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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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beruhigen.

48
     
    »Ihre Freundin, Herr Overbeck, hat
auch einen Giftfrosch. Wussten Sie das etwa nicht?«
    Er schaute
Liv an, hörte auf zu kauen, tupfte sich mit der Stoffserviette die Mundwinkel ab
und schluckte einen viel zu großen Bissen herunter. Er vergewisserte sich betont
ruhig: »Wer? Meine Freundin?« Schuldbewusst und verlegen schaute er seine Schwester
an, die dieses Mal den Blick nicht erwiderte, sondern mit einem tiefen Seufzer in
die Ferne blickte.
    Auch sie
hörte auf zu essen und lehnte sich zurück.
    »Sie meinen
Bettina?«
    »Haben Sie
mehrere Freundinnen?«
    »Natürlich
nicht, aber wir hatten vor, das nicht publik zu machen. Meine Schwester und ich
waren der Meinung, dass es das Betriebsklima negativ beeinflussen könnte. Wir wollten
keinen Anlass für Klatsch und Intrigen bieten.«
    »Weiß das
Bettina? Ich befürchte, sie nimmt das nicht so ernst. Es gibt keinen Angestellten
in diesem Haus, der nicht davon weiß. Bettina verschweigt da bestimmt nichts.«
    »Ich wusste
es!«, zischte Maria Overbeck. »Nun machst du es noch viel schlimmer. Ich habe dir
ja gleich gesagt, sei ehrlich. Dann denkt sich auch niemand etwas dabei. Nur diese
Heimlichtuerei, die macht verdächtig. Du solltest dich sehr bald mit ihr öffentlich
verloben.«
    »Verloben?«,
betonte Johann Overbeck entrüstet. »Weißt du eigentlich, wie alt ich bin?«
    »Ja, Brüderchen,
zufällig weiß ich das. Auch wenn eine Verlobung heute nicht mehr zeitgemäß ist,
ich halte es für sinnvoll in diesem Fall. Außerdem kann es das Geschäft anregen.
Du gehst mit einem Beispiel voran, andere Gäste oder Mitarbeiter ziehen nach und
feiern auch hier ihre Verlobung. Weil alles so schön ist.« Sie blickte ihn durchdringend
an, als hätte sie stumm ein ›Basta‹ angefügt.
    Darauf fiel
ihm nichts mehr ein, was er sagen konnte.
    »Wussten
Sie nun von dem Frosch? Sie können mir doch nicht weismachen, dass Sie noch nie
bei Ihrer Freundin zu Hause gewesen sind.«
    »Doch, bitte
glauben Sie mir. Sie wohnt mit einer Kollegin aus dem Fitnessstudio zusammen. Und
die sollte nichts bemerken, sonst hätten es ja alle gewusst. Aber das war wohl dumm
von mir. Nein, Frau Oliver«, und dabei schaute er ihr direkt in die Augen, »ich
wusste nicht, dass Bettina einen Frosch hat.« Er musste sich schon wieder ein Lachen
verkneifen. »Vielleicht ist es ja auch der Frosch der Mitbewohnerin.« Er wurde ernst:
»Bettina hat wirklich nichts mit den Toten zu tun. Und überhaupt, ist ihr Frosch
denn einer von den giftigen? Sie sagten doch, dass nicht alle giftig sind.«
    »Aber Bettina
hätte ein Motiv gehabt. Sie wollte lieber einen Chef heiraten und nicht nur einen
Sohn, bei dem gar nicht sicher war, ob ihm irgendwann einmal das Hotel gehören würde.
Sie glaubte sogar, dass das Hotel durch Ihren Vater verkauft würde. Sie hatte sicher
sehr großes Interesse daran, einen solchen Verkauf zu vereiteln und als Nächstes
die mögliche Erbin oder einen sicheren Störenfried, seine Noch-Ehefrau, auch zu
beseitigen.«
    »Ach, dieses
blöde Gerücht über den Verkauf«, stöhnte Johann Overbeck, »ich dachte, das hätten
wir längst ausgeräumt. Das ist nicht mehr wahr. Das war ein Spaß unseres Vaters.
Er hatte diesen Gedanken im Zorn einmal zu laut ausgesprochen. So war er halt.«
    »Aber einen
Mord würde Bettina nie begehen«, verteidigte nun auch Maria ihre potenzielle Schwägerin
in spe. »Hat sie nicht ein Alibi für die Tatzeiten?«
    »Schon,
aber sie könnte ja das Gift auch nur besorgt haben«, gab Liv zu bedenken.
    »Ist denn
nun ihr angeblicher Frosch giftig oder nicht?«, warf Johann Overbeck energisch ein.
    »Das wissen
wir noch nicht«, gestand Liv wahrheitsgemäß, wobei sie sich schon wieder über das
›wir‹ amüsierte.
    »Dann ist
doch alles nur Gerede. Warten wir es ab.« Maria prostete allen zu und nahm einen
kräftigen Schluck Wein.
    »Ich gehe
davon aus, Frau Overbeck, dass Sie beide an der baldigen Lösung der Mordfälle privat
und geschäftlich sehr interessiert sind. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege.
Und insofern dürfen jegliche Gedankenspiele über Verdächtige erlaubt sein, die zu
einer Lösung führen könnten. Zumal Sie mich zu diesem Gespräch eingeladen haben.
Sollten meine Fragen oder Gedanken nicht in Ihr persönliches Wunschbild vom Sachstand
passen, ist das alleine Ihr Problem.«
    ›Das musste
mal gesagt werden‹, fand Liv. Schließlich waren sie ja hier nicht im Kindergarten.
Beide verstanden. Ihr Lachen war

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