Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
›Das
Leben kann so schön sein‹, ging es ihr durch den Kopf.
Wie eine
Vollbremsung wirkte der Anblick der langhaarigen Katze. Sie schaute Liv direkt an.
Das bildete sie sich nicht ein. War sie nicht schon zwei Mal ein Vorbote für unvorhergesehene
Geschehen gewesen? Liv war hellwach, richtete sich auf und sah sich um. Einige Gäste
schwammen im Pool, andere lasen auf ihren Liegen, ein solariumgebräuntes Pärchen
schlenderte, die muskelbepackten Körper ansatzweise mit Badekleidung bedeckt, Hand
in Hand in Richtung Fitnessraum. Der schwarze Barmann polierte Gläser und witzelte
mit zwei Frauen, die im Bademantel an der Theke saßen und einen bunten Cocktail
mit Papierschirmchen in der Hand hielten.
»Hallo,
alles klar?« Liv erschrak durch die plötzliche Stimme, die von vorne kam. Bettina
hatte über den inoffiziellen Weg durch den Garten den Ruheraum betreten. »Oh, sorry,
hast du ein schlechtes Gewissen, dass man dich so erschrecken kann?«
»Nicht,
dass ich wüsste.« Kurz musste Liv an Frank denken, aber auch in dieser Hinsicht
konnte sie sich nichts vorwerfen. Sie hatte ihn nicht wirklich seiner ›Cousine‹
ausgespannt und er wusste nun offiziell von ihrem Bericht über diese Morde an die
Zeitung.
»Musst du
heute arbeiten?«, fragte sie Bettina, obwohl dies offensichtlich war.
»Ich darf«,
betonte diese professionell und man nahm es ihr ab. Doch dann versiegte ihr Lachen.
Sie schaute sich unruhig um und kniete sich zu Liv herunter. Während sie ihr vertraulich
die Hand auf den Arm legte, flüsterte sie: »Wenn wir nicht aufpassen, werden wir
verkauft.«
»Was ist
los?«, fragte Liv.
»Ja, nicht
wir, aber unser Hotel, dieses Hotel hier, unsere Arbeitsplätze wären futsch, wir
stünden alle auf der Straße. Das hatte der Alte noch eingefädelt, bevor er uns verließ.
Aber zum Glück wird sich Johann für uns einsetzen. Er wird es zu verhindern wissen.
Er wird als rechtmäßiger Erbe alles in die Wege leiten, damit das nicht passiert.«
Liv spielte
das Spiel mit, obwohl sie wusste, dass es wahrscheinlich nur eine Finte war, ein
Gerücht, das jede Seite für ihre Zwecke nutzen wollte.
»Ich erzähle
dir das, Liv, weil ich dachte, es würde dir am Herzen liegen, was aus uns wird.
Schließlich bist du ja mitten drin im Geschehen. Du weißt, wie ich das meine.«
»Nö«, antwortete
Liv plump.
»Jeder hier
weiß doch, dass du nicht privat hier bist. Du bist von der Presse und schreibst
für ein bedeutendes Blatt über die Todesfälle.«
»Na und?«,
fragte sie.
»Nichts
und, ich hoffe nur, dass wir keinen Schaden nehmen, dass die Publicity nicht zu
negativ ausfällt.«
»Aber Bettina,
was kann negativer sein als zwei dicht aufeinander folgende unaufgeklärte Morde?
Mir liegt nur an der Wahrheit etwas, je eher ich die herausbekomme, umso besser
für euch alle.«
»Na, da
wird dir dein Freund, der Kommissar, ja gern behilflich sein, oder?«, grinste Bettina
herausfordernd. »Du siehst, auch ich habe meine Informanten.«
»Das glaube
ich ungesehen«, konterte Liv. »Okay, er war einmal ein sehr guter Freund, Vergangenheit.
Da ist nichts mehr«, versuchte Liv, sie zu überzeugen.
»Ja klar,
ich verstehe.« Sie wollte aufstehen.
Liv hielt
sie fest am Arm und zog sie näher an sich heran. »Und ich weiß, dass es keinen Verkauf
geben wird«, beendete sie das Geplänkel.
Bettina
wich zurück. Ihre Miene wurde ernst. »Na, dann weißt du ja eine ganze Menge.«
»Ich bemühe
mich.«
»Ich muss
nun arbeiten. Einen schönen Tag noch.«
Etwas beleidigt,
weil Liv sie durchschaut hatte, zog Bettina ab, grüßte aber ihre Gäste sofort wieder
mit ihrer bekannten Freundlichkeit.
›Was sollte
das denn? Dass sie ihren Freund in einem guten Bild erscheinen lassen will, ist
verständlich. Aber warum sagt sie mir so etwas? Sie muss doch davon ausgehen, dass
ich durch Frank die Wahrheit bereits weiß‹, resümierte Liv.
Welche Bedeutung
sollte sie diesem Vorfall beimessen? Vielleicht wurde die ganze Ungewissheit für
Bettina zu viel. Oder sollte dieses Theater gerade eine Warnung sein?
Liv beschloss,
in ihr Zimmer zu gehen, sich umzuziehen und endlich etwas zu essen. Ihr Magen meldete
sich inzwischen laut zu Wort. Das Mittagsbüfett wartete.
44
Wie schön, der Platz am Fenster
war noch frei. Liv gehörte ja auch zu den Ersten im Speisesaal.
Sie setzte
sich, stand aber bald wieder auf, um sich einen Überblick über die Speisen zu verschaffen.
Das Wellness-Gericht mit frischen Blattsalaten und
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