Frohes Fest!
mit Oma Babka beulte sich in Richtung Tür aus. »Schmertsch ungeduldig.«
»Wo gehst du hin?« fragten Schwester und ich.
»Machte Pakt mit Tod. Er mich lassen kommen zurück, ich gehen mit ihm zu schlechtem Ort.«
»Pie-eckwo!« klagten wir.
Und wir versuchten, Oma Babka festzuhalten, aber unsere Arme umschlossen nur Luft. Sie glitt durch die Tür.
Schwester und ich eilten in unser Zimmer und ans Fenster, um einen letzten Blick zu erhaschen. Der Wald war auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Statt dessen befand sich dort ein weites, mit Schnee bedecktes Feld. Genau in der Mitte des Feldes verliefen Eisenbahnschienen. Auf ihnen stand eine schwarze Lokomotive, von deren hinterem Ende uns zwei rote Augen böse anstarrten. Eine Kette schwarzer Eisenbahnwagen erstreckte sich bis zum Horizont.
Oma Babka glitt über diese Landschaft. Und als wir noch zusahen, schielte der Mond zwischen den Wolken hervor und öffnete ein blaues Loch im Schnee. Oma Babka drehte sich ein letztes Mal um und wollte uns zum Abschied zuwinken. Sie sah das Loch nicht und fiel hinein.
Und jetzt, da Schwester und ich längst erwachsen sind und selbst Kinder haben, backen wir unsere eigenen Pfefferkuchenhäuser und erzählen die Geschichte. Und manchmal an Weihnachten, wenn der Mond auf die beschneiten Felder scheint, nehmen wir unsere Kinder mit nach Babuusch und manchmal auch ins benachbarte Ziloptka, wo wir Oma Babka besuchen (die den Tod übers Ohr gehauen hat) und dort erleben wir Abenteuer.
Originaltitel: »Grandma Babka’s Christmas Ginger
and the Good Luck/Bad Luck Leshy«
Copyright © 1991 by Ken Wisman (Erstveröffentlichung);
mit freundlicher Genehmigung des Autors
und der Agentur Luserke, Friolzheim
Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by
Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Amerikanischen übersetzt von
Uwe Luserke
Kristine Kathryn Rusch
Thomas und die Weisen
Der Saal erglühte in goldenem Licht. Die sanften Deckenleuchten warfen Schatten in die Ecken, und über der Tischmitte zog sich eine Reihe von Leuchtern wie Soldaten auf dem Kasernenhof entlang. Thomas faltete die Rede, die er mitgebracht hatte, weil Jessica es wollte, und steckte sie in die Brusttasche seines Fracks.
In der Nähe des geschmückten Weihnachtsbaums sang ein Chor aus Nord-Maine Weihnachtslieder a capella. Vorher hatte der Fünfsterne-General eine Anekdote über Weihnachten in Vietnam erzählt, und sowohl der Präsident wie auch seine First Lady hatten schallend gelacht. Dann erklärte der Innenminister mit dröhnender Stimme, wie schwierig es für seinen Stab gewesen sei, den Weihnachtsbaum für das Weiße Haus zu bekommen. Thomas war nicht mehr nervös und seine Zunge hatte sich gelöst. Eine Weile dachte er darüber nach, warum er es geschafft hatte, einen Sitz ganz nah am Kopf der Tafel zu ergattern. Er hatte gedacht, daß er – auch wenn er ein angesehener Gast aus dem Bereich der Literatur war – bei den Staatssekretären zwanzig Stühle weiter unten landen würde.
»Sie haben nicht viel gesprochen, Herr Cavendish«, sagte die First Lady. Sie war eine rundliche Frau, die in ihrem seidenen blauen Abendkleid nicht elegant, sondern eher matronenhaft wirkte. »Heben Sie sich alles für die Weihnachtsgeschichte auf?«
Jessica legte ihre Hand auf seine. Ihre Finger waren kalt. »Man kann mit ihm kaum einfach so plaudern.«
»Verdammte Zeitverschwendung, habe ich immer gesagt.« Der Präsident schlürfte laut aus seinem Weinglas. »Jetzt scheint es alles zu sein, was ich überhaupt noch tue. Plaudereien bei diesen gestelzten gesellschaftlichen Ereignissen. Politik, wissen Sie? Damit es so aussieht, als ob wir etwas täten, und in Wirklichkeit geschieht nichts.«
Die Worte des Präsidenten heiterten Thomas auf. Er war froh, die vorbereitete Rede weggesteckt zu haben. »Wir haben uns alle gefragt, welche Art von Weihnachtsgeschichte Sie erzählen werden. Der Präsident und ich haben alle Ihre Bücher gelesen und finden sie faszinierend.« Die First Lady legte ihre Gabel auf den Porzellanteller und ließ eine halbe Scheibe Roastbeef liegen. Ein Kellner nahm den Teller mit seinen weißbehandschuhten Händen weg.
»Dankeschön«, sagte Thomas. »Manche Leute halten meine Arbeiten für zu offen und geradeheraus.«
»Unsinn!« Die First Lady lächelte ihn an. Ihre Augen schienen warm. »Unterhaltsame Ehrlichkeit ist in dieser schweren Zeit erfrischend.«
Jessica spannte ihre Hand fester um seine. Er sah sie an. Sie
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