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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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sich. ›Im Hotel verbreiten sich Nachrichten wie ein
Buschfeuer. Vielleicht meint so mancher, über mich an Informationen zu kommen.‹
Es schien ihr durchaus möglich, dass sie für so einige Zeitgenossen in diesem Haus
eine Bedrohung oder zumindest eine interessante Person geworden war. Gewisse Kreise
überschätzten eventuell ihr Wissen und wollten sie ausspionieren – im eigenen Hotel
war es eine Leichtigkeit, jemanden zu überwachen oder seine Sachen im Zimmer zu
durchsuchen – und wenn es durch ein argloses Zimmermädchen geschah. Auf den ersten
und zweiten Blick konnte Liv jedoch nichts Außergewöhnliches erkennen.
    In Erwartung
eines Abends mit Dag zog Liv ihre neue Jeans an, schwang ihre Lieblingsbluse darüber
und legte sogar etwas Wimperntusche und Rouge auf. An der Rezeption meldete Liv
für den Fall der Fälle, dass der Kommissar oder sonst jemand etwas von ihr wollte,
dass sie die nächsten zwei Stunden über Handy zu erreichen sei. ›Die, die es wissen
sollten, kennen meine Handynummer‹, dachte Liv über ihre unsinnige Ansage nach und
verließ das Hotel über den Haupteingang.
    Liv holte
Dag ab, sie wohnte auf dem Weg zur Aachener Straße in Bilk, wo sich die Unbehaun-Eisdiele
befand. Zum Glück stand keine so lange Schlange vor dem Geschäft. Liv hielt im Parkverbot
und Dag sprang hinaus. Das typisch im Becher glatt gestrichene Eis mit der unverwechselbaren
Sahne genossen beide löffelweise im Auto. Heute war ihnen nicht danach, zwischen
den anderen Eisschleckern an der Straße zu stehen. Wie immer war es zu viel des
Guten, wie immer war es unbeschreiblich lecker. Ohne große Pause fuhr Liv weiter
zur Altstadt. In einer Nebenstraße fanden sie einen Parkplatz, der überschaubare
Parkgebühren abforderte. Ineinander gehakt, schlenderten sie in Richtung Berger
Straße, während Liv die üblichen Infos über die Kinder und den Ehemann von Dag abfragte.
Dann schwiegen sie und Dag wartete auf die Gelegenheit, im Uerige endlich in medias
res gehen zu können. Das Rathaus und die Jan-Wellem-Reiterstatue ließen sie unbeachtet
rechts liegen. Sie wurden immer schneller und steuerten schnurstracks das Uerige
an.
    Ein wenig
belächelten Dag und Liv diese traditionelle Altbierbrauerei mitten in der Altstadt,
denn dort hielten sich stets außergewöhnlich viele Männer auf, Männer höheren Alters.
Die gehörten aber irgendwie dazu.
    Durch die
dunklen Gänge, vorbei an den verschiedenen Räumen und Nischen, hielten Liv und Dag
auf den Brauerei-Hof zu, einen hohen, lichten Raum mit Wandmalereien und dem unverkennbaren
Pärchen aus Pappmaschee. Kaum am Stehtisch ihrer Wahl angekommen, stellte ihnen
der Köbes zwei Alt hin. Ein anderer rollte gerade ein Fass in den mit uraltem, abgenutztem
Holz verkleideten Fahrstuhl und fuhr abwärts.
    Zügig und
genüsslich tranken Liv und Dag an ihrem Altbier.
    »Immer wieder
lecker«, meinte Dag. »Aber nun erzähl schon, Liv, was hast du mit Frank vor?«, fragte
sie voller Ungeduld.
    »Nichts!
Ich will nur an seine Informationen zum Mordfall, damit ich eine gute Story abliefern
kann. Du kannst beruhigt sein, Dag.«
    »Bin ich
aber nicht. Wieso träumst du dann solche komischen Sachen?«
    »Vielleicht
täuschst du dich ja auch in deiner Traumdeutung?«
    »Habe ich
mich schon einmal getäuscht?«
    Das musste
Liv verneinen. Dag lag meist ziemlich richtig mit ihren Interpretationen. Deshalb
gab sich Liv ab sofort auch große Mühe, mit Dag gemeinsam ihre Gefühle zu ergründen.
    »Es hat
sicher nichts mit dem Heute zu tun, sondern bezieht sich alles auf gewesene Gefühle.
Die klingen irgendwie nach, sind aber eher eine Frage der Erinnerung. Kann doch
sein, oder?«
    Dag gab
sich schulterzuckend zunächst damit zufrieden, denn ein Köbes kam mit seinem Tablett
voller Brezeln herum. Dag griff zu und bezahlte sofort. Liv wollte warten, bis er
gleich mit den Spreewaldgurken herumkäme.
    Kaum waren
die Gläser geleert, stellte der Köbes zwei neue hin, zeitgleich mit der Frage: »Noch
zwei Bierchen?« Liv und Dag schauten sich an und waren sich einig: eins ging noch.
Als Dag daraufhin ihre Handtasche öffnete und verstohlen zwei Zigaretten herauszog,
lachten sie beide. Eine war okay, obwohl sie wussten, wenn sie in diesem Raum standen,
in dem Rauchen erlaubt war, blieb es meistens nicht bei einer. Liv liebte es, denn
hier gab es keine Aschenbecher. Fragte man den Köbes nach einem, bekam man nur die
Antwort: »Nimm den großen Aschenbecher.« Also den Boden.
    Als Liv
herzhaft in

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