Fröhliche Ferien am Meer
fragte
Shelagh freundlich, »daß es den Mädchen nichts ausmacht, wenn ich den Puder
behalte? Er ist so schön, und ich bin ganz verliebt in das Döschen.«
Freddie war außer sich vor
Freude. »Aber natürlich nicht. Ich habe rauhe Mengen davon. Man hat sie mir
gegeben, als ich die Schule verließ, und dazu gesagt: >Du wirst sie
brauchen, wenn du erwachsen bist.< Ich war ziemlich wütend darüber. Bitte
behalte es, Shelagh. Bist du auch ganz sicher, daß du nicht nur meine Gefühle
schonen willst?« fragte sie ängstlich, wobei ihre Augen schon wieder leicht
feucht wurden.
»Das tut sie nicht« ,sagte
Angela bestimmt.« Jeder würde es gerne behalten. Wir haben uns alle so albern
benommen, daß du gar nicht mehr zu weinen brauchst. Komm, wir wollen Miss
Lorimer bitten, mit uns auf Weihnachten anzustoßen.«
Angela und Freddie fanden die
Schriftstellerin in einem Liegestuhl auf ihrer Veranda; neben ihr saß in einem
zweiten Liegestuhl ein älterer Herr. Das war Dr. Wyatt, ein kleiner,
grauhaariger Mann, der, abgesehen von seinem hervorragenden Kopf und seinen
tiefliegenden dunklen Augen, etwas unscheinbar wirkte. Man tauschte freundliche
Weihnachtswünsche aus, die begeistert von Roughs Gebell begleitet wurden, der die Familie Standish mittlerweile in sein Herz
geschlossen hatte. Angela bückte sich und streichelte ihn. »Schön, einen Hund
zu haben. Ich wollte immer einen, aber Mutter mag Hunde nicht, und außerdem
zogen wir ständig um. Als ich dann eine Wohnung hatte, konnte ich mir dort
keinen Hund halten.«
»Und ich bin kaum je ohne Hund
gewesen. Stephen schenkte mir Rough vor vier Jahren. Rough war damals ein
junges Hündchen, und mein Neffe wollte ihn nicht behalten. Er ist ein guter
Kamerad.«
»Ihr anderer Neffe ist ein
Farmer?« fragte Angela höflich.
»Ja, und seine Farm liegt nur
fünfzig Meilen entfernt von hier. Ich gehe manchmal dorthin, um wieder zum
Busch und zum Land zurückzukehren.«
»Zurückkehren? Haben Sie einmal
dort gelebt? Erzählen Sie uns die Geschichte Ihres Lebens«, bettelte Freddie.
»Das ist keine aufregende
Geschichte, obwohl es ein glückliches Leben war. Wo soll ich beginnen?«
»Vielleicht geben Sie Ihr
Examen zu«, schlug der Doktor verschmitzt vor.
»O ja, Angela wird es ohnehin nichts
ausmachen. Ein bescheidenes Examen, aber ich halte es ziemlich geheim. Es ist
schon schlimm genug, Romane zu schreiben; man muß nicht auch noch als
Akademikerin bekannt sein. Ich wollte einmal Lehrerin werden, und deshalb habe
ich mein Examen gemacht. Ich erzähle euch nicht, wieviele Jahre das zurückliegt. Als ich einige Jahre unterrichtet hatte, verlor mein
Bruder Ralph seine junge Frau. Nick und Stephen waren noch Kinder, deshalb habe
ich den Lehrerberuf aufgegeben — oh, eigentlich leichten Herzens. Der liebe
Ralph hat mich tausendfach dafür entschädigt. Dann habe ich mich um die Familie
gekümmert.«
»Sie hat uns aufgezogen. Wir
hatten ein verdammtes Glück«, sagte Nick und lächelte sie an.
»Auch ich hatte Glück. Wir
lebten im Busch auf Ralphs Farm.
Ich fand es herrlich. Richtiges
Hinterland — eine lehmige Straße, ein Sammelanschluß, und so weiter.«
»Das ist das Leben, über das
Sie geschrieben haben«, kommentierte Angela. »Wissen Sie, ich habe mich immer
gefragt, ob Sie das alles selbst erlebt haben.«
»Sie haben sich gefragt? Das
ist ein ziemlicher Schlag, wenn ich denke, daß ich eigentlich ziemlich
realistisch schreibe. — Dann kam der Krieg. Stephen fand einen Weg, sich
schließlich doch heimlich zu melden; natürlich war er noch viel zu jung. Mein
Bruder war nie sehr kräftig gewesen, und er starb kurz vor Kriegsende. Ich habe
mich eine Zeitlang durchgekämpft, aber es war schwer, Hilfe zu bekommen, und
Nick ging noch zur Schule. Und dann schrieb Stephen, daß er für längere Zeit
nicht nach Hause kommen könnte und ich nicht versuchen sollte, alleine
weiterzumachen, sondern die Farm besser verkaufen würde. Nick wollte sie nicht,
also schien es so am besten zu sein. Ich verkaufte sie und zog hierher — und
das ist, fürchte ich, alles.«
»Und Stephen wurde schließlich
doch Farmer? Ein Jammer, daß Sie die Farm nicht behalten haben.«
»Ich bin froh, daß wir das
nicht getan haben, denn seine jetzige Farm ist ziemlich klein, und ich hätte
ihn nie gesehen, wenn wir den Hof in Te
Kauri behalten hätten.«
»Te Kauri!« riefen die Mädchen
wie aus einem Munde, und Freddie fuhr fort: »Aber da hat doch Vater seine Farm.
Er geht oft dorthin.
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