Frösche: Roman (German Edition)
stark, dass jedes Pferd davon in die Knie geht. Und nun hatte er tatsächlich noch vor, Vizeleiter des Kreisgesundheitsamts zu werden. Wang Xiaomei musste ihm auf alle drei Arten gefällig sein, mit ihm essen und trinken, mit ihm reden und spaßen und mit ihm tanzen und Sex haben. Es hätte nur noch gefehlt, dass er sie an seine Trinkkumpane auslieh. Er versündigte sich schwer! Er setzte sich schlechte Ursachen!
Eines Tages rief er mich zu sich in sein Büro. Die Frauen im Krankenhaus fürchteten nichts mehr, als zu ihm ins Büro gerufen zu werden. Ich natürlich nicht. In meiner Jackentasche hatte ich immer ein kleines Messer dabei. Ich war jederzeit darauf vorbereitet, ihn zu kastrieren. Er goss mir mit einem Scheißlächeln einen Tee nach dem anderen ein und bewirtete mich mit Süßigkeiten. Ich sagte nur: ›Stationsleiter Huang, wenn es etwas gibt, wobei ich helfen soll, dann heraus mit der Sprache. Es wird nicht um den heißen Brei herumgeredet.‹ Er lachte trocken, fast hüstelte er: ›Verehrte Tante!‹ – Wie abartig! Er wagte es doch tatsächlich, mich Tante zu nennen! – Er sagte, er sei von mir auf die Welt gezogen worden, ich hätte ihn aufwachsen sehen, er sei nichts anderes als mein leiblicher Sohn.
Ich sagte: ›Nun mal langsam ... das ist zu viel der Ehre. Du bist Stationsleiter des Krankenhauses. Ich dagegen bin eine einfache Frauenärztin. Ich kann dich nicht als meinen Sohn betrachten, diese Ehre gebührt mir nicht. Wenn es etwas gibt, das du mir sagen willst, dann tu es bitte direkt!‹
Er hüstelte wieder. Und dann besaß er doch tatsächlich die Schamlosigkeit zu sagen: ›Ich habe – leitenden Kadern passiert gerade dieses kleine Malheur sehr häufig – nicht aufgepasst und Wang Xiaomei geschwängert.‹
›Herzlichen Glückwunsch!‹, sage ich nur, ›Wang Xiaomei trägt einen Drachensohn unter ihrem Herzen! Unser Krankenhaus bekommt einen Stammhalter!‹
›Verehrte Tante! Machen Sie bitte keine Witze! Ich bin so besorgt, dass ich seit Tagen keinen Bissen mehr runterbringe und kein Auge mehr zutue.‹
– Dieses Vieh! Gehört der etwa zu der Spezies, die keinen Bissen mehr runterbringen und kein Auge mehr zutun? –
›Sie verlangt von mir, dass ich mich scheiden lasse. Wenn ich nicht einwillige, will sie mich beim Kreisparteitag verklagen.‹
Ich sage nur: ›Warum das? Bei euch Kadern und Regierungsbeamten ist es doch üblich, eine Zweitfrau zu halten! Kauf ihr ein schönes Haus im Grünen, wo du sie versorgst und es ihr an nichts fehlt. Wo ist das Problem?‹
›Verehrte Tante, erlauben Sie sich keinen Spaß mit mir! Sich eine Zweitfrau und Drittfrau halten sind doch Dinge, die nur unter dem Tisch bezahlt werden. Wie soll ich unbemerkt so viel Geld zusammenbekommen, dass ich ihr eine Villa kaufen kann?‹
›Na, dann lass dich doch scheiden!‹
Dieser Esel machte ein langes Gesicht: ›Verehrte Tante, Sie können es sich vielleicht nicht vorstellen, aber mein alter Schwiegervater und seine Brüder, die Schweineschlächter, sind richtige Kriminelle. Wenn die das erfahren, machen sie mich kalt.‹
›Du bist doch aber Stationschef, ein hoher Kader. Also, wo ist das Problem?‹
›Verehrte Tante! Sie wissen doch genau, dass ich nur ein zweitrangiger Kader bin, der Leiter der Krankenstation eines winzigen Dorfes! In Ihren werten Augen bin ich doch ein Nichts, nicht mal einen Furz bin ich wert! Hören Sie auf, mich zu verhöhnen! Helfen Sie mir aus der Klemme und tun Sie was!‹
›Was sollte ich deiner Meinung nach tun?‹
›Wang Xiaomei vergöttert Sie. Sie hat mir so oft gesagt, wie sehr sie Sie bewundert. Wenn sie auf keinen hört, auf Sie wird sie hören.‹
›Was willst du von mir?‹
›Überreden Sie sie, dass sie das Kind aus ihrem Bauch herausnehmen lässt.‹
›Stationsleiter Huang, für derlei den Himmel beleidigende, sich an Himmel und Erde versündigende Geschäfte stehe ich nicht mehr zur Verfügung. Nie wieder! Ich habe in diesem meinem Leben bereits über zweitausend Kindsabtreibungen vorgenommen! So ein schmutziges Geschäft verrichte ich nicht mehr. Freu dich, dass du Vater wirst! Dieses Mädchen ist ein hübsches Kind! Der kleine Säugling, den sie gebären wird, ist bestimmt entzückend! Eine Tat, an der der Himmel seine Freude hat! Sag mir Bescheid, wenn es so weit ist, dann mache ich die Geburtshilfe!‹«
Gugu erzählte weiter: »Mit wehenden Ärmeln verließ ich sein Büro. Dem hatte ich’s gegeben! Zurück in meinem Büro trank ich ein
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