Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
Vom Netzwerk:
Grausam, manche Menschen werden nie verschont.«
    »Wieso,
was hat sie denn erzählt?«
    »Sie wurde
als Kind misshandelt, ist aus eigener Kraft dem Vater entkommen und gerät im Erwachsenenalter
wieder an einen Vergewaltiger. Unvorstellbar. Doch auch da kam sie heraus und versuchte,
ihr eigenes Leben zu leben. Jetzt hat sie gehofft, mit dem Senior erstmals einen
richtigen Vaterersatz für sich und ein richtiges Familienleben zu bekommen.«
    »So etwas
erzählt sie dir alles im ersten Gespräch? Findest du das nicht ein wenig zu sehr
vertrauensselig und ungewöhnlich?« Liv erinnerte sich an Bettinas Aussage, dass
Monika Salmann jedem und dauernd intimste Lügengeschichten auftischte. Konnte sie
so etwas gemeint haben?
    »Du bleibst
am Ball bei ihr?«, fragte sie Frank, der nicht antwortete.
    »Frank,
bleibst du dran an ihr?«, wiederholte Liv lauter. »Lass dich nicht einwickeln. Überprüfe,
ob das stimmt«, riet sie.
    »Das kann
keiner überprüfen, sie hat niemals jemanden angezeigt und keine psychologische Hilfe
angenommen. Sie hat es alleine geschafft, da rauszukommen. Ich frage mich nur, wie
eine so zarte, hübsche Frau nach solchen Schicksalsschlägen wieder so ein normaler
Mensch werden konnte.«
    »Genau,
frag dich mal, ob das sein kann, Frank!«
    »Also, ich
bleibe am Ball, Liv, sehr gern sogar.« Sein Handy klingelte.

30
     
    Livs Urteil über Männer fand gerade
wieder seine Bestätigung. Männer! Menschen ohne Verstand. Entsetzlich. Aber genauso
verurteilte sie auch Frauen, die es trickreich schafften, den Verstand der Männer
außer Gefecht zu setzen. Liv schätzte den offenen Kampf, mit Blick in die Augen
des Gegenübers, mit fairen Mitteln. Aber so etwas, was ihr hier vorgeführt wurde,
widerte sie an.
    »Das war
die Gerichtsmedizin«, kam Frank noch einmal zurück zu Liv. »Es gibt Probleme, Widersprüche,
sie sind noch nicht sicher. Der Senior ist wohl an einem schnell wirkenden Nervengift
gestorben. Es findet sich nur in seinem Körper. Im Essen war nichts. Sie sagten,
sie bräuchten noch etwas Zeit, einige Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen. Was
immer das bedeuten soll, sie sind noch nicht so weit.« Frank war mit dieser Nachricht
sichtbar unzufrieden. »Ich konnte ihnen allerdings eine vage Vermutung entlocken.«
    »Was für
eine, sag schon!«, insistierte Liv.
    »Es könnte
ein Froschgift gewesen sein.«
    »Ein Froschgift?«
    Beide brauchten
eine Denkpause, in der sie diese Tatsache einzuordnen versuchten. Ihre Bilder im
Kopf suchten in Kindheitserinnerungen und sprangen zwischen Laubfrosch und dicker
Kröte hin und her. Doch diese beiden feuchten Tierchen waren so giftig und so gefährlich
wie ein alter Dackel. Nein, bei Giftfrosch kam Liv so langsam das Wissen aus dem
Biologie-Unterricht über tropische Regenwälder und Pfeilgiftfrösche in den Sinn.
    Nur um etwas
zu sagen, witzelte sie: »Also suchen wir einen Menschen mit einem Giftfrosch und
wir haben den Mörder. Na klasse, das dürfte ja wohl keine Schwierigkeit sein, oder?«
    Frank verzog
keine Miene, er schaute Liv nur eindringlich an. »Es ist ja nur eine vage Vermutung,
also praktisch nichts«, sinnierte er.
    »Also gut«,
sagte Liv, drehte mit winkender Hand dem verdutzt stehen gebliebenen Kommissar den
Rücken zu und ging hinaus. Sie sehnte sich nach frischer Luft. Es war ein herrlicher
Tag. Sie schoss ein paar Fotos vom Hotel. Ein lauwarmes Lüftchen deutete den kommenden
Sommer an. Das satte Grün der Bäume und Sträucher sah so gesund aus, so jung und
hoffnungsfroh. Der Park um dieses Mörderhotel hatte den Anschein, kein Wässerchen
trüben zu können. Genau wie diese vielen Verdächtigen. Verdammt, was wurden hier
für Intrigen gesponnen. Die eine Seite sagte mit erhobenem Finger: ›Trau niemandem!‹,
die andere schweißte den Rest der Crew wie Blutsbrüder zusammen. Geniale Voraussetzungen,
um entweder die falsche Spur zu legen oder die richtige Spur verschwinden zu lassen.
Wo Verbündete waren, gab es zur selben Zeit eine Menge Feinde.

31
     
    Zurück im Hotel, sah Liv ihren Verbündeten
Karl von Schenck in einem bequemen Ohrensessel sitzen. An strategisch wichtiger
Stelle, Richtung Rezeption ausgerichtet, las er Zeitung. Er hatte tatsächlich ein
Loch in seine Zeitung gerissen und schaute hindurch. Liv konnte sich ein Lachen
nicht verkneifen. »Aber das sind ziemlich altertümliche Methoden, Herr Detektiv«,
sagte sie ihm leise über die Schulter.
    »Alt, aber
nicht wirkungslos«, konterte er ruhig, faltete seine

Weitere Kostenlose Bücher