Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
erzählte mir, dass
sie alle paar Monate nach Bogota in Südamerika geflogen ist. Sie war in dem Kinderheim,
wo sie die zwei Kinder adoptieren wollten. Der Senior hat ihr die Flüge finanziert.
Das stimmt wohl auch alles, laut unseren Nachforschungen.« Er schaute Liv erwartungsvoll
an. Sie zog stumm die Brauen und Schultern hoch. »Weiter, was war weiter?«, fragte
sie nur.
»Ich weiß,
du hast es schon angedeutet, ist ja gut, aber ich musste mir erst mein eigenes Bild
von ihr machen.«
›So, so,
mein Urteil nimmt er also nicht für voll. Das war deutlich.‹
Er fuhr
fort, Liv hörte zu.
»Sie hatte
jedes Mal theoretisch die Gelegenheit, frisch gefangene giftige Frösche oder lediglich
giftiges Froschfutter zu besorgen und mit herzutransportieren, um ihre Giftfrösche
oder die eines anderen bei Laune zu halten. Wir haben noch kein greifbares Ergebnis
aus dem Internet über giftiges Froschfutter. Dann hat sie das auch nicht geschafft.
Also blieb ihr nur die Möglichkeit, es selber zu holen. Frische, giftige Ameisen,
regelmäßig. Allerdings bleibt noch offen, für wen sie das Futter besorgt haben könnte.«
»Genau,
vielleicht fütterte sie ja nicht nur ihre eigenen Frösche, sondern gab das Futter
auch an andere weiter«, gab Liv zu bedenken. Sofort fiel ihr die Aktion mit Bettina
ein. Die gelben Frösche im zweiten Terrarium hatte sie nicht herausgeholt. Vielleicht
hielt sie sich ein harmloses Paar zu Demonstrationszwecken.
»Wir müssen
nun die Mitarbeiter, die kein wasserdichtes Alibi hatten, finden und deren Frösche
untersuchen. Keine leichte Aufgabe«, sagte Frank.
Ȇberleben
die Frösche das?«, war Livs Sorge.
»Manche
vielleicht«, war Franks kurze Antwort. »Aber wir sind vorsichtiger geworden, seit
ich gelesen habe, dass die kleinen Viehcher bis zu 10 Jahre alt werden können.«
Liv war
froh, dass diese Fleißarbeit von einem fachkundigen Team durchgeführt werden sollte.
»Ich dachte
schon«, lenkte sie ab, »du wärst der Salmann auf den Leim gegangen und sie hätte
dich bereits eingesponnen. Du machtest nie den Eindruck, dass du sie verdächtigen
würdest. Du bist ein sehr guter Schauspieler.«
Er schaute
sich irritiert um und beugte sich zu Liv vor: »Spinnst du jetzt total? Ich sagte
doch, ich musste mir erst mein eigenes Urteil bilden. Wie ich das angehe, bleibt
ja wohl mir überlassen. Oder muss ich dich erst fragen, ob ich mit einer am Fall
Beteiligten sprechen darf?« So gefiel er Liv wieder etwas besser. So machte auch
ihr das Spiel wieder mehr Spaß. »Nein, wenn alles aufrichtig und offen ist, musst
du mich nicht fragen«, gab Liv zu.
Frank schaute
an ihr vorbei und sinnierte zu Ende: »Aber ob sie über das Besorgen des Futters
hinaus fähig zu Straftaten ist, ist zu bezweifeln.«
»Fang mit der Untersuchung der Frösche
von Monika Salmann an, ja? Versprich es mir«, forderte Liv ihm ab.
»Ja, aber
auch mögliche versteckte Frösche der Geschwister und die der gesamten Mitarbeiterschaft
werden wir untersuchen. Bei Monika Salmann ist es im Augenblick noch etwas schwierig.
Noch wissen wir nicht, wo sie ihre Haustiere hält, auf jeden Fall nicht in München
bei ihrer kranken Mutter. Wir müssen herausbekommen, wo sie wohnte, wenn sie nicht
bei ihrer Mutter in Bayern war. Daran arbeiten wir auch alle fieberhaft.«
»Und dabei
soll ich helfen?«, fragte Liv.
»Ganz genau.
Hör dich doch einfach ein bisschen um. Du kennst doch hier die Informationsquellen.
Und mit dir plaudern die doch scheinbar lieber als mit einem Kommissar. Bitte, versuche
es. Wir sind kurz davor.«
Diesem Blick,
diesem Flehen konnte Liv natürlich nicht widerstehen. Das war beiden klar. Außerdem
ahnte Frank, dass sie langsam wegen des Artikels in Zeitbedrängnis kam.
»Ich werde
sehen, was ich tun kann. Aber versprechen kann ich gar nichts.«
»Ist schon
klar.« Er trank den letzten Schluck Kaffee aus, schaute auf die Uhr.
»Ich mache
mich jetzt an die Arbeit. Es ist nicht gut, wenn die uns zu viel zusammen sehen.
Das nimmt dir deine Unbescholtenheit.«
»Unbescholten
war ich nie, will ich auch gar nicht sein. Außerdem kann man vor denen hier nichts
verbergen, die sehen alles, und meinen Denkzettel hatte ich ja schon abbekommen.«
Frank verschwand
so schnell, wie er gekommen war.
Das Einzige,
was Liv nun zu tun hatte, war, sich unter das Volk zu mischen und mit den einschlägigen
Personen an den Schnittstellen belanglos zu plaudern. Das war Teil ihrer Verabschiedungsstrategie.
Das ließ sich ja
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