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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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ein
Gewittersturm, kurz und heftig‹, dachte Liv. Die hasserfüllten Worte und Blicke
dieser drei Personen gingen ihr bei dem Rundgang nicht aus dem Kopf. Ihre Aggressivität
ließ auf tiefe Wunden schließen. Fletschten sie wirklich nur die Zähne oder würden
sie auch zubeißen? Oder Gift mischen? Motive gab es ausreichend. Liv hatte schon
Mörder gesehen, die weit weniger Gründe gehabt hatten.

21
     
    Das Rosenbeet strotzte zwar nicht
gerade vor angekündigter Größe und Üppigkeit, aber Liv genügte es. Die ersten Rosen
blühten bereits. Die milde Abendluft unterstrich deren Duft. Zwar waren noch längst
nicht alle Blüten in voller Pracht geöffnet, aber die wenigen taten es auch. Liv
suchte sich eine aus, vergewisserte sich, dass kein Insekt sich dort versteckte,
hielt ihre Nase hinein und saugte den Rosenduft in sich hinein.
    »Wir zwei
haben etwas gemeinsam«, sagte eine tiefe Stimme.
    Liv erschrak
und ärgerte sich zugleich, weil sie nicht aufmerksam genug gewesen war, um einen
Fremden in ihrer Nähe zu bemerken. Sie wollte doch vorsichtig sein. Betont langsam
drehte sie sich zu dem Störenfried um, öffnete ihre Augen und fragte ruhig: »Was
soll das sein?«
    »Rosen!
Teehybriden, Floribunda-Beetrosen und die blutrote Europeana, deren Duft Sie gerade
inhalierten. Bitte entschuldigen Sie, falls ich Sie erschreckt haben sollte.«
    »So leicht
kann man mich nicht erschrecken. Da muss schon ein bisschen mehr passieren«, log
sie.
    Der ältere
Herr lachte. Im Halbdunkel saß er auf einer Parkbank. Lässig seine Haltung mit zu
beiden Seiten über die Rückenlehne ausgebreiteten Armen, vornehm seine Kleidung:
Anzug, Weste und Krawatte. Als Liv sich neben ihn setzen wollte, erhob er sich und
stellte sich ihr mit »Karl von Schenck« vor.
    »Liv Oliver«
war ihre Entgegnung, bevor sie beide sich auf die Bank setzten. Er hatte ein schmales
Gesicht. Sein graues Haar war kurz geschnitten. Durch seine Fahrradbrille wirkte
er zugleich witzig und belesen.
    »Sind Sie
geschäftlich hier?«, fragte Liv.
    »Nein, rein
privat. Seit meiner Pensionierung begleite ich einmal im Jahr meine Tochter auf
ihrem Wellness-Trip. Ich bin Witwer, aus Hamburg.« Er pausierte kurz. »Leider konnte
ich meine Tochter nicht davon überzeugen, ihrer Schönheit in Kulturstädten wie Rom
oder auch Paris zu frönen, nein, sie wollte nach Düsseldorf. So vertreibe ich mir
die Zeit damit, das Dorf an der Düssel kennenzulernen.«
    »Sie meinen
sicher, die Metropole am Rhein.«
    »Oder das«,
grinste er.
    »Und was
haben Sie bereits besichtigt?«
    »Die berühmte
Königsallee natürlich zuerst. Sie hat wirklich etwas Königliches. Aus der Sicht
meiner Tochter Isabell wegen der luxuriösen Mode-Geschäfte, aus meiner Sicht von
der Anlage der Allee her. So maß sich meine Tochter mit den leblosen Schaufensterpuppen
hinter den Glasscheiben und den lebendigen auf dem Trottoir an der Modegeschäfte-Seite.
Ich dagegen flanierte in der Mitte entlang des Kö-Grabens unter den großen Pinien
am Düssel-Wasser und überlegte, ob Heinrich Heine hier als Kind die Enten scheuchte
oder Gedichte ersann. Getroffen habe ich mich mit Isa dann wieder zu einer hanseatischen
Roten Grütze bei Leysieffer.«
    Von Schenck
erfreute sich jetzt noch an dem Erlebten.
    »Düsseldorf
ist weit mehr als die Kö«, warf Liv ein.
    »Ich lasse
mich gerne überzeugen«, fügte von Schenck an. »Geben Sie einem Touristen Insidertipps?«
    Liv überlegte
nicht lange. »Sehr gern. Warten Sie – womit fange ich an? Es gibt so viel Interessantes.
Wollen Sie Düsseldorf richtig kennenlernen?«
    In seinem
zögerlichen »Ja« schwang eine gewisse Skepsis mit. »Ich weiß, Sie werden mich nicht
aufs Glatteis führen.«
    »Also kein
Eishockey!«, schlussfolgerte Liv lachend. »Obwohl die Mannschaft der DEG Metro Stars
sehenswert ist. Aber im Ernst, wo liegt Ihr Interessengebiet? Sport eher weniger?
Kultur, bestimmt. Architektur auch? Oder Kulinarisches? Oder lieber von allem ein
wenig?«
    »Auf Grund
der Kürze unseres Aufenthaltes von knapp einer Woche nehme ich von allem etwas,
mit der Priorität Kultur.«
    Liv, als
geborene und noch immer überzeugte Düsseldorferin, fiel die Auswahl nicht schwer:
»Kultur, okay … Aber um sich zunächst einen Über- und Weitblick zu verschaffen,
eignet sich der Rheinturm hervorragend.« Liv deutete mit ihrem Arm in die Richtung,
in der der Turm hinter dem Blätterwerk der hohen Bäume verschwand. »Vielleicht können
wir ihn sehen. Im Dunkeln ist die

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