Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
»Einen schönen
Blick hast du hier. Du kannst ja fast den Restaurantbesuchern im Rheinturm zuwinken.«
»Nur mit
Fernglas«, sagte Liv mit genervtem Unterton und erfreute sich an seiner Silhouette.
»Und es
ist ruhig«, fand Frank. »Nicht schlecht, das Plätzchen, könnte man glatt als Geheimtipp
für jung Verliebte empfehlen.« Beide schwiegen. Liv wartete. Nichts geschah.
»Also ran
an die Arbeit, Herr Kommissar«, unterbrach Liv die Stille und murmelte ein »du Feigling«
hinterher, nahm den Bademantel, der auf ihrem Bett lag, schwang ihn sich über ihr
etwas zu kurzes Nachthemd und ging mit großen Schritten ins Bad. Frank schaute ihr
nach, ignorierte den Feigling und bestätigte sie: »Genau, Arbeit. Deswegen bin ich
ja hier.«
Für Frank
unsichtbar, rollte Liv die Augen: »Gib mir zehn Minuten, ich mach mich eben fertig.
Dann erzähle ich dir auch einige wichtige Fakten.« Nach einer kurzen Pause rief
Liv aus dem Bad in seine Richtung: »Rein beruflich natürlich.«
»Ich warte«,
kam es leiser zurück.
›Warum schmeiße
ich ihn eigentlich nicht raus?‹, fragte sich Liv, während sie äußerst energisch
ihre trocken gebliebenen Haare bürstete. Sie ärgerte sich – worüber, war ihr in
diesem Moment nicht klar. ›Was zieht der hier für eine Show ab, weshalb hat der
mich nicht von der Rezeption aus angerufen? Der kommt hier rein, macht mich an und
lässt mich zappeln. Was bildet der sich ein?‹
Livs Jogginganzug
klebte an ihrer noch feuchten Haut. Er fiel nicht so lässig, wie sie das wollte.
Auch das ärgerte sie. Selbst als sie sich notdürftig schminken wollte und ihr Lidstrich
in den Augenwinkel abrutschte, schob sie es auf die Anwesenheit dieses eingebildeten
Kommissars. Ein letzter Blick in den Spiegel, ein kurzes Durchatmen und sie ging
langsam wieder ins Zimmer. Ihr Blick suchte Frank. Er saß am offenen Fenster auf
dem Sessel und blickte hinaus.
Liv fing
sogleich mit ihren neuen Erkenntnissen im Fall an. Sie erzählte ihm von den Giftfröschen,
die ja eigentlich gar keine mehr waren, und von den Ameisen. Sie vergaß nicht einmal
das betrügerische Liebespaar. Und dann forderte sie ihn auf, bitte nun auch mal
etwas zu tun, etwa zu recherchieren, wie man an giftiges Froschfutter kam.
»Ich habe
herausgefunden, dass diese Giftfrösche zu den geschützten Exoten gehören und somit
meldepflichtig sind. Die Untere Landschaftsbehörde registriert den Halter und den
Tierbestand gemäß Paragraph 7, Absatz 2 Bundesartenschutzverordnung.«
»Klasse,
Frank, und was ist wenn die Tiere heimlich gehalten werden – wer soll das bitte
merken?«
»Ja, ich
sehe auch, dass da gewisse Schlupflöcher vorhanden sein könnten, zumal diese kleinen
Racker bei guter Haltung recht – naja – nachwuchsfreudig seien sollen. Besonders
nach einem Regenschauer im Terrarium sollen sie sexuell agil werden.« Frank grinste
und schaute in den Regen hinaus.
»Aber nun
erzähl du weiter!«, wandte er sich wieder Liv zu, die noch erzählte, welch hohe
Giftdosis gerade der gelbe Frosch in sich trägt. Als sie fertig war, schauten sie
sich länger in die Augen. Dies war wieder so ein kurzer Moment der Vertrautheit.
Fast hatte Liv den Eindruck, er wollte ihr etwas sagen, etwas, weit weg von diesem
Fall.
»Das ist
doch prima recherchiert, ich sagte doch, du bist gut, auch wenn du es nicht wahrhaben
möchtest.«
»Ich weiß
selbst, dass ich gut bin«, konterte Liv und schloss die Frage an, was er und seine
Leute denn nun noch so herausbekommen hätten.
»Wir waren
genauso fleißig wie du. Wir wissen nun, dass beide Tote an demselben Gift gestorben
sind. Die Ursache des Todes ist ein Pfeilgift, das in die Körper injiziert wurde.
Bei der Frau wurde zudem noch einiges von einem anderen Gift, vermengt mit ätzendem
Kloputzmittel, aufgetragen, nachdem ihr kleine Ritze in die Gesichtshaut geschnitten
wurden. Das Gift in den offenen Wunden muss Schmerzen wie bei Bienenstichen hervorgerufen
haben und hat bei ihr diese optische Reaktion in Form von Pusteln ausgelöst. Ihr
wollte der Mörder wohl eine besondere Lektion erteilen.«
»Frank«,
warf Liv ein, »das hört sich bei mir eher nach Mörderin an. Solche Racheakte mit
Gift und Verschandelung vollbringen doch eher Frauen, oder?«
»Mag sein«,
sagte Frank vorsichtig.
»Und noch
eins«, fügte er an, »da keine Urkunden oder Schriftstücke zu finden sind, die dem
Sohn und der Tochter die Erbschaft streitig machen, geht das Hotel auf die beiden
über. Vor einem Monat jedoch
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