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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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Junioren?«
    »Gegen die
Junioren als Chefs ist nichts einzuwenden, die schmeißen doch jetzt schon den ganzen
Laden.« Er wandte sich einem anderen Gast zu. Liv hatte Durst.
    »Noch einen,
bitte.« Sie winkte Mike mit dem Glas zu.
    Sie fühlte
sich gut, ihr war nach tanzen. Auf der Tanzfläche schlängelte sich ein Paar umeinander
– Liv war das egal, sie ließ die Musik wirken. Ein Mann von der Theke, der bei diesen
Lichterspielen in die Kategorie gespenstisch fiel, fühlte sich wohl durch diese
Hemmungslosigkeit angesprochen – oder sollten die Wellness-Anwendungen schon gewirkt
haben? Egal, ein Tanz mit ihm, und Liv verlor die Lust. Sie wendete sich von ihm
ab und tanzte allein weiter, er verstand. Zwischendurch nippte sie immer wieder
an ihrem Gin Tonic und fühlte sich gut. Richtig gut. Die Zeit verging, es war mittlerweile
ziemlich voll geworden in der Bar.
    Wenn es
am schönsten war, sollte man gehen. Liv verabschiedete sich nickend vom Barmann,
der zurücknickte und ihr die Rechnung zur Unterschrift vorlegte. Liv winkte ihrem
ehemaligen Tanzpartner rückwärts über die Schulter zu, er wendete sich ab.
    Auf dem
Gang vor der Bar sah sie sich mehrmals um, eine alte Gewohnheit, die sie schon vor
so manchen unangenehmen Überraschungen geschützt hatte. Die Körperdrehung bereitete
ihr zwar jedes Mal Balance-Schwierigkeiten, aber sie musste sichergehen, dass ihr
niemand folgte. Dann verschwand sie in Richtung ihres Zimmers.
    Die leichten
Schaukelgefühle hielten sie zum Glück nicht lange vom ersehnten Schlaf ab. Einem
Schlaf, von dem sie jetzt noch nicht wusste, dass sie ihn für den morgigen Tag auch
dringend brauchte.

23
     
    Früh um halb sechs morgens weckten
Liv seltsame Geräusche. Zu früh, ihr notwendiges Schlafpensum war noch längst nicht
erreicht – vier Stunden waren einfach zu wenig.
    Autolärm?
Das war ungewohnt, sonst war doch hier nach hinten hinaus alles relativ ruhig. Nachher
wollte sich Liv beschweren, dachte sie, als auch die Stimmen immer lauter wurden.
Es wollte gerade hell werden. Autos, deren Scheinwerfer auf Standlicht geschaltet
waren, fuhren direkt vor den Wellness-Bereich. Ihr Zimmerblick ging zunächst auf
die stahlblau ausgeleuchtete trichterförmige Kuppel des Rheinturms, dann auf die
Wiese vor dem Schwimmbad. Ein Leichenwagen.
    Blitzschnell
war Liv hellwach, ruck, zuck angezogen und kurz darauf im Wellness-Center. Der Kosmetikbereich
war abgeschottet, kein Durchkommen für Gäste. Sie sah den Kommissar.
    »Frank!«,
rief sie wild gestikulierend zu ihm hinüber. Ein Blick, ein Nicken zum Beamten,
der als Barriere funktionierte, und Liv wurde durchgelassen.
    »Was ist
los, Frank?«
    »Das weiß
ich auch nicht. Kannst du dir das erklären?« Er ging vor, Liv hinterher. Frank öffnete
die Tür zu einem Kosmetikraum. »Sie wurde so von den Putzfrauen gefunden.«
    Liv stockte.
Gritta Entrup lag in einem Kosmetikstuhl, tot, mit fürchterlich verätztem Gesicht.
»Das sieht entsetzlich aus«, sagte Liv und ging näher heran. Blutige Pusteln, aufgeplatzte
Haut, rote Flächen wie Brandwunden auf Stirn und Wangen. Die Augen leicht geöffnet,
saß sie kerzengerade in dem Stuhl. Ihr maisgelber Jogginganzug war besprenkelt mit
großen und kleinen Blutspritzern. Jetzt erst bemerkte Liv, dass die Fußgelenke und
beide Arme an den Handgelenken mit einem breiten roten Geschenkband an den Stuhl
gefesselt waren. Die langen roten Nägel waren teilweise abgebrochen, Kratzspuren
in den Armlehnen.
    »Jetzt geht
es hier in dem werten Haus und in der werten Familie wohl richtig zur Sache«, meinte
Frank. Beide verließen sie den Raum und überließen den Kollegen das Terrain. »Was
hast du bis jetzt herausgefunden? Du hast doch mit Sicherheit schon recherchiert.
So wie du aussiehst, sogar bis tief in die Nacht.«
    Sie lächelten
einander verschmitzt an, denn auch Frank hätte seinem Aussehen nach noch etwas Schlaf
vertragen können, was Liv ihm ebenfalls nicht verheimlichte.
    »Und wer
hat dich heute Nacht so zerzaust?«
    Frank schwieg.
    In dem kleinen
Kosmetikraum – in demselben, in dem Liv gestern behandelt wurde – wuselten die in
weiße Overalls gekleideten Leute von der Spurensicherung und ein Fotograf herum
und versuchten, so gut es ging, ihre Arbeit zu machen. Kurz kam Liv der Gedanke,
ob es auch sie hätte sein können, die da so im Kosmetikstuhl zugerichtet worden
war. ›Quatsch‹, verwarf sie ihre abstrusen Gedanken und widmete sich wieder der
Realität.
    Nach einiger
Zeit erst

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