Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
ist
kühl, es riecht nach Salz. Die Musik aus den Lautsprechern zieht einen aus der Wirklichkeit.
Wir liegen, mit Decken gewärmt, auf den bequemen Stühlen, die im Raum verteilt sind,
und atmen frische salzige Luft.«
Liv hatte
die Augen geschlossen und atmete tatsächlich ein. Von Schenck schaute, sagte nichts.
»Man möchte
die Augen schließen und der Musik und den Sinneseindrücken folgen. Es tröpfelt,
und erst jetzt erkennt man an zwei Wänden die stetig mit Wasser beträufelten Salzflächen,
die in Kleinteilen durch die Luft kreisen und deinen Atemwegen einfach nur guttun.«
Liv öffnete,
noch einmal tief durchatmend, ihre Augen. Sie war wieder hier auf der Parkbank bei
von Schenck und sah ihn mit großen Augen an.
»Ich sehe,
Düsseldorf und seine Menschen setzen immer noch einen drauf.«
»Düsseldorf
hat nichts, was es nicht gibt, weit über Karneval und Oberkasseler Kirmes hinaus.«
Es war Liv eben wieder klar geworden, wie überzeugt sie von ihrer Stadt war.
»Gerüche,
auch wie diese hier von den Rosen, die ja mein heimliches Hobby sind«, so Karl von
Schenck, »haben schon eine besondere Wirkung. Sie haben völlig recht, verehrte Frau
Oliver, man muss sich ihnen hingeben können. Ich habe den Eindruck, der besondere
Geruch hilft mir beim Denken.«
Er hatte
ein freundliches Lächeln.
»Meist denkt
der Mensch zu viel«, provozierte Liv.
»Ich denke
gerade darüber nach, wieso in einer solch friedlichen Umgebung ein Mensch unter
so merkwürdigen Umständen starb.«
Liv schaute
ihn erstaunt an. »Ach, Sie wissen davon?«
»Es wird
zwar totgeschwiegen, aber ich habe als Regierungsrat im Ruhestand sehr viel Geduld,
einen wachen Beobachtungssinn und viel Spaß an der Recherche. Ich beabsichtige,
ein Buch zu schreiben. Vielleicht dient dieser Aufenthalt hier als Grundlage für
einen Krimi?« Er lächelte wieder.
»Und warum
erzählen Sie das gerade mir?«, wollte Liv wissen.
»Sie waren
doch praktisch dabei. Außerdem ermitteln Sie ebenfalls, wenn auch nicht in totaler
Abstimmung mit dem Kommissar. Daraus schließe ich, dass Sie nicht von der Polizei
sind, aber eine Privatdetektivin sein könnten.«
Es ärgerte
Liv, dass sie diesen Mann bisher noch nicht bemerkt hatte, obwohl er sie beobachtet
hatte. »Nun haben Sie ausnahmsweise mal nicht recht, Herr von Schenck. Ich bin keine
Detektivin. Ich bin Urlauberin, genau wie Sie.«
Von Schenck
überlegte stumm, schaute Liv von der Seite an. »Ich habe einen ausgeprägten Sinn
für Verschwiegenheit.«
»Ich auch«,
lachte Liv.
»Seien Sie
gnädig«, bettelte er, »versüßen Sie einem alten Mann diesen ausgedehnten Wellness-Urlaub
fern der nordischen Heimat mit einem Hauch von leibhaftiger Spannung.«
»Sie wissen
doch schon fast alles«, fand Liv. »Erzählen Sie mir doch erst, was Sie gesehen und
gehört haben und zu welchem Schluss Sie bereits gekommen sind. Dann werden wir sehen,
ob ich etwas ergänzen kann.«
»Gesehen
habe ich, dass Sie mit dem Kommissar sprachen, gefragt habe ich die gesprächigen
Mitarbeiter und beobachtet habe ich das Geschehen um mich herum. Ich meine, dass
in diesem werten Hause viel im Argen ist, dass der Betrieb zwar äußerst profitabel
zu laufen scheint, aber nicht stimmig ist, was auf eine inkonsequente Führung zurückzuführen
ist. Ein schwelender Generationskonflikt bietet in einem solchen Fall eine gute
Keimzelle für Intrigen, Betrügereien und vielleicht sogar Mord.« Soweit von Schencks
Analyse.
»Oha«, staunte
Liv, »da sind Sie ja schon sehr weit. Aber das Wichtigste fehlt. Wer hat den Mann
getötet?«
»Vorher
müssen wir herausbekommen, wie er gestorben ist.«
»Wir?«,
hakte Liv nach.
»Ich kann
Ihnen helfen, Frau Oliver. Sie können ja nicht zu jeder Zeit überall sein. Lassen
Sie mich Ihnen zuarbeiten.«
Von Schenck
blickte über seine kleine, runde Brille mit wachen, neugierigen Augen.
»Also gut«,
ließ sich Liv erweichen. Ihr legendär gutes Bauchgefühl für das Wesentliche sagte
ihr, dass sie Frank nicht hinterging, wenn sie diesen Mann als Komplizen auf ihrer
Seite hatte. Das konnte sie vor sich und wenn nötig auch vor Frank verantworten.
So sagte sie ihm ihre Wahrheit: »Ich war tatsächlich als Urlauberin hier, als der
Mann vor meinen Augen starb. Aber zufällig bin ich von Beruf Kriminalreporterin
und über diesen Fall werde ich selbstverständlich schreiben. Ihre Hilfe nehme ich
gerne an. Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit sind aber neben Ehrlichkeit, Offenheit
und
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