Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Mitarbeiterin an der
Rezeption zu Maria Overbeck sagen. »Was mache ich mit dem?«
»Gib ihm
die Nummer vom Kommissariat, von diesem – äh – Frank Golström. Wir sind für niemanden
zu sprechen. Keiner gibt hier Auskünfte zu irgendetwas, ist das klar? Das gilt für
alle! Geben Sie das genau so weiter!«
Das war
deutlich und kam auch Liv sehr entgegen. Sie hoffte nur, dass die Kollegen von der
Konkurrenz es bei ihrer Telefonrecherche beließen und nicht doch jemand von ihnen
im Hotel persönlich auftauchte. Die rigorosen Sparmaßnahmen der Blätter wirkten
dieses Mal zu Livs Gunsten.
Nur zu gerne
wollte sie nun eine Zigarette rauchen. Sicherlich war auch das nicht angeraten vor
einer Wellness-Behandlung, aber vielleicht reizte es sie deswegen umso mehr. Schon
lange kaufte sie sich keine eigenen Zigaretten mehr und konnte dadurch ihrer ehemaligen
Sucht Einhalt gebieten. Nun rauchte Liv nur noch bei spontaner Lust, wie jetzt.
›Wer weiß,
was morgen sein wird. Heute will ich den Tag genießen, und zwar ganz besonders.
Vielleicht liege ich morgen früh schon irgendwo auf einer Liege und bin mausetot.‹
Liv ging
hinaus, suchte nach Fotomotiven und bummelte etwas um das Hotel herum, der Gedanke
an eine Zigarette begleitete sie.
26
Der blaue Himmel und die wenigen
einzelnen weißen Wolken verhießen einen sonnigen Frühsommertag. Das Anwesen gefiel
Liv. Das Haus selbst wirkte recht unscheinbar, das war vielleicht das Gute daran.
Ein Neubau, außen wie auch im Innern fast überall weiß verputzt. Aber der kleine
Park dominierte das Gelände. Die üppige Natur wucherte geradezu. Trotz der Nähe
zur Stadt hatte man direkt ein Urlaubsgefühl. Liv war froh, auf diese Idee gekommen
zu sein. Weite Reisen in ferne Oasen brauchten viel Zeit, irgendwann wollte sie
sich mal einige Monate freinehmen und nur reisen. Irgendwann. Eine Auszeit von Job
und Alltag, das war hier und jetzt völlig okay. Hier, in der Heimat, hatte Liv alles,
was sie brauchte. Wichtig war ihr, dass viel grüne Natur um sie war. Natur beruhigte.
Auf dem
Weg durch den Park lief Bettina mit drei Joggern winkend an Liv vorbei. Sie winkte
zurück, schaute dabei aber zufällig einem jungen Mann hinter der Jogger-Gruppe geradewegs
ins Gesicht. Es war der Kellner, Jörg Olsson, der sich angesprochen fühlte und auf
Liv zukam.
»Guten Morgen,
Frau Oliver.«
Er wusste
ihren Namen.
»Sie haben
mich ja gestern Nachmittag versetzt.«
Ihr war
nach allem, nur nicht nach einer lapidaren Entschuldigung für eine verpasste Verabredung.
»Rauchen
Sie, Herr Olsson?«, unterbrach Liv ihn. Auch sie wusste seinen Namen – ohne Namensschild.
»Ja, woran
sieht man das?«
Liv war
auch nicht nach Small Talk.
»Haben Sie
eine übrig?«
»Ja, klar,
ich hätte gedacht, Sie rauchen gar nicht.«
»Nur ab
und zu. Rauchen Sie eine mit?«
»Gerne,
ich habe noch eine viertel Stunde bis zum Dienstanfang.«
»Gritta
Entrup ist tot, wussten Sie das schon?«
»Ja, deshalb
bin ich auch schon früher hier. Ein Kollege rief mich an. So etwas geht hier rum
wie ein Lauffeuer. Wer könnte das getan haben? Und warum ausgerechnet an ihrem Geburtstag?«
»Sie hätte
heute Geburtstag? Das wusste ich nicht.« ›Schlecht recherchiert, Frank Golström‹,
dachte Liv.
»Das gibt
dem Tod irgendwie mehr Bedeutung, das macht es irgendwie doppelt schlimm, oder?«,
fragte Liv.
Er zuckte
nur mit den Schultern.
Liv ließ
nicht locker: »Also, warum hat das jemand getan? Was meinen Sie? Sie kennen sich
hier doch bestens aus. Gab es überhaupt jemanden von Ihren Kollegen, den Gritta
Entrup nicht irgendwann einmal heruntergemacht hat? Gab es jemanden, der sie nicht
hasste?«
»Ach, wissen
Sie, das kann ich gar nicht beantworten.«
›Nun gut,
er will nicht.‹
Liv kam
der Gedanke, dass Frau Entrup eine der wenigen Auserwählten war, auf deren Grabstein
die Daten von Geburts- und Todestag dieselben waren.
Sie nahm
einen leichten Zug aus der fürchterlich schmeckenden Zigarette und versuchte, ihr
Gesicht nicht allzu sehr zu verziehen.
»Das war
ja ein seltsames Chefpaar«, warf sie gedankenversunken ein. »Wie konnten Sie …?«
»Wieso ich
hier schon seit sieben Jahren arbeite? Für solche Chefs? Das meinen Sie doch? Sie
verstehen es vielleicht nicht, aber wir Kollegen untereinander haben ein super Verhältnis.
Wir sind wie Freunde, gehen durch dick und dünn. Wenn einer mal wieder grundlos
angeschissen wurde – sorry –, standen die anderen für ihn ein. Wir haben mit den
Jahren
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