Frösche: Roman (German Edition)
dagegen machte ein unfreundliches Gesicht, aus dem deutliche Geringschätzung sprach. Erschrocken zog ich Shizi am Arm, damit sie dem Kind nicht zu nahe kam. Sie konnte sich nicht von dem Anblick des Kleinen losreißen, der Gesichtsausdruck des Professors war ihr entgangen. Ich nickte ihm entschuldigend zu, er antwortete mir mit einem Lächeln.
Meine Frau ermahnte ich, sie solle es unterlassen, sich jedes Mal wie die kinderfressende Baba Jaga an die Kleinen heranzumachen: »Kleiner Löwe, hast du den Gesichtsausdruck der Eltern nicht gesehen? Du möchtest dir immer alle Babys anschauen, übersiehst aber, dass die Leute es nicht gern sehen, wenn du ihre verhätschelten Kinder anfasst.«
Kleiner Löwe war schwer beleidigt. Sie schimpfte sofort auf die Reichen, die ausländische Frauen heiraten und rücksichtslos Überzählige Kinder in die Welt setzten, ein Kind nach dem anderen, Jungen und Mädchen. Anschließend war sie zerknirscht und machte sich Vorwürfe, dass sie der Tante damals geholfen hatte, die Geburtenpolitik durchzusetzen. So hartherzig! Knallhart! So viele Kinder hätten sie abgetrieben. Sie hätten sich damit am Himmel versündigt, deswegen hätte der Himmel sie mit Kinderlosigkeit gestraft. Und sie hoffe doch sehr, dass ich mir auch eine Weiße suchen würde, mit der ich viele niedliche Mischlingskinder in die Welt setzen könnte. Sie sagte wörtlich: »Renner. Ich werde es dir nicht neiden und auch nicht eifersüchtig auf diese weiße Frau sein. Kein bisschen! Such dir eine Weiße und heirate sie! Dann bekomm mit ihr nach Herzenslust Kinder! Je mehr, desto besser. Und bring sie zu mir. Ich ziehe sie für euch groß.«
Kaum waren diese Worte ihrem Mund entschlüpft, weinte sie. Sie schluchzte so sehr, dass sie keine Luft mehr bekam, ihr üppiger Busen bebte. Ihr von Muttergefühlen übervolles Herz wusste nicht wohin mit all der Liebe. Ich versichere jedem, hätte man ihr einen Säugling gegeben, aus ihren Brüsten wäre zweifellos reichlich Milch geflossen.
In dieser Gemütsverfassung steckte ich die DVD , die uns Leber hatte vorbeibringen lassen, in den DVD -Spieler.
Leuten, die nicht von hier stammen, tun vielleicht die Ohren weh, wenn sie dies hören müssen, aber wir hier ...
Uns kamen sofort die Tränen, als wir die mit unserer heimischen Opernmusik unterlegte Reportage über Gugu und den Lehm- und Tonskulpturenkünstler Hao Große Hand und dessen Leben und Arbeiten in Gaomi sahen.
Ich gebe geradeheraus zu, dass ich mich zwar damals mit einer Meinungsäußerung zurückgehalten hatte, als Gugu Hao Große Hand heiratete, dass es mir persönlich aber äußerst missfiel. Mein Vater, mein Bruder und seine Frau waren genau wie ich dagegen. Wir fanden, dass Gugu eine schlechte Partie machte.
Wir hatten seit unserer Kinderzeit immer so darauf gewartet, dass Gugu heiratete! Als sie mit Wang Xiaoti zusammen war, was hatte uns das an Ruhm und Ehre eingebracht! Es war großartig gewesen! Und was für ein maßlos grausames Ende es dann genommen hatte! Als später Yang Lin folgte, konnte er zwar Wang Xiaoti bezüglich unserer Vorstellung von einem idealen Ehemann für Gugu nicht das Wasser reichen, aber er war ein hoher Beamter. Selbst wenn sie den in sie vernarrten Qin Strom geheiratet hätte, wäre der doch immer noch besser gewesen als Hao Große Hand.
Inzwischen hatten wir uns eigentlich alle damit abgefunden, dass Gugu ihr Leben lang unverheiratet bleiben würde! Wir hatten uns bereits Gedanken darüber gemacht, wer von uns dazu in Frage käme, sie zu versorgen, wenn sie einmal alt und gebrechlich wäre, wer sie bis zuletzt begleiten sollte. Und dann heiratete sie ohne jede Vorwarnung Hao Große Hand ...
Ich und Kleiner Löwe hatten noch in Peking gewohnt, als uns die Nachricht erreichte. Zuerst waren wir überrascht, dann fanden wir es grotesk, zuletzt waren wir bitter enttäuscht.
Die Folge mit dem Titel Mondlichtkinder gab zwar vor, über den Tonkinder-Künstler Hao Große Hand zu berichten, aber die Hauptdarstellerin war eindeutig Gugu. Von der Begrüßung durch den Reporter bis ganz zum Schluss, als man noch einen Blick in Große Hands Magazin werfen durfte, in dem er fertige und unfertige Tonkinder aufbewahrte, stand Gugu als Hauptdarstellerin im Zentrum eines jeden Bildes. Sie berichtete mit Händen und Füßen farbenprächtig und in allen Stimmlagen, während Hao Große Hand mit undurchdringlichem Blick still an seinem Arbeitstisch saß, wie ein altes Ross in einer Traumwelt.
Werden
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