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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Oma
behelligt?“
    „Keine Ahnung. Jedenfalls denke
ich jetzt darüber nach. Aber mir fällt keine Erklärung ein.“
    „Wir werden schon dahinter
kommen.“
    „Immer, Pfote. So, da sind
wir.“
    Sie hatten das
Polizei-Präsidium erreicht. Hier war auch am Samstag ein Mordsbetrieb. Gabys
Vater befand sich ja leider auf Lehrgang. Also schnürten TKKG wohl oder übel zu
Kommissar Graif, der als leidenschaftlicher Innendienstler an seinem
Schreibtisch saß, vergraben hinter unbearbeiteten Akten.
    Von Graif erfuhren sie, dass
sich hinsichtlich des Räuber-Pärchens noch kein Fahndungserfolg ergeben hatte —
wie sollte es auch in so kurzer Zeit!
    Dann staunte der Kommissar über
das, was TKKG ihm berichteten. In knapper Form erfuhr er, was Sache war, und
den Zusammenhang. Wie wild machte er sich Notizen. Hinsichtlich des zu
erwartenden Kindergarten-Brandanschlags benahm er sich stoisch (gleichmütig ).Diese
Milchtüten-Horte hätten samstags geschlossen, erklärte er. Also wäre nichts zu
befürchten.
    Tim wies nachdrücklich darauf
hin, die Presse außen vor zu lassen im Hinblick auf Beates Tagebücher. Und
überhaupt: Auch Hilde Nocke dürfe nicht ins Spiel gebracht werden. Öffentliche
Familienschande als Medien-Nachklapp nach 70 Jahren — das hatte die alte Dame
nicht verdient.
    Graif versprach, in dieser
Hinsicht sein Bestes zu tun. Aber wenn jemand sein Bestes tut, ist das ja
meistens zu wenig und heißt im Klartext, er könne für nichts garantieren.
    Tim beschloss auch gleich
innerlich, notfalls hart auf den Pudding zu hauen und die Malerin zu schützen.
    Immerhin erfuhren sie jetzt,
dass der Nocke-Einbruch nicht von Graif bearbeitet wurde, sondern von dessen
Kollegen Frischlingen Und dieser noch junge Kommissar — der auch gern als
Undercover-Ermittler, also heimlich und verdeckt, in den kriminellen Sumpf der
Millionenstadt eindrang — wurde von Gabys Vater geschätzt und war bei TKKG sehr
beliebt.
    Er hatte Dienst. Sein Büro roch
nach Rasierwasser. Frischlinger kaute Kaugummi, weil — wie er sagte — diese
Bewegung und der Speichelfluss das Gehirn anregen. Auf dem Schreibtisch
stapelten sich noch mehr Akten als bei Graif. Auch die Regale waren
proppenvoll. Frischy, wie er genannt wurde, hatte einen Tick, trug nämlich gern
die neueste Trend-Frisur, wobei ihm sein dichter Haarschopf zugute kam. Heute
war das Deckhaar kurz geschnitten, wie Tim feststellte, mohrrüben-blond
gefärbt, und mit Gel zu Spitzen geformt. Der Anblick erinnerte teils an ein
Stoppelfeld, um das sich der Bauer nicht kümmert, teils an ein ungebürstetes
Rattenfell.
    „Hallo, ihr!“, grinste er und
gab jedem die Hand, wobei er vor Gaby einen Knicks machte. „Langweilt ihr euch?
Oder was verschafft mir die Ehre?“
    Gaby himmelte ihn an — so
übertrieben, dass es sichtbar gespielt war. „Wir wollen Sie nur mal
wiedersehen, Herr Polizeirat.“
    „Hohoh! Seit wann lügst du?“
    „Genug geflirtet!“, schaltete
sich Tim ein. „Jetzt wird gearbeitet. Wir brauchen Ihre Hilfe, Frischy.“
    So durften sie ihn nennen.
    „Für euch würde ich
Nachtschicht einlegen.“
    „Sie sind neuerdings für
Einbrüche zuständig?“
    „Für die Bearbeitung der
Fälle.“
    „Uns interessiert der Bruch bei
Hilde Nocke.“
    Frischy schob die Brauen
zusammen. „Jede Akte, die hier liegt, ist ein Fall. Das Einbruchs-Dezernat habe
ich im April übernommen. Mein Durch- und Überblick reicht noch nicht weit. Der
Fall Hilde Nocke wurde von meinem Vorgänger schon abgeschlossen, unerledigt
natürlich. Weil sich keine Spur ergab.“
    „Das heißt“, sagte Tim, „die
Akte vermodert schon.“
    „Es sei denn, es ergibt sich
etwas Neues.“
    „Der Einbrecher hat noch mehr
geklaut als damals festgestellt wurde. Nämlich zwei Tagebücher, einen alten
Koffer und ein Fotoalbum.“
    Frischy drehte den Kopf zur
Seite und sah Tim aus dem Augenwinkel an. „Darf ich dir ein Kaugummi anbieten?“
    „Weshalb?“
    „Das Gekaue durchblutet das
Gehirn.“
    „Danke!“ Der TKKG-Häuptling
grinste. „Aber meine Schaltzentrale wird bestens vom Rotsaft durchströmt.
Trotzdem nehme ich’s gern — aber nur wenn auch meine Freunde was kriegen.“
    Als alle kauten — auch Gaby
erklärte Tim, welche Bedeutung Tagebücher, Koffer und Album hatten. Frischy war
so vertrauenswürdig — er hätte Ehrenmitglied werden können bei TKKG.
    „Donnerwetter!“ Er strich
vorsichtig über das gegelte Stoppelfeld. „Das macht aus diesem Einbrecher
allerdings mehr —

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