Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
Vom Netzwerk:
Mörder nach Indizien finden.
Das dauert leider länger.«
    »Unser Vater
ist noch nicht freigegeben worden, Frau Oliver. Was bedeutet das? Wir möchten ihn
doch beerdigen«, fragte Maria sorgenvoll.
    »Die Untersuchungen
der Gerichtsmediziner sind noch nicht ganz abgeschlossen. Ihnen fielen Ungereimtheiten
auf. Aber sicher wird es in den nächsten Tagen so weit sein, dass Sie ihn nächste
Woche beerdigen können. Wird es ein Doppelbegräbnis?«, fragte Liv.
    »Da sprechen
Sie einen wunden Punkt an«, so Johann. »Wir sind uns nicht einig. Die beiden waren
nur noch auf dem Papier verheiratet. Sie lebten seit Jahren getrennt. Mein Vater
hatte ja eine neue Freundin. Und die drohte uns bereits, sie würde die Beerdigung
platzen lassen, wenn beide gemeinsam beerdigt werden würden. Was immer das bedeuten
mag, es klang recht überzeugend.« Er schaute Liv fragend an, zog eine Augenbraue
hoch und seufzte. Dabei schaute er sich um, kam nun mit dem Oberkörper näher und
sprach leise: »Mit dieser Dame hat er uns noch über seinen Tod hinaus ein sehr lebendiges
Andenken zurückgelassen.«
    »Aber in
erbrechtlicher Hinsicht haben Sie doch nichts zu befürchten, oder kann sie Ansprüche
auf das Hotel geltend machen?«, fragte Liv, obwohl ihr der Kommissar ja die Frage
schon beantwortet hatte.
    »Wir hoffen,
dass nicht noch irgendwo eine Überraschung auf uns wartet. Sie sagt ja, er hätte
ihr im Falle seines Todes die Geschäftsführung übertragen, aber ich frage Sie, Frau
Oliver, wie soll das bitte gehen? Sie hat keine Ahnung. Das müsste eigentlich selbst
unserem Vater aufgefallen sein.«
    Und seine
Schwester stimmte ihm zu. »Da haben wir ja schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden.
Das wäre ja noch schöner!« Sie erregten sich beide sehr über diese Gedanken.
    »Aber bis
heute wurde nichts dergleichen gefunden, was diesen angeblichen Willen unseres Vaters
irgendwie beweisen würde«, beruhigte sich Johann Overbeck.
    Maria Overbeck
rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, rieb sich wiederholt die Hände und fügte hinzu:
»Und da wird auch nichts gefunden werden. Die blufft doch nur. Die meint, dass wir
ihr aus Angst einen Job anbieten. Die hat doch sonst nichts, nichts gelernt, kein
Auskommen, nichts.« Kurz stoppte Maria, hielt sich die Finger vor den Mund, biss
in den Daumennagel und entrüstete sich weiter: »Unser Vater hat sie über kurze Zeit
mit durchgezogen. Die ging ständig auf der Kö Klamotten kaufen. Vom Geld des Hotels,
übrigens.«
    Johann Overbeck
nahm die Hand seiner Schwester. »Beruhige dich doch. Das wird schon alles.« Und
zu Liv gewandt, meinte er: »Frau Oliver, glauben Sie bitte nicht, das würde uns
hier alles kaltlassen. Auch unsere Nerven liegen blank. Es ist schließlich noch
immer nicht klar, wer unseren Vater und seine Frau umgebracht hat. Solange das und
das Motiv des Täters nicht klar sind, sehen wir uns selber in Gefahr. Wir sind sehr
vorsichtig geworden. Wir sind der Meinung, es könnte bei den Morden nicht um persönliche
Geschichten meines Vaters und seiner Frau gehen, sondern um das Hotel. Und da wir
beide rechtmäßige Erben sind, wird der Mörder …«
    »… oder
die Mörderin«, warf Maria dazwischen.
    Streng war
der Blick, den er seiner Schwester daraufhin zuwarf. Liv hingegen traf auf freundlich
fragende Augen, als er, ihr zugewandt, fortfuhr: »… uns doch als Nächstes auf der
Liste haben, oder was meinen Sie, Frau Oliver? Entschuldigung, aber Sie sind die
Fachfrau in Mordfällen. Deshalb haben wir Sie auch zum Gespräch gebeten. Was können
wir tun? Bitte helfen Sie uns. Wir wissen nicht mehr weiter.«
     
    ›War es Show, um den Verdacht von
sich abzulenken? Schließlich hatten sie ja beide einschlagende Motive und dazu nur
ein sehr wackeliges Alibi für den Tatmorgen des Mordes an ihrem Vater. Oder sprach
Johann Overbeck von echten Ängsten?‹
    Beide schauten
Liv intensiv an. Sie durfte jetzt keine schwache Stelle zeigen. Sie musste sich
ihre Objektivität bewahren.
    An Maria
gewandt, fragte Liv: »Was macht Sie so sicher, dass es eine Mörderin ist?«
    »Ich bitte
Sie, Frau Oliver. Ich zumindest weiß, dass mein Bruder und ich es nicht waren. Es
bleiben doch nur die Frauen um meinen Vater übrig. Er war schon unserer Mutter damals
untreu, als wir noch Babys waren. Er hat sich doch quasi potenzielle Mörderinnen
über die Jahre herangezüchtet. Wie kann da jemand zweifeln?«
    »Was ist
mit den Angestellten? Auch da hatte sich Ihr Vater im Laufe der Zeit viele

Weitere Kostenlose Bücher