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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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geben, die blöde …« Sie
verschluckte den Rest und hielt sich den Handrücken vor den Mund. Liv ignorierte
ihren erneuten sprachlichen Ausfall und fragte weiter: »Wie meinen Sie das, wenn
sie mal hier ist?«
    »Die leben
schon seit Jahren getrennt, da lüfte ich kein Geheimnis, das weiß doch hier jeder.
Aber nun genießen Sie die Behandlung«, versuchte sie, Liv zum Schweigen zu bringen,
was natürlich nicht gelang.
    »Wer kümmerte
sich denn um den alten Mann?«
    »Anuschka
ist sein Mädchen für fast alles, ›war‹, muss man wohl richtiger sagen. Komisch,
dass er jetzt wirklich tot ist, kann ich kaum glauben. Mal sehen, was nun aus dem
Hotel wird. Tja, und dann soll da noch so eine Jüngere sein, die er manchmal einlädt.«
    »Eine Freundin?«,
fragte Liv verwundert.
    »Nein, ja
… Etwas Genaues weiß ich nicht. Ich will lieber nichts Falsches sagen.«
    Liv gestattete
ihr eine kurze Verschnaufpause. Langsam entspannte sich Virginia Perle, wurde lockerer,
nahm ein Töpfchen Creme aus dem Schrank und mischte eine dunklere Creme ein. Sie
sah Livs fragend hochgezogene Brauen und erklärte prompt, dass sie nun eine Gesichtscreme-Grundlage
mit einer Feuchtigkeits-Mineralcreme mixe, bestehend aus echt Düsseldorfer Rheinschlamm,
authentisch und gesund. Liv war geneigt, sich über den gesungenen ›äschten Rheinschlamm‹
in ihrem Gesicht auszulassen, wollte sich aber hier nicht ablenken lassen.
    »Da sind
doch die beiden leiblichen Kinder des Seniors, die arbeiten doch hier mit? Wie sind
die denn so?«, nahm Liv wieder ihre Fragen auf. Nun folgte ein unerwarteter Redeschwall
von Virginia Perle, während sie immer schneller kräftig im Cremepott rührte.
    »Mitarbeiten
ist gut. Die schaffen rund um die Uhr für das Geschäft. So ein Hotel ist ein Fulltime-Job.
Die beiden geben alles. Und ihre Arbeit war erfolgreich. Das wurde aber nie anerkannt.
Es war schon traurig, das mit anzusehen. Dem Senior konnte es niemand recht machen.
Man spricht ja nicht schlecht über Tote, aber der war wirklich scheißungerecht.«
    »Auch zu
Ihnen?«, fragte Liv.
    »Ach, nicht
direkt, aber er grüßte mich nie, obwohl er wusste, dass ich hier arbeite.« Sie zuckte
mit den Schultern und mischte die Creme langsamer weiter.
    Schnell
packte sie mit einem Plastikspatel die angerührte Maske auf Livs Gesicht und verteilte
sie geschickt mit sanften Streichbewegungen. Das brachte beide zum Schweigen.
    Die Crememaske
war zunächst weich, leicht kühlend und angenehm. Doch nach wenigen Sekunden trocknete
sie immer mehr an und spannte Livs Gesichtszüge, als läge eine dünne Tonschicht
darauf. Deswegen wurde es wohl auch Maske genannt. Fragen waren nun nicht mehr möglich.
Wohltuend fühlte es sich für Liv erst an, als das Zeug endlich mit einem Schwämmchen
eingeweicht und abgewischt wurde. Glatt und faltenlos. Zu gern hätte Liv in den
Spiegel geschaut. Eine Frage musste sie aber vorher noch loswerden: »Was war er
für ein Mensch? Hatte er Freunde?«
    »Da fragen
Sie besser nicht mich, sondern andere, die mehr mit ihm zu tun hatten. Hier um den
Wellness-Bereich hat er sich eigentlich nicht gekümmert.« Virginia Perle pausierte.
»Sie sind doch nicht von der Polizei?«
    Liv versicherte,
nur ein Gast zu sein, der zufällig den Tod des Seniors miterlebt habe. Das beunruhige
sie allerdings auch.
    Mit mitleidiger
Miene gab die Kosmetikerin Liv ein winziges Cremetöpfchen mit auf den Weg: »Probieren
Sie das mal aus.«

13
     
    Mittlerweile war die von Liv ausgeguckte
Liege mit der wassergefüllten Matratze mit einem großen gelben Handtuch belegt.
Fein säuberlich glatt gestrichen, von niemandem benutzt – bis dato.
    ›Da bist
du bei mir genau an der richtigen Stelle. Schon vor der Wellness-Anwendung die Liege
zu reservieren. Komm du mir in die Quere!‹
    Während
Liv das dachte und sich umsah, nahm sie langsam das Handtuch, faltete es ordentlich
zusammen, legte es auf einen Beistelltisch und breitete stattdessen ihr Handtuch
aus. Bei dem Versuch, sich zu legen, wurden ihr die Eigenschaften eines Wasserbettes
erstmals deutlich.
    Es war eine
recht wackelige Angelegenheit. Eine große Welle schwappte innerhalb der Matratze
und wogte sie hin und her. Langsam legte sie sich und pendelte sich im Wasser aus.
Derweil genoss sie das sanfte Schwappen des Wassers in der Matratze – und döste
in einen leichten Schlaf.
    Eine Lautsprecherstimme
weckte Liv aus ihren Träumen von einem Sandstrand am Meer mit Palmen und warmer
Sonne. »Wer an der

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