Frisch verlobt

nicht, was dieser Mann entdecken könnte, schließlich hatte er nichts zu verbergen.
    „Ich habe dich oft spielen sehen, als du noch in der NFL warst“, sagte Wyatt schließlich. „Und dann bist du auf dem Höhepunkt deiner Karriere ausgestiegen.“
    „Damals wurde bei meiner Frau Krebs diagnostiziert. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit, und unsere Tochter war erst zwölf. Mir schien es eine Verschwendung dieser letzten Wochen zu sein, im Land herumzufliegen und Football zu spielen. Nachdem sie dann gestorben war, musste ich für meine Tochter da sein. Jetzt ist sie schon Senior.“
    „Bedauerst du es nicht manchmal?“
    „Nein.“
    Die Frauen kamen zurück. Als Hawk Nicole auf sich zukommen sah, fühlte er sich innerlich berührt. Er sah gerne, wie sie sich bewegte. Sie war sich überhaupt nicht bewusst, wie schön sie eigentlich war, oder auch wie sexy, und das würde sie ihm nicht einmal glauben, wenn er versuchte, es ihr zu sagen.
    „Wir haben Salat und Knoblauchbrot, und Claire hat zum Nachtisch noch einen Obstkuchen gebacken“, sagte Nicole. „Sie versucht ständig, ihren inneren Bäcker zu finden.“
    „Den, oder besser die, habe ich inzwischen gefunden“, erklärte Claire. „Obstkuchen sind meine neueste Entdeckung. Ihr werdet tief beeindruckt sein.“
    Nicole grinste. „Claire spielt Klavier.“
    „Davon habe ich bereits gehört“, erwiderte Hawk, dem die Frotzelei zwischen den Schwestern Spaß machte.
    „Du musst wissen, dass ich eine sehr berühmte und sehr verhätschelte Solistin bin, die überaus gefragt ist. Du kannst von Glück reden, dass du mit mir am selben Tisch speisen darfst.“
    „Als sie anfangs nach Seattle kam, wusste sie nicht einmal, wie man Kleider wäscht“, ergänzte Nicole.
    Claire klapperte mit den Wimpern. „Ich muss meine Hände schützen. Hausarbeit ist unter meiner Würde.“
    „Hör auf damit, auf ihr herumzuhacken“, schaltete Wyatt sich ein. „Sie ist schließlich nicht die Einzige mit einer peinlichen Vergangenheit.“
    Hawk sah Nicole an. „Hast du etwa irgendwelche Geheimnisse vor mir?“
    „Nein. Ich habe dir alles erzählt.“
    Claire legte den Kopf auf die Seite. „Bist du dir da auch ganz sicher? Als ich vier war und mehrere Stunden am Tag Klavier üben musste, da saß Nicole immer draußen vor dem Studio und hat Töpfe aneinander geschlagen. Das war ihre Art, mich zu begleiten und gleichzeitig zu verhindern, dass ich mich einsam fühlte.“
    Nicole wand sich. „Okay, das habe ich vielleicht nicht erwähnt.“
    Claire lachte. „Ich will jetzt damit aufhören, dich zu quälen. Komm mit, Hawk. Wyatts Tochter Amy ist zwar heute nicht hier, aber wir haben Fotos. Die musst du dir einfach ansehen und zuhören, wie ich mit ihr angebe.“
    Sie führte ihn ins Haus. Hawk hatte das Gefühl, dass sie nicht allzu viel über Amy reden würden.
    Und so war es dann auch. Als sie ins Wohnzimmer kamen, zeigte sie ihm ein paar Fotos, die auf einem offensichtlich neuen Stutzflügel standen, und fragte ihn: „Wie habt ihr beiden euch kennengelernt?“
    „In der Bäckerei.“ Wo sie auch Wyatt kennengelernt hat, dachte er und merkte, wie seine gute Laune verflog.
    „Du scheinst ein netter Typ zu sein, worüber ich mich freue. Aber Nicole ist etwas Besonderes, und ich will nicht, dass jemand sie verletzt.“
    Das bedeutete ja wohl, dass Claire von ihrem Deal nichts wusste. Ob die Besorgnis ihrer Schwester einer der Gründe war, weshalb Nicole ihm diesen Vorschlag gemacht hatte?
    „Ich werde sie nicht verletzen.“
    Claire nickte. „Ich nehme ja auch nicht an, dass es deine Absicht ist, aber sie hat gerade erst eine schwierige Ehe hinter sich.“
    „Über Drew weiß ich Bescheid.“
    „Sie hat dir von ihm erzählt?“
    „Von Drew und auch, was er getan hat.“
    „Oh. Okay. Dann weißt du ja, weshalb ich mir Sorgen mache. Wyatt fühlt sich deswegen ganz schlecht. Er hätte sie nie miteinander bekanntmachen sollen. Aber Drew gehört zu seiner Familie, daher war es wohl unvermeidlich.“
    „Wyatt und Drew sind Brüder?“ Diesen Teil der Geschichte hatte Nicole nicht erwähnt.
    „Stiefbrüder. Drew ist eine ziemliche Katastrophe.“
    Hawk hörte gar nicht mehr hin. Plötzlich überfiel ihn das Bedürfnis, auf irgendwas oder irgendwen einzuschlagen. Wyatt kam ihm in den Sinn, nicht, dass er ihm etwas Besonderes getan hätte. Der Kerl nervte Hawk einfach. Und Drew könnte eine ordentliche Tracht Prügel auch gut vertragen. Für Hawk wäre es ein Vergnügen, das zu