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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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gehen.

61
     
    Vogelgezwitscher in den höchsten
Tönen weckte sie. Ein Federvieh machte sich besonders lautstark bemerkbar. Er saß
direkt vor Livs offenem Fenster und flatterte davon, als sie die Vorhänge zur Seite
zog. Liv war zwar im Kopf etwas durcheinander, was sie auf die Massage und den recht
kurzen Schlaf zurückführte, war aber froh, dass es so früh war und sie den gesamten
Tag noch nutzen konnte. Bis auf eine Schmink- und Stilberatung und die letzte Fitnessstunde
hatte sie viel Zeit zur Recherche. Durch eine vorgeschobene Verabschiedungsrunde
im Hotel wollte sie einiges herausbekommen. Und die Szene vom gestrigen Abend im
Restaurant musste sie noch geklärt haben.
    Im Frühstücksraum
wurden Obst und Quark auf dem Büfett platziert. Nur wenige Frühaufsteher in Anzug
und Krawatte saßen bereits einsam an ihren Tischen, hielten die Zeitung hoch, schlürften
ihren Kaffee und signalisierten Geschäftigkeit. Liv suchte einen Platz am Fenster,
die Kellnerin grüßte und fragte ab, ob sie auch heute wieder Kaffee bevorzuge. Liv
schlenderte zum Büfett zurück. Heute wollte sie sich ausgiebig Zeit nehmen.
    ›Soll ich
es einfach mal versuchen? Warum nicht. Dann kann ich mitreden.‹
    Mit leichtem
Widerwillen nahm sie eine halbe Schöpfkelle voll Bircher Müsli auf einen tiefen
Teller und beäugte den zähen Schleim mit einer Grimasse. Schnell füllte sie den
Teller mit Obstsalat auf. Am Tisch zurück, probierte sie eine Teelöffelspitze von
dem breiigen Gemisch.
    ›Gar nicht
mal so schlecht – wenn man nicht hinsieht‹, befand sie und nahm einen größeren Löffel.
›Schon besser‹, war ihre Analyse, nahm einen weiteren Löffel und noch einen. Dann
stellte sie den leer gegessenen Teller beiseite. Nun war der Weg frei für ihr normales
Frühstück: ein weißmehliges Brötchen mit Nutella.
    Ziemlich
satt, wollte sie sich gerade aufmachen, als sie Frank den Raum betreten sah. So
früh? Sollte es tatsächlich so sein, dass er die Nacht hier verbracht hatte? Konnte
sie sich so sehr in ihm getäuscht haben, dass er Monika Salmann verfallen war? Zumindest
hatte er so viel Anstand, nicht mit ihr gemeinsam zum Frühstück zu kommen. Alles
sprach dafür.
    »Hallo!«,
rief Liv relativ leise, aber laut genug, um die Hintergrundmusik zu übertönen und
so manchen der wenigen Gäste zum Aufschauen und Umdrehen zu veranlassen. Sie musste
wissen, was die Wahrheit war.
    Frank staunte
und kam gleich in ihre Richtung. Mit aufgerissenen Augen fixierte er den leeren
Müsliteller: »Ist etwas passiert? Ist dir schlecht? Hast du eine Gehirnwäsche hinter
dir?«
    »Lass mich
bloß in Ruhe! Was wollt ihr alle von mir? Ich möchte heute nur mal etwas anderes
tun, etwas anderes essen als alle 30 Jahre zuvor, ohne dass mich jemand blöd anmacht!«
Liv merkte, das saß.
    »Oh je,
ich dachte ja nur. Du bist schon so früh hier? Und du isst Müsli? Da muss ich mir
doch Sorgen machen. Du verfolgst sicher eine wichtige Spur oder warum stellst du
dich solchen Herausforderungen?«
    »So kann
man das sehen«, antwortete Liv. »Aber was führt dich denn zu so früher Stunde hierher?
Oder hast du hier übernachtet?«
    »Übernachtet
– nein –, und mich führt natürlich die Pflicht hierher, was denkst du denn. Ich
kann mir Schöneres vorstellen …« Bei der Kellnerin bestellte er einen Milchkaffee.
    »… als mit
mir hier zu frühstücken?«, forderte sie ihn heraus.
    »Weit gefehlt!«
Nach einer Pause kam er zur Sache: »Liv, ich bin mit den Ermittlungen etwas ins
Stocken geraten. Du musst mir helfen.«
    ›Aha, er
will mich darauf vorbereiten, dass er die Salmann für völlig unschuldig hält, ich
habe es ja gewusst.‹
    »Wie kann
ich dir denn helfen? Du weißt, morgen ist mein Aufenthalt zu Ende. Könntest du bitte
bis dahin diesen Fall gelöst haben?«
    »Ich kann
mir denken, dass dir das gelegen käme, aber heute könntest du noch etwas für mich
tun. Bitte.« Dabei schaute er Liv an. Tief traf sie dieser ernste Blick aus diesen
stahlblauen Augen.
    »Frank,
kläre mich bitte erst einmal auf, was so in den letzten Tagen geschehen ist. Ich
habe nichts Neues erfahren. Aber du und dein Team waren doch sicherlich nicht so
untätig. Erzähl, erst dann kann ich helfen.«
    »Ich habe
dich etwas geschont, die Aktion mit dem nächtlichen Überfall hat mir leidgetan.
Ich dachte, ich hatte dich zu sehr involviert. Aber nun bist du wieder fit und reif
für die Wahrheit: Liv, ich glaube, ich weiß, wer es war. Also, hör zu.«
    Er kam näher
zu

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