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Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser

Titel: Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Senf
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jedenfalls noch nicht.« Doris war doch ziemlich helle. Instinktiv hatte sie die Situation erfasst. Nach ein paar Minuten wurde der Typ nervös. Er winkte wieder Doris herbei und sagte etwas. Ich verstand nicht, was er sagte.
    »Ich bin nicht sein Kindermädchen«, rief Doris. Der Typ zahlte mit einem Fünfziger. »Muss ich erst wechseln«, antwortete Doris. Der Typ zersprang schier vor Ungeduld. Die Situation war klar. Der hatte mich im Auge. Ich machte mich auf die Socken, während Doris an der Kasse den Fünfziger wechselte.
    Ich lief einmal um den Block. Die Windscheidtstraße runter, dann links in die Kant, am Griechenladen vorbei, der das beste Olivenöl aus Kreta hatte, aber trotzdem pleiteging, dann wieder links, vor mir lag jetzt das Amtsgericht, wieder links, und ich bog in die Leonhardtstraße ein, die zu den schönsten Straßen Berlins zählt.
    Was wollte dieser Typ von mir? Was ich wollte, wusste ich. Ich wollte diese ganze Angelegenheit möglichst schnell hinter mich bringen.
    Es sah nicht danach aus. Vor meiner Haustür stand der Mensch mit der Zeitung unter den Arm geklemmt. Er konnte nur vom Polizeiärztlichen Dienst sein, oder von der Polizei oder Kripo. Keine Ahnung. Das war alles ein Verein. Ich wollte von denen unbedingt etwas wissen, was die mir unbedingt nicht sagen wollten. Ich hatte einen Haufen Dokumente, die ich gar nicht haben dürfte. Arztbriefe, Atteste und Gerichtsurteile unterlagen der Schweigepflicht. Sie verleugneten eine Ärztin, die bis vor kurzem noch ihre Kollegin war. Irgendetwas irritierte die nachdrücklich. Oder der Typ würde jetzt nicht postwendend vor meiner Haustüre stehen. Claus Bruderhertz stapelte aus seinem Auto Weinkisten auf eine Sackkarre. Der Vertreter des Gesetzes guckte die Straße rauf und runter. Er trippelte dabei nervös hin und her. Er hatte offensichtlich Hummeln im Hintern. Dann sah er mich, schaute sofort unbeteiligt in eine andere Richtung, nestelte ein Handy aus seiner Hosentasche und telefonierte. Nur ganz kurz. Zwei Sekunden. Claus schob seine Sackkarre an ihm vorbei. Er verwickelte Claus in ein Gespräch. Ich lief auf die beiden zu.
    »Hallo, Fritz«, rief Claus.
    »Ich zeige Ihnen gerne einen schönen Rotwein«, sagte er zu dem Typ. » k ommen Sie rein.«
    »Jetzt nicht«, sagte der Typ. »Später.«
    »Eben wollten Sie noch«, stellte Claus fest, den jede nicht verkaufte Flasche wurmte. Er wuchtete die Sackkarre in den Laden.
    Ich war an meiner Haustüre angelangt und fummelte die Schlüssel aus der Tasche. Der Typ stand jetzt fast neben mir und guckte wieder unbeteiligt. Er trat sich mit dem rechten Schuhabsatz auf den linken Zeh und drehte den Absatz hin und her. Vielleicht hatte er Fußpilz, der ihn juckte. Ich sperrte die Tür auf und betrat den Hausgang. Die Tür wollte zuschlagen, aber in letzter Sekunde fing der Typ sie auf und lief mir hinterher. Ihn im Rücken zu haben war mir unangenehm. Ich drehte mich abrupt um und blickte ihn an. Er sah mich hinter seiner Sonnenbrille an.
    »Was wollen Sie?«, fragte ich ihn. Er sagte nichts und guckte nur. »Hauen Sie ab.« Ich machte wieder kehrt, lief durch den Innenhof und betrat das Hinterhaus. Er folgte mir unverdrossen. Ich stieg die Treppe hoch. Ich hörte eine Türe zuschlagen. Das war im 2. Stock. Das konnte nur meine Wohnung gewesen sein. Die Nachbarn machten alle Urlaub. Jetzt musste jemand die Treppe runterkommen. Es kam aber niemand. Vor uns hatte auch niemand das Haus betreten. Ich hörte leises Knarren. Die Treppen zum 3. Stock knarrten. Da schlich jemand die Treppe hoch. Ich blieb im 1. Stock stehen. Der Typ blieb auch stehen, dicht hinter mir. Er war fast einen Kopf größer als ich. Ich stand zwei Treppenabsätze über ihm. Wir standen uns in Augenhöhe gegenüber. Die Situation war glasklar. Jemand war in meiner Wohnung, schlich gerade auf den letzten Drücker die Treppe hoch und der Typ vor mir auf der Treppe stand Schmiere, damit ich seine Kumpel in meiner Wohnung nicht überraschte. Es interessierte mich nicht sonderlich, was er unternommen hätte, um den Kumpeln Luft zu verschaffen, wenn ich zu früh aufgekreuzt wäre und die noch in meiner Wohnung gewesen wären. Ich ging rückwärts eine Treppenstufe höher. Jetzt stimmte der Abstand. Ich legte mein volles Gewicht in den Schlag. Die Nase knirschte, als sie brach. Blut spritzte. Der Typ kippte rückwärts die Treppe runter und schlug mit dem Hinterkopf auf. Der rote Kokosläufer dämpfte den Aufprall. Dann stieg ich

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