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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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zwei Personen.
    Liv hatte
genug gehört und saß bald wieder neben Karl von Schenck, der sie neugierig ansah.
    »Die beiden
haben ein ›Krösken‹, wie man hier sagt – ein Verhältnis«, übersetzte sie für von
Schenck, aber er verstand auch so. »Sie machen sich ihre eigenen Gesetze. Sollte
ich den Geschwistern einen Tipp geben, dass enorme Summen Bargeld an ihnen vorbeigehen?«
    »Das müssen
Sie entscheiden«, riet Karl von Schenck.
    »Ja, gleich
morgen werde ich es tun. Ich kann miese Touren nicht dulden.«
    Er grinste.
Sie schauten beide wieder auf den Bildschirm. Kurz nacheinander kamen Jörg Olsson
und Margit Jung zurück ins Foyer. Ihre Blicke oder Gebärden zeigten, wie gut gelaunt
und fröhlich sie waren, als jeder in seine Richtung ging. Karl von Schenck schaute
Liv ernst an, sie schaute schulterzuckend zurück.
    »Eine sehr
interessante Materie, diese Giftfrösche«, sagte von Schenck. »Solche Amphibien zu
halten, ist eine Wissenschaft für sich.« Er referierte seine jüngsten Erkenntnisse:
»Es gibt Baumsteiger, Blattsteiger- und Stummelfußfrösche. Bekannt und besonders
hübsch ist der Dendrobates azureus. Er hat ein leuchtendes blaues Kleid und ist
ein in Costa Rica verbreiteter Baumsteigerfrosch. Der Dendrobates auratus, Smaragdbaumsteiger,
ist leuchtend grün mit schwarzen Flecken auf dem Rücken. Das Erdbeerfröschlein,
Dendrobates typographicus, wird nur 2 cm lang und hat eine leuchtend rote Farbe,
wie gelackt. Noch kleiner ist das rote Erdbeerfröschchen, auch Zwergpanama-Baumsteigerfröschchen,
Dendrobates pumilio, genannt.«
    »… ist ja
niedlich, aber ich kann mir doch nicht alles merken«, bemerkte Liv staunend.
    »Ok, jetzt
kommt es: Der wohl giftigste unter allen Froscharten ist der 1973 in Westkolumbien
entdeckte Phyllobates terribilis, sogenannter fürchterlicher Blattsteigerfrosch.
Der Name setzt sich zusammen aus Bedeutungen der Wirkung und des Lebensraumes. Mit
seinen kleinen Saugnäpfen an den Zehen klebt er quasi am Blattwerk. Nur zum Laichen
suchen sie das Wasser auf, deshalb sind diese Frösche auch nicht mit Schwimmhäuten
ausgestattet. Es ist das giftigste Tier auf Erden. Im Vergleich zu den anderen Froscharten
ist sein Sekret 20mal giftiger.«
    »Aha, interessant.«
    »Aber warten
Sie, das Beste kommt jetzt: An der Ernährung liegt es«, erklärte von Schenck seine
kurzfristig erworbenen meisterlichen Erkenntnisse, »das ist der Clou. Die Frösche
können nur dann den giftigen Schleim produzieren, wenn sie regelmäßig giftige Nahrung
zu sich nehmen. Auch Giftfrösche, die aus Südamerika eingeflogen werden, verlieren
nach einiger Zeit ihr hohes Giftpotenzial, wenn sie hier lediglich harmlose Fliegen
oder Würmer und Maden essen.«
    »Aha«, versuchte
Liv zu verstehen, »wir waren also auf völlig falscher Spur. Wir müssen nicht nach
Fröschen suchen, sondern nach giftigen Ameisen und Käfern. Die Tierchen werden immer
filigraner.«
    Sie lächelten
sich nachdenklich an. »Die Frage ist, wie und woher bekommt jemand regelmäßig diese
giftige Nahrung?«
    ›Wenn ich
das dem Kommissar erzähle‹, dachte Liv. Sie schaute auf ihre Uhr – nein, nun war
es wirklich zu spät, sonst störte sie noch die Zweisamkeit mit seiner angeblichen
Cousine. Bis morgen konnte die Mitteilung der neuen Erkenntnis wohl warten, dass
hier jemand mit – ja, letztlich mittels Ameisen mordete.
    »Sicher
bekommt man auch giftiges Futter über das Internet, wenn man es richtig anstellt«,
meinte Karl von Schenck.
    Livs Gedanke
war, dass die Polizei sich mit Sicherheit besser auskannte, wie man auf illegale
Internetseiten und an solche kriminellen Machenschaften kam, um Frösche giftig zu
erhalten. Darüber sollte sich die Polizei den Kopf zerbrechen. Sie beide jedenfalls
wollten sich nicht deswegen die ganze Nacht um die Ohren schlagen. Es war schon
spät geworden. Karl von Schenck schaute auf seine sicherlich wertvolle Uhr. »Vor
einem Computer merkt man nicht, wie die Zeit vergeht. Ich verabschiede mich jetzt.
Morgen ist auch noch ein Tag.«
    Liv rief
ihm ein »Danke« hinterher, das er mit einem Lächeln quittierte. »Wir sind ganz nah
dran!«
    Im Hotelzimmer
angelangt, lag Livs Bett aufgeschlagen mit einem süßen Gute-Nacht-Gruß einladend
vor ihr.
    Sollte sie
am morgigen Fitnesslauf um sieben Uhr teilnehmen? ›Das werde ich spontan entscheiden‹,
beschloss sie. Um elf Uhr stand jedenfalls Pantai-Luar, oder wie das hieß, auf ihrem
Wellness-Plan.

42
     
    ›Nein, heute kein Fitnesslauf

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