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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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Bequem waren die
hässlichen Sessel ja. Da bemerkte sie, dass der Kommissar gar nicht so blöd war
und den Spiegel hinter der Frau nutzte, um das Geschehen zu verfolgen. Er hatte
Liv längst bemerkt.
    Sie nahm
eine herumliegende Tageszeitung zur Hand und blätterte interessiert darin herum.
Ihre Lauscher waren auf Maximum gestellt.
    Mit einem
lieblichen Säuseln, geneigter Kopfhaltung und einem seitlichen Lächeln sprach diese
Frau mit dem Kommissar. Das musste die Freundin des toten Seniors und die Rivalin
der toten Noch-Ehefrau sein. Eine Mörderin? Eine Doppelmörderin? Nein, diesen Eindruck
vermittelte sie nicht. Von dieser zarten Person sprach Bettina so abfällig? Liv
drängte sich der Gedanke auf, dass Bettina damit wohl eher von sich selbst ablenken
wollte. Das Gerede der Mitarbeiter erschien Liv unglaubwürdig. Allerdings hatte
sie bei Gericht schon ganz andere Fälle brav aussehender hinterhältiger Mörder gesehen.
    »Verehrter
Herr Oberkommissar, Sie müssen verstehen, ich bin tief getroffen und geschockt vom
Tod meines Lebensgefährten. Und nun ein weiteres schreckliches Ereignis, seine Exfrau.
Das ist alles nur sehr schwer zu verarbeiten. Zum Glück war ich nicht hier, sondern
in Bayern bei meiner Mutter. Ich hätte diesen fürchterlichen Anblick nicht ertragen.
Die arme Gritta, hat sie sehr gelitten?«
    »Das wissen
wir noch nicht, der Autopsie-Bericht liegt mir noch nicht vor. Aber sie war an den
Kosmetikstuhl gefesselt und ihre langen Nägel waren vom festen Zugriff teilweise
abgebrochen. Das kann darauf hindeuten, dass sie gelitten hat«, sagte der Kommissar,
die Reaktion seines Gegenübers beobachtend.
    »Das ist
ja alles so furchtbar! Wer kann so etwas tun? Heute, an ihrem Geburtstag. Wir wollten
zusammen einen Sekt trinken, und sehen Sie, ich habe hier etwas Kleines für sie
mitgebracht.« Sie zog ein kitschig verpacktes Geschenk aus ihrer Handtasche. Das
glänzende Einwickelpapier passte vom Muster her gut zum Sesselbezug.
    Nun liefen
ihr ein paar Tränen über ihr dezentes Make-up, die sie vorsichtig mit einem Taschentuch
wegtupfte. Mit tiefem Blick schaute sie den Kommissar an. »Haben Sie noch mehr Fragen?
Ich würde mich gern etwas zurückziehen. Ich brauche nun viel Ruhe, sehr viel Ruhe.
Aber wenn Sie noch etwas wissen möchten, rufen Sie mich. Ich bin immer für Sie da,
denn diese scheußlichen Verbrechen sollen so bald wie möglich aufgeklärt werden.
Der Mörder soll seine gerechte Strafe kriegen. So eine Bestie, die zwei Menschen
aus Geldgier tötet, darf nicht frei herumlaufen. Oder ist es gar jemand aus dem
Haus oder der Familie? Nein.« Sie hielt sich die rechte Hand vor den Mund: »Es werden
doch wohl nicht der Sohn und die Tochter …« Sie brach ab. »Bitte, Herr Kommissar,
tun Sie Ihr Bestes. Ich bin sicher, dass Sie den Fall schnell aufklären. Im Sinne
von meinem Schatz wird es auch sein, dass es hier im Hotel wieder sehr bald normal
weitergehen kann. Auf Wiedersehen. Sie erreichen mich unter Zimmernummer 69. Das
ist oben unter dem Dach, wo die nicht so begehrten Zimmer liegen. Ich bleibe einige
Tage hier, bis ich das Gröbste erledigt habe. Auch wegen meiner Erbschaft.«
    »Und sicher
auch wegen der Beerdigung«, ergänzte Frank. Er stand zeitgleich mit ihr auf. »Was
können Sie denn als Erbschaft erwarten?«
    »Mein Fast-Ehemann
hat mit mir alles geteilt. Gemeinsam wollten wir das Hotel nach unseren Vorstellungen
führen. Nun muss ich es wohl alleine tun. Ich muss alles erst mit den Anwälten besprechen.«
    Sie tupfte
sich mit dem Taschentuch weitere Tränen von den Wangen und schüttelte leicht ihren
Kopf. Auf ihren hochhackigen, eleganten Pumps, die ihre Beine unter dem beim Aufstehen
etwas hochgerutschten Rock noch graziler erscheinen ließen, schritt sie in Richtung
Rezeption. Frank schaute ihr nach, bis sie um die Ecke Richtung Rezeption bog.
    »Na, Liv,
hast du auch alles gut mitbekommen? Sollen wir uns die Ermittlung nicht etwas besser
aufteilen? Du stöberst im Hotel herum und ich übernehme die Zeugenbefragung?«
    »Wenn du
möchtest, dass dir keiner zuhört, hättest du ja einen abgeschlossenen Raum nehmen
können. Also, was soll das Gerede?«, konterte Liv.
    »Hältst
du sie für glaubwürdig?«, wollte er wissen.
    »Was meinst
du?«, fragte Liv zurück.
    »Keine Ahnung,
ich bin mir noch nicht im Klaren. So macht sie ja wirklich einen erschütterten Eindruck.
Und wie eine Mörderin sieht sie nicht gerade aus. Und was sie in ihrem Leben schon
alles mitgemacht hat!

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