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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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kennen würde.
    Bei Bettina
hatte Liv dagegen eher das Gefühl, sie bereits zu kennen. Sie schien ihr eine ebenbürtige
Gegnerin.
    »Weißt du
noch mehr über diese Freundin des Toten? Na, komm schon, erzähl, du hast mich neugierig
gemacht.«
    »Gut, aber
ich darf mich gar nicht so weit hinauslehnen, ich bin nämlich sicherlich auch verdächtig.«
    »Wieso du?«
    »Ich habe
mich vor anderthalb Jahren in Johann, also ich nenne ihn Jo, verliebt und er sich
in mich. Das wissen sicherlich mittlerweile fast alle. Und wenn der Alte tot ist,
erbt Jo, und ich werde ihn heiraten, also bin ich quasi eine Verdächtige.«
    »Du …, du
… wirst ihn heiraten?«, stotterte Liv. Jedes Mal bei einer solchen Nachricht überzog
sie ein eher mulmiges Gefühl, da bedurfte es keiner verbissenen Sportlerin in einem
Mörderhotel, nein, da reichte Livs untrügliches Bild von einem Leben in ewiger Treue
und scheinheiliger Zweisamkeit.
    »Ja, er
weiß es nur noch nicht.« Bettina lachte herzlich. »Für den Todeszeitpunkt des Alten
habe ich aber ein Alibi, ich hatte morgens eine Jogginggruppe, um halb sieben ging
es los, eine Stunde lang.«
    »Vor mir
musst du dich nicht rechtfertigen. Ob du damit entlastet bist, muss der Kommissar
entscheiden. Aber erzähl, was du von der Freundin weißt, vorher bewege ich noch
nicht einmal einen Finger an den Geräten.«
    »Ich erzähle
es gern, denn damit lasse ich Jo Gerechtigkeit widerfahren«, gab Bettina mit stolzer
Stimme Auskunft. »Also, ihr Name ist Monika, Monika Salmann, er nannte sie Moni.
Sie stammt angeblich aus Bayern, hat aber keinen Akzent. Sie fing hier als eine
gewöhnliche Putze an. Aber mit einem guten Spürsinn fürs Wesentliche. Es gibt Stimmen,
die berichten, sie schon in der Fährstraße gesehen zu haben.«
    »Beim Straßenstrich?«,
fragte Liv nach und schaute sich um, ob Gäste im Bistro-Bereich vielleicht mithören
könnten. Da war niemand in Hörweite.
    »Ja, richtig.
Und sie kann lügen, dass sich die Balken biegen. Die erzählt Geschichten, die gehen
auf keine Kuhhaut. Als sie die Geieraugen des Alten bemerkte, sah sie ihre Chance
gekommen. Sie sieht zugegebenermaßen auf den ersten Blick hübsch aus, wenn man das
Gewöhnliche mag. Dunkler Teint, große Augen, lange schwarze Haare mit immer breiter
werdenden roten Strähnen, meist wie bei dir zum Pferdeschwanz gebunden, kindliche
Figur, aber total unsportlich. Alles wirkt recht unschuldig – bis man ihr in die
Augen sieht. Das sind keine lieben Rehaugen, sondern die eiskalten Augen einer Schlange.
Gerissen, wie sie ist, hat sie sich die Toiletten und Zimmer hier am Wellness-Bereich
geben lassen und war morgens früh schon da und tat so, als ob sie arbeitete, wenn
der Alte eben aufgrund seiner Schlafstörungen und Krankheiten früh vorbeikam.«
    »Welche
Krankheiten?«, fragte Liv dazwischen.
    »Keine Ahnung,
sicherlich Diabetes, er spritzte sich regelmäßig selbst, und Fußpilz, vom Anblick
seiner Fußnägel wurde jedem speiübel. Garantiert auch erhöhter Blutdruck und Gelenkbeschwerden
– der war doch stark übergewichtig. Was der sonst noch hatte, weiß ich nicht. Tabletten
nahm der in allen Farben und Formen. Das weiß ich von Jo. Vor den Mitarbeitern versuchte
er, seine Krankheiten zu vertuschen. Aber wo war ich stehen geblieben?«
    »Beim Zimmerputzen.«
    »Ach ja,
und dann ging alles recht schnell. Bald saßen sie während ihrer Arbeitszeit bei
einem Kaffee im Bistro, bald abends aufgemotzt im Restaurant. Die Ehefrau kam ja
nur noch sporadisch vorbei. Lange brauchte sie allerdings nicht, um es spitzzukriegen.
Das war hier Thema Nummer eins. Der alte Schwerenöter hatte eine Freundin, die seine
Tochter, wenn nicht Enkelin hätte sein können. Gritta Entrup überraschte die beiden
beim Abendessen. Die soll getobt haben, Wahnsinn! Vor versammelter Mannschaft und
vor allen Gästen machte sie ihm die Jahrhundertszene. Ein Skandal war das. Aber
ich gönnte es allen Beteiligten.«
    »Hat er
die Frau Salmann denn als Geliebte oder eher als verlorene Tochter vorgestellt?«,
wollte Liv wissen.
    »Du meinst,
ob die noch Sex hatten?«, brachte es Bettina auf den Punkt. »Keine Ahnung, kann
und will ich mir auch gar nicht vorstellen, aber was gibt es nicht alles für Möglichkeiten!
Ist mir auch egal. Vor den Mitarbeitern im Restaurant und im Büro soll er immer
gesagt haben, sie sei die Einzige, die ihn wirklich verstehe. Ich sag Ihnen – nein,
dir sag ich es«, Bettina entschuldigte sich, »es ist typisch für diese alten

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