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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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trichterförmige Kuppel mitternachtsblau beleuchtet.
Entlang des Turmes zieht sich eine bunte Lichterkette, die eine Uhr darstellt. Es
ist der erste Intelligenztest für Touristen, diese zu verstehen.« Liv selbst war
es anfangs rätselhaft, wie senkrecht blinkende Lichtpunkte eine Uhr darstellen konnten.
Aber es funktionierte, auf die Sekunde genau.
    »Nach der
nur 40 Sekunden dauernden Fahrstuhlfahrt muss ich mich immer kurz akklimatisieren,
aber anschließend ist es ein beeindruckendes Bild, das sich aus 168 Metern Höhe
von Düsseldorf zeigt. Ich liebe es, mich, gestützt auf die sicheren, aber schrägen
Glasfenster, hinauszulehnen und nach unten zu schauen. Vor mir liegt dann mäandernd
die Rheinschleife mit den wie Bleistifte durch den Strom ziehenden Schiffen. Der
neue Hafen und die einzigartigen Gehry-Bauten, die Rheinkniebrücke und die Oberkasselerbrücke
lassen nicht nur Architekten-Herzen höher schlagen.« An von Schenck gewandt, machte
sie auch auf das sich langsam drehende Restaurant eine Etage über der Aussichtsplattform
aufmerksam. Liv geriet bei dem Turm immer wieder ins Schwärmen. So manches Mal,
wenn sie die Alltagsprobleme zu sehr umkreisten, ließ sie sich aus luftiger Höhe
verdeutlichen, wie unwichtig und klein der Mensch da ganz unten und wie großartig
das Gesamte war. Das wirkte meistens sehr klärend auf sie.
    »Sie wären
eine gute Reiseleiterin, so begeistert, wie Sie von Ihrer Heimatstadt erzählen«,
fand von Schenck.
    »Oh ja,
von dem roten Doppeldecker-Cabrio-Bus der City-Tour aus wäre das eine nette Nebenbeschäftigung«,
lachte Liv. »Nein, das können andere besser. Ich kann Ihnen nur sagen, wo Sie das
Heinrich-Heine-Museum finden, wo sein Geburtshaus ist oder dass das Kunstmuseum
sehr sehenswert ist und so weiter. Das ist einem als Düsseldorfer Kind eben geläufig.
Nichts sonst.«
    »Würden
Sie mir raten, die Altstadt zu erkunden?«, fragte er vorsichtig. »Stichwort ›längste
Theke der Welt‹.«
    »Ja, natürlich.
Es muss ja nicht Freitag- oder Samstagabend sein. Aber auch wenn Sie kein Biertrinker
sind, sollten Sie sich die Düsseldorfer Brauereien nicht entgehen lassen. So manch
eine kann sicher mit dem Münchner Hofbräuhaus konkurrieren.«
    »Wie kommen
Sie darauf, dass ich kein Biertrinker bin? Ein kühles Alsterwasser an der Alster
trinke ich mit Vorliebe.«
    »Na, dann
sollten Sie sich zum Beispiel in der Altstadt ein Füchschen Alt, ein Uerige, Schumacher,
Schlüssel oder Frankenheim genehmigen. Vielleicht finden Sie die geschmacklichen
Unterschiede heraus – zumindest zu einem normalen Altbier. Danach im Et Kabüffke
am Killepitsch-Fenster ein Kräuterlikör …« Liv stutzte. »Aber ich will Sie nicht
zum Alkoholiker machen, denn Düsseldorf ist mehr als sein Bier.«
    »Noch mehr?«,
witzelte von Schenck.
    »Düsseldorfer
Löwensenf«, fiel es Liv schlagartig ein. »Wenn Sie Mitbringsel für zu Hause brauchen,
gehen Sie in den Senfladen in der Bergerstraße. Da gibt es nichts, was es nicht
gibt, auch Altbier-Senf.« Liv und von Schenck lachten herzlich über den Einfallsreichtum.
    »Aber zurück
zu Ihrem Schwerpunkt ›Kultur‹. Wie wäre es mit einem Konzert in der Tonhalle?«
    »Tonhalle,
nun ja.« Von Schenck zog nicht mit.
    Liv erklärte:
»Das ist eine für den Düsseldorfer ziemlich unübliche, weil bescheidene Betitelung
für ein in Klang und Architektur einzigartiges Konzerthaus am Rhein.«
    »Ach so«,
beschwichtigte von Schenck.
    Sie schwiegen
grinsend und ließen ihren Gedanken freien Lauf.
    Es wurde
stetig dunkler und eine milde Kühle ließ sich auf ihnen und dem Rosenbeet nieder.
    »Diese Stadt
hat etwas, was über ihren Ruf hinausgeht. Nur Meerluft gibt es hier nicht«, forderte
von Schenck Liv heraus.
    »Weit gefehlt!
Wir haben eine Salzgrotte in der Münster-Therme im nahe gelegenen Stadtteil Bilk.«
    Liv war
mit Dag erst neulich dort zum Salzluft-Schnuppern, wie sie es gern bezeichneten.
Unter dem alten Schwimmbad tauchte der Gast in eine andere Welt ein.
    »Ich kann
Ihnen sagen, das ist toll dort.« Und sie begann zu erzählen. Von Schenck konnte
sich ihrem Bann nicht entziehen, musste aber ein wenig lächeln über ihren Mitteilungsdrang,
der ausschließlich ihre Stadt betraf.
    »Sobald
man sich an die schwache, warme Beleuchtung in dem höhlenartigen Raum gewöhnt hat,
erkennt man die Einzelheiten. Mit dem über die eigentlichen Schuhe gestülpten Plastikschutz
betritt der Besucher den aus einer dicken Salzschicht bestehenden Boden. Es

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