Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
beruhigen.
»Na, Liv,
entdeckt! Was macht dein Urlaub?« Auch Frank stellte sich vor Liv. Jetzt erst erahnte
sie, dass eben der Kellner und jetzt Frank sie damit vor den Blicken der andern
schützen wollte – oder die anderen vor dem Anblick von Liv?
»Gut, ich
erhole mich bestens. Und wie kommst du voran? Ist schon klar, wie der alte Mann
gestorben ist?«
»Es sieht
tatsächlich nach einem Gifttod aus. Welches Gift aber auf welchem Weg in seinen
Körper gelangte, wissen wir noch nicht. Wenn, dann war Gift ausschließlich in seinem
Müsli, alle anderen Speisen und Getränke blieben unberührt. Morgen, wenn hoffentlich
die Obduktion des Toten abgeschlossen ist, wissen wir sicher mehr.«
Nun stand
er direkt neben Liv, ganz nah, und schob sie etwas mehr in eine Ecke des Raumes:
»Das ist ja eine feine Gesellschaft hier. Mir scheint, hier war der eine dem anderen
nicht grün. Weißt du inzwischen mehr? Du kannst mir nämlich nicht erzählen, dass
du nicht schon kräftig tätig geworden bist. Oder warum stehst du hier im Bademantel
mit nassem Haar und fettigem Gesicht? Du bist so eifrig dabei, dass du dein Aussehen
vergisst.«
Genervt
die Augen rollend, zupfte sie eine feuchte Strähne ins Gesicht und zog ihren Bademantel
zurecht.
»Immer diese
Äußerlichkeiten.«
Kurz überlegte
Liv, ihm zu sagen, dass sie für ein Magazin recherchierte. Fairer wäre es. Aber
Frank ahnte es sicher längst. Deshalb wusste Liv es auch zu schätzen, dass Frank
immer wieder in Details über die Grenzen hinausging, die ihm durch die Verschwiegenheitspflicht
bei laufenden Ermittlungen auferlegt waren. Das Wissen war bei ihr gut aufgehoben
und würde ihm letztlich wieder zugutekommen. Darüber bestand stilles Einvernehmen.
Er erzählte:
»Ich weiß nur, dass der Chef kein besonders beliebter Arbeitgeber war. Und als Vater
hat er wohl auch versagt. Als Ehemann sowieso. Aber das weißt du ja selbst. Die
Kinder scheinen ihren Vater nicht innig geliebt zu haben. Wenn es Mord war, kann
jeder hier im Haus quasi zu den potenziellen Verdächtigen gezählt werden. Es gibt
40 Mitarbeiter, von den zahlreichen Gästen und den Lieferanten, die der Senior verärgert
haben soll, ganz zu schweigen. Liv, das sieht nach Arbeit aus.«
»Für dich,
Frank«, antwortete Liv prompt und zog ostentativ den Gürtel vom Bademantel noch
enger. »Du musst ran an die Arbeit, Herr Kommissar.«
»Aber du
hältst Augen und Ohren offen, ja? Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?« Er
schaute Liv tief in die Augen – schon wieder! War er argwöhnisch geworden? Oder
rief die fehlende Bekleidung unter ihrem Bademantel schöne Erinnerungen wach?
Liv wich
aus und sagte mit gesenkten Augen: »Mal sehen, was sich so ergibt. Ich muss los,
bin hier oben fehl am Platze, wie man sieht.«
Frank grinste.
Er kannte sie und ahnte, dass sie nach den heutigen Geschehnissen eine Story für
einen ihrer Auftraggeber im Kopf, wenn nicht sogar bereits im Kasten hatte.
»Ach, eins
noch«, fiel Liv ein, »wer erbt überhaupt und wer bekommt die Hotelführung?«
»Da ist
auch vieles im Unklaren. Die Kinder meinen, sie erben zu gleichen Teilen das Hotel
und die Geschäftsführung. Die Ehefrau sagt aber, der Senior hätte sie neuerdings
noch mehr berücksichtigt. Es müsse ein frisches Testament geben, in dem er ihr eine
lebenslange Rente oder sogar das ganze Hotel vermacht. So gesehen, haben die Kinder
und die Ehefrau einschlägige Motive. Bis jetzt konnte kein Testament neueren Datums
gefunden werden. Notariell wurde das Dokument hinterlegt, welches die Kinder als
Erben einsetzt.«
Frank kam
Liv unversehens sehr vertraut nahe, nahm ihre Haarsträhne und steckte sie sanft
hinter ihr Ohr.
»Liv, wenn
du noch etwas hörst, ruf mich an. Sicher hast du meine Telefonnummern weggeschmissen,
hier hast du meine Karte. Lass uns in der Sache zusammenarbeiten.«
Er nahm
ihre Hand, legte seine Visitenkarte hinein, schloss sie und hielt die Hand fest.
Liv ließ es geschehen. Während sie ihm die Karte langsam entzog, schaute sie ihn
an und steckte sie in die Bademanteltasche.
Er verschwand
…Liv auch.
17
Zurück im Wellness-Bereich, schlenderte
Liv zum Bistro und setzte sich auf einen der Korbstühle an einen Zweiertisch. Ein
Kellner in weißem T-Shirt und in einer der Wärme angepassten weißen, dreiviertellangen
Hose nahm ihre Bestellung auf. Liv orderte ein ›Düsseldorfer Rheintürmchen‹, einen
Wellness-Vitamincocktail in einem blau schimmernden, schmalen Glas, das der Form
des
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