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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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nach der Feier ernüchternd, oder?« Kurze Pause, dann lachten beide.
    »Mit fehlt
nur etwas Senf in der Suppe«, mokierte sich Liv zur Freude von Dag.
    »Dein Geschmackssinn
ist irgendwie fehlgeleitet. Fragt sich, wo das herkommt«, rätselte Dag nicht zum
ersten Mal.
    »Meistens
sind doch die Mütter schuld, nicht wahr, Dag?«
    »Oder die
Väter«, ergänzte die Psychologin. Auch dieses Thema blieb unausdiskutiert.
    Livs Blick
schweifte durch das Restaurant.
    »Nein!«
    »Was hast
du?«, fragte Dag. »Steht dein Peiniger vor dir?«, witzelte sie.
    »Ich glaube
es nicht, du kannst es dir nicht vorstellen. Dag, ich verliere den Glauben an die
Menschheit.«
    »Der steht
doch bei dir schon länger auf dem Prüfstand. Aber sag endlich, was los ist. Ich
kann mir eine Menge vorstellen, jetzt sprich endlich.«
    »Dag, es
ist fast Mitternacht. Was glaubst du, wer da in einer Ecke im Restaurant sitzt?«
    »Ganz ruhig,
Liv, ganz ruhig. Tu jetzt nichts Falsches. Sprich mit mir, los!«
    »Okay, pass
auf: Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich den werten Kommissar Frank Golström mit
Monika Salmann lustig an einem Tisch sitzen. Mein Kommissar und – Dag, das ist eine
Verdächtige, vielleicht eine Mörderin!«
    »Liv, das
kann Zufall sein«, versuchte die Freundin, sie zu beruhigen. Treffsicher konstatierte
sie aber sogleich: »Nein, bei Frank gibt es keinen Zufall. Ich kenne ihn ja nun
auch ein wenig. Es ist Berechnung.«
    »Das ist
ein Komplott – oder doch eine Vernehmung? Um diese Zeit? Jetzt hab ich es. Dag,
sie sind ein Liebespaar.«
    Dag lachte
laut, schwieg abrupt, bevor sie fragte: »Hat er dich gesehen?«
    »Ich glaube
nicht«, antwortete Liv. »Ich trage heute Abend ausnahmsweise mal die Haare lang
und habe ein schlunziges Sweatshirt an. Das kennt er nicht. Er wird mich nicht auf
den ersten Blick erkennen.« Liv atmete einmal tief durch und schloss:
    »Da hilft
nichts, Dag, entschuldige, es bleibt mir nichts anderes übrig, ich muss hin, ich
muss herausbekommen, was da los ist. Nicht umsonst wird mir auch diese Situation
auf dem Tablett serviert. Es ist meine Pflicht, Frank vor eklatanten Fehlern zu
bewahren. Ich habe da eine gewisse Verantwortung. Dag, ich mache Schluss, melde
mich morgen.«
    »Pass auf
dich auf und mach dich bitte nicht zum Affen«, gab sie Liv mit auf den Weg.
    ›Nur einen
Moment noch.‹ Liv wollte sich eben an die Situation gewöhnen.
    Die beiden
da drüben lachten, unterhielten sich fortlaufend. Langeweile oder Antipathie konnte
Liv leider nicht erkennen. Ihre Weingläser waren leer, die Servietten lagen benutzt
auf dem Tisch. Dieses Treffen dauerte offensichtlich bereits eine Weile.
    ›Und ich
habe alles verschlafen.‹
    Es ärgerte
Liv, dass die beiden sich augenscheinlich so gut verstanden. Sie standen auf. Monika
Salmann ließ sich ihr schwarzes Jäckchen von Frank um die Schultern legen, er schob
sie am Rücken sanft vor sich her, sie waren weg.
    Liv blieb
noch immer sitzen. Plötzlich wollte sie niemanden mehr zur Rede stellen, sie wollte
ihnen nur noch aus dem Weg gehen. Also rief sie den Kellner, unterschrieb die Rechnung
und ging in ihr Zimmer. Sie schloss zweimal ab und stellte einen Stuhl hinter die
Tür. Das würde sie hören, wenn sich heute Nacht wieder jemand zu ihr schleichen
und sie einschüchtern wollte. ›Die sollen ruhig kommen‹, dachte sie und legte nach
kurzem Nachdenken ihr Schweizer Taschenmesser unter ihr Kopfkissen, das sie sich
noch kurz vor ihrem Urlaub in dem traditionsreichen Fachgeschäft Börgermann in der
Bergerstraße gekauft hatte. ›Besser als gar nichts!‹
    Sie schrieb
heute nicht an dem Artikel weiter und rief auch Dag nicht mehr an. Nach Schlafen
war ihr aber nicht zumute. Dafür schaute sie die halbe Nacht fern. Dabei entdeckte
Liv, dass es zwei Sexkanäle gab. Unpassend, fand sie und überlegte, wer wohl in
einem Wellnesshotel auf solche Sendungen stand. Klar, fiel es ihr wie Schuppen von
den Augen, sicher eine nicht uneigennützige Idee des alten vermeintlichen Frauenhelden.
So konnte der Senior schauen, was ihm gefiel, und hatte ein Alibi, es sei ja für
die Gäste. Lächerlich. Peinlich. Liv schaltete ab.
    Ihre Stimmung
war auf dem Nullpunkt gelandet. Ihr war alles zuwider. Einziger Lichtblick schien
ihr die Arbeit in den gewohnten Bahnen und das Ende dieses Aufenthaltes hier im
Hotel zu sein. Übermorgen wollte sie abreisen und keineswegs verlängern. Es reichte!
Aber unverrichteter Dinge wollte sie trotz allem nicht

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