Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
ihr heran, sprach leise, aber deutlich. Liv hoffte inständig, dass er nicht log.
Sie hoffte, dass er ihr den gestrigen Abend mit der Salmann nicht verschwieg. Denn
sonst könnte sie ihm nicht mehr trauen, ihn nicht mehr ernst nehmen, dann wäre er
raus aus dem Spiel gewesen. Endgültig.
Liv wurde
heiß. Ihr kam kurz das vergiftete Bircher Müsli in den Sinn, schob die Hitzewelle
aber auf die zweite Kanne Kaffee. Auf jeden Fall war es nicht deswegen, weil Frank
ihr so nah war, es kam höchstens davon, was er ihr hier brühwarm erzählte.
›Also doch‹,
dachte Liv, als er den Satz mit Maria Overbeck begann. ›Also doch, er verschweigt
alles, was gestern Abend war.‹
»Liv, die
Geschwister Overbeck und Overbeck sind nicht so harmlos, wie du es mir weismachen
wolltest.«
Mit einem
tiefen Seufzer wendete Liv ihren Blick ab, einmal rund durch den Frühstücksraum.
»Ja, ich
weiß, das hörst du nicht gerne, aber warte ab.«
Frank sprach
leiser, denn er war sich sicher und hatte Beweise dafür, dass die Geschwister schon
lange vor dem Gespräch mit Liv wussten, dass die halbe Belegschaft Giftfrösche züchtete.
Johann Overbeck hatte sich bereits eindringlich nach der Haltung und Fütterung dieser
Amphibien erkundigt. Vor einigen Monaten bereits, so hatten seine Ermittlungen ergeben,
hatte sich Johann Overbeck via Internet-Anfrage genau informiert.
»Na, was
sagst du?«, fragte er Liv.
»Lass mich
raten, das weißt du von der Salmann!«
»Ja, sie
ist eine wichtige Zeugin.«
»Zeugin!«,
fuhr Liv ihn an. Er wich zurück.
»Du meinst
also, Johann Overbeck hat seinem Vater befohlen, sich Froschgift zu spritzen und
hat dessen Noch-Ehefrau danach auch noch so umgebracht?«
»Warum nicht?
Ihr Alibi war die gesamte Zeit wackelig. Und ein Motiv – das haben die beiden Geschwister
auch.«
»Welches
Motiv haben sie? Sie sind die offiziellen Erben des 84-Jährigen.«
»Deswegen!
Aber, Liv, nun arbeite nicht gegen mich. Vielleicht mussten sie ihn stoppen. Er
war alt und krank, da werden die Menschen seltsamer. Er entpuppte sich als ihr größter
Widersacher, der drohte, ihnen alles zu nehmen, worauf sie seit Jahrzehnten hingearbeitet
haben. Es ging um ihre Existenz, ihr Lebenswerk. Wenn das nicht Motiv genug ist,
weiß ich es nicht. Und die Noch-Ehefrau ging auf das Konto von Maria Overbeck. Zwischen
diesen beiden Frauen loderte der blanke Hass doch förmlich.«
Frank entspannte
sich, nachdem er alles losgeworden war, und lehnte sich zurück.
»Und sie
gaben dem Kerl neulich Nacht meinen Zimmerschlüssel, um mich ordentlich einzuschüchtern?«,
fragte Liv.
»Ja, genau,
das könnte so gewesen sein. Sie haben den größten Einblick und Einfluss auf Technik
und Mitarbeiter.«
»Und gestern
quälten sie mich mit einer Massage«, murmelte sie.
»Was?«,
fragte Frank.
»Ach, nicht
so wichtig. Okay, wenn du meinst, aber wie beweisen wir es ihnen, wie überführst
du sie?«
»Ich?« Er
grinste, während er seinen Oberkörper wieder in Livs Richtung über den Tisch beugte.
»Die werden sich sehr bald selbst verraten, je näher wir dran sind, umso nervöser
werden sie.«
»Aha«, rang
Liv sich ab. »Und welche Rolle spielt dabei die Salmann?«
»Ich recherchiere
natürlich auch in diese Richtung«, sagte Frank sehr leise und langsam. Er kratzte
sich sanft an seinen beginnenden Geheimratsecken. Dabei spannte sich sein Hemd am
muskulösen Oberarm.
»Aha, erzähl‹«,
sagte Liv, während sie weiterhin voller Gefallen den Oberarm beobachtete und merkte,
wie er sich wand. Wohl fühlte er sich gerade nicht in seiner Haut.
»Sie ist
eine sehr wichtige Person in diesem Verfahren, ich sagte es bereits. Ich halte auch
sie nicht für so harmlos, wie sie sich gibt«, gab er zu.
Liv sagte
nun nichts mehr, hörte nur zu und las förmlich von seinen Lippen ab. Ein Stein fiel
von ihrem Herzen, als er von der Existenz des gemeinsamen gestrigen Abends erzählte.
„Ich wollte
keine Verhöratmosphäre und überraschte sie zum Abendessen. Dann plauderten wir über
scheinbar belangloses Zeug miteinander – und damit sie hinterher nicht etwas anderes
daraus gemacht hätte, ließ ich versteckt meine Aufnahmegerät in der Jackentasche
mitlaufen.«
Liv zischte
durch die Zähne: »Frank, gerade du solltest am besten wissen, dass solche Beweise
vor Gericht keine Gültigkeit haben.«
»Nu lass
mich doch erzählen«, würgte er ihre scheinheiligen Bedenken ab.
»Also, wo
war ich? Ach ja. Du hattest vielleicht recht, Liv, die Salmann
Weitere Kostenlose Bücher