht im Geringsten bereit, wenigstens zuzugeben, dass es ein Fehler war, mit Drew zu schlafen. Insgesamt gesehen also das perfekte Rezept für eine Katastrophe.
„Es wird mein Problem sein, wenn du zurückkommst, und wir beide wissen, dass es so sein wird.“
Jesse sah sie lange an. „Du glaubst, dass du alles über mich weißt. Du glaubst, du weißt, wer ich bin, aber da irrst du dich. Du weißt gar nichts. Ich will nicht mehr mit dir streiten, Nicole. Ich kann dich nicht noch mehr enttäuschen, das wäre mit zu vielen Schmerzen verbunden. Du wirst mir das wieder nicht glauben, aber es ist wahr. Es war nie meine Absicht, dass die Dinge sich so entwickeln. Versuch bitte nicht, mich zu finden.“
Damit drehte sie sich um und ging.
Nicole sah ihr nach. Einerseits wollte sie Jesse hinterherlaufen und darauf bestehen, dass sie blieb. Andererseits fragte sie sich, ob es Jesse nicht tatsächlich helfen würde, einmal für ein paar Monate ganz auf sich gestellt zu sein. Sie zweifelte nicht daran, dass ihre Schwester zurückkommen würde, und das mit Sicherheit verängstigt, verzweifelt und komplett abgebrannt. Nicht zu vergessen, schwanger. Dann würde Nicole sie wieder aufnehmen, weil es das war, was man in einer Familie tat. Aber bis dahin könnte Jesse vielleicht doch einmal ein paar Lektionen lernen.
Also ließ sie Jesse gehen und sagte sich, dass es das Richtige war, auch wenn sie dabei gegen ein Gefühl der Übelkeit im Magen ankämpfen musste.
Nach dem Footballspiel ging Nicole wie die anderen Zuschauer zum Parkplatz. Sie fühlte sich besser als vorher, konnte aber die dunkle Wolke, die sie nun schon den ganzen Tag lang umgab, offensichtlich nicht abschütteln.
Sie blieb neben ihrem Auto stehen, weil sie wusste, dass Hawk ihr wieder ein paar Kids schicken würde, die sie zur Pizzeria mitnehmen sollte. Während sie dort stand und überlegte, ob es eher gut oder schlecht für sie wäre, sich mit Pizza Hawaii vollzustopfen, kam eine große, gut gebaute, attraktive Frau auf sie zu.
„Entschuldigen Sie bitte“, sprach die Frau sie an. Ihr Gesicht war so perfekt geschnitten, dass es für die Titelseite eines Magazins gereicht hätte. „Sind Sie Nicole?“
„Ja.“
„Wirklich? Eine der anderen Mütter hat Sie mir gezeigt.“
Die Überraschung in der Stimme dieser Frau ließ Nicole aufmerken, denn es gab nur einen Grund, weshalb man über sie reden könnte.
„Sie sind mit Hawk zusammen?“
Nicole war absolut nicht in der Stimmung für so etwas. „Ja, das bin ich.“
„Wirklich?“
Schon wieder dieser Ton, der mehr ausdrückte als bloße Überraschung. Es klang schon fast danach, als wäre ein Gesetz des Universums verletzt worden.
„Ich hatte gedacht, Hawk würde eher auf einen anderen Typ stehen“, murmelte die Frau mehr zu sich selbst, als dass sie Nicole ansprach.
Nun erwachte der Zorn in Nicole. Sie warf einen Blick auf die linke Hand der Frau und sah dort so viele Diamanten, dass es für die Pensionszahlungen sämtlicher Einwohner in Idaho gereicht hätte.
„Sie meinen, eher ein Typ wie Sie? Tut mir leid. Mit verheirateten Frauen lässt er sich nicht ein. Was, wie ich sagen muss, für mich ganz toll ist. Ich bin Single. Und ja, wir sind zusammen. Und, wenn ich mal so frei sein darf, denn ich weiß ja, dass es das ist, was Sie wirklich interessiert, der Sex mit ihm ist einfach fantastisch. Im Ernst. Er ist buchstäblieh ein Gott. Wir tun Dinge, die in sechs Staaten
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