Frisch verlobt
reden.“
„Dann warte unten auf mich. Und mach bloß keine Zicken. Raoul hört nicht immer auf das, was ich ihm sage.“
Es gab keinen Grund, ihm zu drohen, aber es fühlte sich gut an, die Worte auszusprechen. Wahrscheinlich ist es kindisch, dachte sie, als sie in ihr Schlafzimmer zurückging. Trotzdem macht es Spaß.
Sie wusch sich das Gesicht und putzte die Zähne, dann zog sie sich rasch an. Es machte ihr recht wenig aus, sich mit Drew und ihrer Beziehung auseinanderzusetzen, denn über ihn war sie längst hinweg. Das war ihr bereits von dem Moment an klar, als sie ihn mit ihrer Schwester im Bett gesehen hatte und feststellen musste, dass es sie härter traf, von ihrer Schwester betrogen zu werden als von ihrem Mann. Aber da war ja noch die Sache mit dem Baby. Ob Jesse es ihm erzählt hatte?
Als der mögliche Vater hatte er vermutlich ein Recht, es zu erfahren. Andererseits war Jesse nun schon dabei, es alleine zu versuchen. Sollte sie sich da etwa auch noch Sorgen um Drew machen?
Nachdem sie das Für und Wider kurz erwogen hatte, entschied Nicole, dass es nicht ihre Aufgabe war. Wenn Jesse wollte, dass er davon erfuhr, wusste sie, wo sie ihn finden konnte. Nicole wollte sich da einfach nicht einmischen.
Als sie in die Küche kam, fand sie Raoul und Drew wie Platzhirsche an gegenüberliegenden Seiten der Küche und einander anstarrend. Hätte ein Baum in der Mitte gestanden, sie hätten wohl beide dagegen gepinkelt.
Sie ignorierte Drew und ging zu Raoul hinüber. „Ich werde mit ihm sprechen müssen, ohne dass du ihn grimmig anstarrst. Könntest du bitte mit Sheila einen Spaziergang machen.“
„Ich traue ihm nicht.“
„Ich traue ihm auch nicht, aber ich bin mir ziemlich sieher, dass ich mit ihm fertig werde. Mein Knie ist jetzt auch schon viel besser.“
Das brachte ihr ein Lächeln ein. „Ich werde in der Nähe bleiben, und ich nehme mein Handy mit.“
„Ich rufe dich an, wenn es Ärger gibt.“
Raoul holte die Hundeleine aus dem Abstellraum und verließ die Küche. Nicole wartete noch, bis sie die Haustür ins Schloss fallen hörte, ehe sie sich Drew zuwandte.
„Was zum Teufel hast du dir eigentlich dabei gedacht, dich hier noch einmal einzuschleichen? Hast du denn beim letzten Mal gar nichts gelernt?“
Drew war bereits einmal eingebrochen, spät nachts und völlig betrunken. Damals hatte Claire ihn mit ein paar überraschenden Maßnahmen und mithilfe eines Stöckelschuhs von ihr ferngehalten. Die Narbe trug er immer noch.
„Ich wollte mit dir reden.“
„Warum rufst dann nicht an?“
„Wer ist der Kerl?“
„Niemand, um den du dir Gedanken machen müsstest.“
„Schläfst du mit ihm?“
„Er ist noch auf der Highschool, Drew, nicht als ob dich das etwas anginge. Er brauchte einen Platz, wo er wohnen kann, also habe ich ihn aufgenommen. Du bist derjenige, der unpassende Beziehungen eingeht, nicht ich. Ich muss nicht hinter jemandem herjagen, der jünger ist, nur um mich besser fühlen zu können.“
Drew kam einen Schritt auf sie zu. „Ich will mich nicht mehr streiten. Es hat jetzt lange genug gedauert. Wann kann ich endlich wieder zurückkommen?“
Das konnte ja wohl nicht sein Ernst sein. „Es ist kein Spiel, Drew. Ich tue nicht nur so, als wäre ich wütend. Mit unserer Ehe ist es aus. Die war schon von Anfang an ein Fehler.“
„Sag doch das nicht.“
„Es ist die Wahrheit. Ich habe keine Ahnung, warum du dich an mich klammerst, aber du solltest es lieber lassen. Wir haben nie zueinander gepasst.“
Just in diesem Moment ging die Hintertür auf, und Hawk kam hereinspaziert. In Joggingshorts und T-Shirt wirkte er groß, stark und sexy. Er ignorierte Drew, schlenderte auf Nicole zu und gab ihr einen Kuss auf den Mund.
„Ich dachte nur, ich schau mal herein und sage Hallo“, erklärte er, wobei er Drew nicht aus den Augen ließ. „Wer ist dein Bekannter?“
„Mein Exmann“, antwortete sie automatisch und fragte sich, was um Himmels willen Hawk hier machte. Wieso tauchte er einfach hier auf? Dann begriff sie. Raoul musste ihn angerufen haben.
Hawk machte sich also Sorgen um sie, und das zu wissen gab ihr ein angenehm warmes Gefühl in der Magengegend.
Sie wandte sich an Drew. „Das ist Hawk.“
Hawk grinste. „Der neue Freund.“
Drew nahm eine drohende Haltung ein. „Wir sind noch immer verheiratet.“
„Ich habe die Scheidung eingereicht“, rief Nicole ihm ins Gedächtnis. „Wir haben uns bereits auf eine gütliche Trennung geeinigt. Im Moment
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