Frischluftkur: Roman (German Edition)
still im Dunkeln sitzen.
»Da finde ich einmal in meinem Leben einen Typen wirklich richtig gut und dann ist das ausgerechnet ein Montag! Eine größere Scheiße konnte mir wohl nicht passieren!« Jule tritt gegen einen Geranienblumentopf.
Romeo beobachtet sie fasziniert. Jule umklammert das Balkongeländer so fest, dass ihre Fingerknöchel ganz weiß werden. Ach, wäre ich doch dieses Balkongeländer , wünscht er sich.
»Verdammt, der sieht so schnuckelig aus!«, monologisiert Jule weiter. »Und er hat nach meiner Spezialwürzmischung gefragt. Ich weiß, das ist der Richtige! Den will ich! Aaaaaargh! Die Geranien werden noch einmal durchgerüttelt. »Romeo! Toller Name! Aber warum muss er ausgerechnet ein Montag sein! Ein verfickt-verdammter Montag! So ein Scheiß!« Jule tritt ein drittes Mal gegen den Geranientopf, der bei der erneuten Attacke zerbricht. »Scheiße!«
»Du kannst mich auch Dienstag nennen«, ruft Romeo und springt aus seiner Ecke hervor. »Oder Sonntag – das wäre mir eh lieber. Oder sag doch einfach Loverboy zu mir, denn das wäre ich gerne: dein Loverboy!« Romeo zuckt ein wenig zusammen: Loverboy – wie kommt er bloß darauf? »Was machst du denn hier?«, ruft Jule erschrocken.
»Ähhhh – nichts«, stammelt Romeo. »Ich wollte nur ... ich wollte ... in deiner Nähe sein. Ich finde dich nämlich super!«
»Ich dich auch!«, rutscht es Jule raus, doch sie hält sich sogleich die Hand vor den Mund und läuft knallrot an. Was hat sie da bloß eben alles ausgeplaudert? Damit hat sie ihn doch bestimmt verschreckt! Jule erinnert sich an all die Bücher, die sie gelesen hat: Wie man Männer angelt. Den Richtigen finden und behalten. Zehn todsichere Strategien, einen Ehemann zu finden. Was in diesen Büchern steht, das klingt alles so wahr, so logisch. So will sie sich verhalten: Erst gar kein Interesse zeigen, sich rar machen. Den Mann bloß nicht überfordern. Und jetzt das! Ein unverzeihlicher Fauxpas. Das kann ja nicht gut gehen. Und noch dazu mit einem Montag!
»Du, das ist total gefährlich hier für dich!«, warnt Jule ihren Verehrer. »Tyron schleicht hier abends manchmal herum.«
»Tyron interessiert mich nicht. Vor dem habe ich keine Angst!«
»Sei nicht albern, der haut dich mit links zu Brei. Und das willst du ja wohl nicht, oder?«
»Nö, nicht so gerne«, muss Romeo zugeben.
»Dann hau ab! Schnell!«
»Ich gehe nur, wenn du mir sagst, dass du mich liebst!«
»Du spinnst wohl!«
»Doch! Bitte!«, bettelt Romeo. Er hört das Tor knirschen.
»Da kommt Tyron«, zischt Jule, »bring dich in Sicherheit!«
»Dann ruf mich wenigstens morgen an!«, fleht Romeo.
»Mal sehen«, sagt Jule und denkt an die Bücher. Warum sollte sie ihn anrufen? Er ist doch schließlich der Mann. Er muss anrufen! Aber er hat diese Bücher wohl nicht gelesen.
»Träum was Schönes!«, ruft Romeo zum Abschied, bevor er über die Mauer klettert.
»Selber!«, antwortet sie.
***
Tina, Marlies und Petra sitzen wieder bei Hanna im Wagen.
»Das wurde aber auch Zeit«, mault Hanna, die schon seit über einer Stunde gewartet hat. Eigentlich hatte sie vor, den ganzen Tag im Auto zu bleiben und die Stellung zu halten, aber das wurde ihr dann doch zu blöd. Also hat sie sich per SMS abgemeldet und ist erst zur vereinbarten Zeit zum Abholen wiedergekommen. Doch ihre Freundinnen kamen und kamen einfach nicht aus dem Puderdöschen. Und Hanna konnte ja schlecht reingehen – wie hätte das denn ausgesehen?
Nun sind sie endlich da und ganz außer sich. »Und ich bin mir sicher, dass das mein Mann war!«, ereifert sich Petra.
»Du hast ihn doch nur von hinten gesehen. Und dein Mann ist viel kleiner«, gibt Tina zu bedenken. »Aber die Frau, mit der er aufs Zimmer gegangen ist, die sah so ähnlich aus wie du.«
»Genau!«, kreischt Petra. »Das ist ein eindeutiger Beweis! Außerdem ist mein Mann nicht klein!«
»Warum hast du ihn denn nicht genau erkannt?«, fragt Hanna.
»Ich konnte doch nicht dichter ran, dann hätte er mich ja gesehen«, sagt Petra.
»Also hat die ganze Aktion jetzt nichts gebracht?« Hanna wirkt ein wenig enttäuscht.
»Doch!«, sagt Tina, »ich habe einwandfrei den Vize-Bürgermeister, den Leiter des Bauamtes, die halbe Freiwillige Feuerwehr, den Schützenkönig und den Mann der Vorsitzenden des Landfrauenverbandes erkannt!« Sie lächelt triumphierend. »Und ich weiß auch, was die Herren so ausgegeben haben!«
»Das sind wertvolle Informationen, das werden wir noch verwenden
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