Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
Vom Netzwerk:
einsamen
Männer, die ihren Einfluss und ihre Wirkung schwinden sehen. Wenn eine Frau es versteht,
sich geschickt einzuschmeicheln, hat sie da ein leichtes Spiel.« Bei dieser Beschreibung
verengten sich Bettinas Augen zu kleinen Schlitzen.
    »Weißt du,
ob er Frau Salmann eine Zukunft als Ehefrau oder als Hotelerbin versprochen hat?«,
fragte Liv.
    »Nein …,
ja …, doch …, da gab es mal das Gerücht, ist aber reine Spekulation. Ich gebe nichts
drauf, aber sie soll mal so etwas von sich gegeben haben. Nur, das geht ja nicht.
Einzig Jo und Maria haben ein Anrecht auf das Hotel.«
    Damit war
Bettina die vierte Person auf Livs Liste, die sich Vorteile vom Tod des Seniors
versprach.
    »So, nun
ist aber genug mit Plauderstündchen, jetzt geht es ran an den Speck.« Sie setzte
wieder ihr Lachen auf. Liv auch. – Noch.
    Liv folgte
Bettina durch die Glastür ins kühle Fitnessstudio, wo Bettina mit einer kurzen Fragestunde
und einem Gesundheits-Check begann. Demnach war Liv gesund, hatte wenige Schwachpunkte.
Das Rauchen hatte Liv sich vor zwei Jahren ein bisschen abgewöhnt. Alkohol trank
sie regelmäßig, aber meist mäßig. Ihre Standfestigkeit beim Trinken hatte Liv schon
so manches Mal bei Informanten gebrauchen können. »Ich esse vorwiegend gemüse- und
zügellos«, war Livs altbewährter Spruch in solchen Zusammenhängen. Bettina lachte
wieder, legte ihre Notizen beiseite und hüpfte auf der Stelle mit der auffordernden
Geste, es ihr nachzumachen.
    Liv tat,
wie ihr geheißen, obwohl es ihr innerlich widersprach, andere nachzuäffen. Es hieß:
warm hüpfen, dann auf das Laufband und an die anderen Geräte. Zum Schluss etwas
Gymnastik und Stretching.
    »Das hat
mich gefordert und Spaß gemacht. Das werde ich von heute an täglich machen.«
    »Gar nicht
nötig«, bremste Bettina. »Wenn du dich dreimal die Woche eine Stunde auspowerst,
hast du schon viel getan. Nimm dir nicht zu viel vor. Sonst hältst du es doch nicht
ein und es wäre auch gar nicht so gesund. Lieber mäßig, aber regelmäßig – wie beim
Trinken.« Bettina grinste geistesabwesend.
    ›Sie trinkt
sicher gar keinen Alkohol‹, dachte Liv.
    Die Trainerin
begleitete Liv noch zum ›Rheinen Wasser‹ an der Bistro-Theke. Dieses Mal war es
ohne negativen Beigeschmack und einfach nur durstlöschend, als es Livs Kehle hinunterrann.
    »Da ist
die Entrup, ich geh’ besser. Ich habe jetzt den Spinning-Kurs.«
    Bettina
wandte sich einer Gruppe sehr schlanker und wohlgeformter Damen zu, die sich alle
mit Küsschen begrüßten. Sie kannten sich und kamen aus der Umgebung zum regelmäßigen
Sportler-Treff. Im Fitnessstudio setzten sie sich, mit Handtüchern und Wasserflaschen
bewaffnet, alle zugleich auf die in einer Runde einander zugewandten Fahrräder und
strampelten bei rockiger, lauter Musik los. Bettina schien in ihrem Element, fern
ab vom Hier und Jetzt.
    Gritta Entrup
trug einen langen, beigen Bademantel, der vorne aufsprang und die zwar braun gebrannten,
dennoch fleischigen Beine geschickt umspielt freilegte. Ihr Ziel war die Kosmetik.
    Die Kosmetikerin
Virginia Perle begrüßte Frau Entrup vor der Tür mit Handschlag. Diese schaute gezielt
an ihr vorbei, strich mit einem Finger über ein Regal und putzte mit abgespreizten
Fingern den abgewischten Staub am weißen Kittel der Kosmetikerin ab. Beide verschwanden
in der Kabine.
    Liv duschte
und machte noch einen Durchgang in der finnischen Sauna, was gut zur Vorbeugung
gegen Muskelkater sein sollte. In der anschließenden Ruhephase blätterte sie durch
die abgegriffenen, schon speckigen Zeitschriften und stülpte sich einen der Kopfhörer
über, die an der Wand hingen. Doch sie hatte keine Ruhe und verließ den Wellness-Bereich,
um sich für ihre Verabredung fertig zu machen. Im Hinausgehen dachte sie an Virginia
Perle und Gritta Entrup. Was empfand die Kosmetikerin, die dem Menschen, der sie
fortlaufend demütigte, die Pickel ausdrückte? Genugtuung? Hass? Oder Erniedrigung?
Was fühlte Virginia Perle gegenüber Gritta Entrup gerade in diesem Moment in dem
Raum, einige Meter von Liv entfernt?

19
     
    Eigentlich hatte Liv ja gar keine
Zeit, sich außerhalb des Hotels aufzuhalten. Aber für Unbehaun-Eis, das Uerige und
Dag wollte sie heute fünf gerade sein lassen. Außerdem verspürte sie langsam wieder
Hunger. Dann schlenderte sie erst in Richtung ihres Zimmers und wollte gerade die
Tür aufschließen. Dabei merkte sie, dass sie nur angelehnt war. Liv stutzte. ›Sei
wachsam, Mädel‹, sagte sie zu

Weitere Kostenlose Bücher