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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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Schritte, die schneller wurden, lauter.
Nach einer Biegung blieb Liv stehen, die Katze war vorweg ins Dunkle geflüchtet
und die Schritte wurden immer deutlicher, kamen immer näher. Liv hielt den Atem
an. Kurz vor der Kurve stoppte auch ihr Verfolger. Bevor Liv noch mehr zur Gejagten
wurde, beschloss sie den Gegenangriff. Liv sprang aus ihrem Versteck und stand in
Abwehrhaltung, die ihr noch aus ihrer Karateschule in der Jugendzeit ein Reflex
war, dicht vor einer erschrocken dreinschauenden Kellnerin.
    »Was gibt’s?«,
fragte Liv fordernd.
    »Bitte,
tun Sie mir nichts, ich muss Sie sprechen«, antwortete diese flüsternd. Liv ließ
die Fäuste sinken.
    »Kommen
Sie.« Dabei drehte sich die Frau unsicher um. Sie nahm Livs Arm und zog sie durch
eine Stahltür, die weiß angestrichen und mit ›Privat‹ beschildert war. Liv riss
sich los. »Ich kann alleine gehen!«
    Hinter der
Tür war es noch dunkler. Nur ein schwaches Licht aus der Ferne ließ auf das Gesicht
neben ihr geheimnisvolle Schatten fallen.
    »Sie wissen
noch, wer ich bin?«
    Liv erinnerte
sich.
    »Ich heiße
Susanne Weber und arbeite hier im Hotel im Service. Bitte lassen Sie mich kurz einiges
klarstellen.«
    »Aber warum
so geheimnisvoll, können wir uns nicht normal im Hellen unterhalten?«
    »Nein, unterschätzen
Sie die Dämonen hier nicht, es ist gefährlich, auch für Sie! Die Wahrheit zu sehen
und zu sagen, ist in diesem Haus nicht gern gesehen, glauben Sie mir.«
    »Noch immer?«,
fragte Liv. »Sind die Bösen nicht gerade gestorben?«
    »Bei Weitem
nicht alle. Bitte! Hören Sie mir zu. Ich halte Sie nicht lange auf, aber Sie müssen
wissen, dass ich die Freundin vom Alten, diese Monika Salmann, letzte Nacht hier
auf dem Parkplatz an der Rückseite des Hotels gesehen habe, als ich gegen zwei Uhr
morgens vom Dienst nach Hause ging. Wenn die bei ihrer Mutter in Bayern war, wie
sie wohl überall herumerzählt, bin ich die Kaiserin von China.« Sie schaute sich
schnell um, ihr Atem war flach, ihr Blick ging hektisch hin und her. »Das war’s
schon, ich kann nicht, man darf mich nicht mit Ihnen zusammen sehen.« Sie ging den
unbeleuchteten Gang zurück. Aus einigen Metern Abstand rief sie: »Sprechen Sie mich
nicht darauf an, ich habe Ihnen dies nie gesagt.« Und während ihre Schritte immer
schneller wurden, hörte Liv ihre verzweifelten Worte: »Ich kann nicht, tut mir leid.
Ich kann wirklich nicht. Tschüss, ich muss.«
    ›Uff – noch
eine, die hier ihre eigenen Wege gehen muss. Vor wem hat sie solch große Angst?
Wer würde sie bestrafen, wenn sie offen mit mir gesprochen hätte? Sie fürchtet auch
nach dem Tod der Senioren Spione in den eigenen Reihen. Wer sollte sie verraten?
Warum? Sind die Bösen nicht tot? Nein, mindestens ein Mörder läuft noch frei herum.
Warum so geheimnisvoll? Wer ist diese Monika Salmann, die so viel Angst verbreitet?
    Liv ging
zurück durch die Tür und den Weg weiter in die Richtung, in der die Katze verschwunden
war. Sie fand eine Tür, die sie in den Park hinausführte. Die Sonne blendete, aber
es tat wohl, die frische Luft einzuatmen. Das war ja gerade ein komischer Auftritt,
dachte sie, als ihr iPhone am Gürtel vibrierte, noch bevor der Klingelton sich leise
bemerkbar machte.
    »Können
Sie reden? Was gibt es Neues?«, fragte Andreas Barg, ihr Auftraggeber.
    Liv schaute
sich um und vergewisserte sich, dass niemand in Hörweite stand: »Es hat sich etwas
verkompliziert. Heute Morgen wurde die Ehefrau des Toten ermordet aufgefunden.«
    »Jetzt wird
es interessant.« Er überlegte. »Dass ein 84-Jähriger stirbt, konnte für die Konkurrenz
noch von geringem Belang sein, aber dass einen Tag später dessen Ehefrau ermordet
wird, bringt sicherlich die Kollegen der anderen Blätter auf die Spur. Wie weit
sind Sie?«
    »Ich bin
ganz nah dran, aber bevor die Gerichtsmedizin nicht eindeutig die Todesursache festgestellt
hat, kann ich nur herumstochern. Ich brauche Fakten. Das geht nicht von heute auf
morgen. Aber die gesamte Belegschaft, die Polizei und die Verwandten sind alle nicht
sehr erpicht darauf, große Publicity zu bekommen, sie blocken alle Mitbewerber konsequent
ab.«
    Barg atmete
tief durch: »Okay. Sie haben den Aufmacher auf der kommenden Wochenendausgabe –
eine ganze Seite. Versauen Sie das nicht! Ich verlasse mich auf Sie!«
    »Das können
Sie. Sie kennen mich«, antwortete Liv selbstbewusst.
    ›Wow, das
ist der Hit, der Titel in der Wochenendausgabe nur für diese Geschichte, das gab
es länger

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