Frohes Fest!
scheinen, man habe sich gegen sie verschworen und sie betrogen. Sie tragen eine Andeutung von Spitzbart und Abendanzüge, die nach Mottenkugeln riechen und beklagen sich dauernd darüber, daß in diesem Zeitalter der Spießbürger ihr Talent nicht erkannt werde, werfen den Schatten des Untergangs über die ganze Feier, indem sie allein mit einem leeren Glas in irgendwelchen Ecken herumstehen, von der Welt verstoßen dreinblicken, während wir anderen uns bemühen, uns zu amüsieren. Und auf der anderen Seite gibt es da ihre genauen Gegenstücke: jene ausgesprochen erfolgreichen Mitglieder, die wir ebenfalls zwischen den Weihnachtsfesten nicht zu sehen bekommen – wenn überhaupt – da sie sich in Hollywood befinden, um über den Verkauf von Filmrechten zu verhandeln oder in Antibes ein Buch schreiben, um der heimischen Steuer zu entkommen. Sie haben alle ihre eigenen Gesellschaften und Steuerparadiese und auch nur der Geruch ihrer Wortprozessoren genügt, um bei denen Depressionen hervorzurufen, die sich als Schriftsteller etablieren wollten, nicht um ›ihrer Muse zu folgen‹, sondern um eine Menge Geld zu verdienen … und es nicht schafften.
Letztes Jahr allerdings verlief die Feier anders. Hinterher sagte jeder, es sei die beste gewesen, an die er sich erinnern könne. Und es war eine Person – ein Mitglied auf Probe, das wir ganz sicher aufnehmen werden – die unsere Stimmung so zum Positiven änderte.
Vielleicht erinnern Sie sich an ein Buch von einem unserer früheren Spitzenpolizisten, das den Titel Vom Bobby zum Bullen trug? Damit bewarb er sich um die Mitgliedschaft und ich muß sagen, obwohl ich weiß, in welchem Maß sein Originalmanuskript umgeschrieben werden mußte, um es lesbar zu machen (ich bin einer der Lektoren des Verlags, der es veröffentlichte), bewundere ich sein erzählerisches Geschick. Ich spreche natürlich vom ehemaligen stellvertretenden Hochkommissar Ralph Rawlings, von seinen Freunden ›Raw‹ genannt … und, falls wir seinen Worten Glauben schenken, von der halben kriminellen Bevölkerungsschicht Englands.
Ich freute mich ziemlich darauf, ihn kennenzulernen, obwohl er sich als das absolute Gegenteil dessen herausstellte, was ich mir vorgestellt hatte. Ich erwartete einen molligen und jovialen Herrn, die Art von Mensch, die einen Bösewicht beim Snooker schlagen konnte und dabei noch auf dessen Kosten sechs Bier hinunterkippen, bevor er sich umdrehte und den Burschen hochnahm. Tatsächlich ist er sehr schlank und wird langsam grau, hat ein trauriges, blasses Gesicht mit tief eingefallenen Augen, und das einzige an ihm, was wirklich auffällt, ist seine Stimme, die er wie ein Ausbilder beim Militär benutzen kann, wenn er will.
Und genau das tat er kurze Zeit nach seinem Eintreten. Ich suchte nach einer Möglichkeit, hinüberzugehen und mich vorzustellen, aber unglücklicherweise hatte ihn eines der Mitglieder vom Land gleich mit Beschlag belegt, ein unauffälliger Autor von Detektivgeschichten, Hubert Crossley Waterman, der Vom Bobby zum Bullen in Fortsetzungen im SUNDAY TELEGRAPH gelesen hatte und der nun seine etwas beißenden Kommentare zur Unfähigkeit der gegenwärtigen Polizeikräfte loswerden wollte. Man hatte offensichtlich in sein Haus in den Cotswolds eingebrochen und niemand war festgenommen worden.
Gerade als unser Sekretär einige der Dauergäste zu seiner Rettung rekrutierte, ersparte Rawlings uns die Mühe. Er erhob die Stimme in einem Maße, daß ihn jedermann hören konnte, obwohl er nicht zu schreien schien, und stellte fest: »Sie behaupten also, daß jeder Amateurdetektiv das besser lösen könne, so, wie in den Tagen eines Sherlock Holmes?«
Verblüfft sagte Waterman nach einer Atempause zu seiner Verteidigung: »Ich denke, das kann man so sagen. Wenn der Klasse der Kriminellen schon moderne Methoden und Techniken zur Verfügung stehen, sollten unsere Spezialisten für Gesetz und Ordnung sie ja wohl auch anwenden können. Kein gesetzestreuer Mensch sollte den Bösewichtern auf Gnade und Ungnade ausgeliefert sein, und doch sind wir es!«
»Also sind Sie ein gesetzestreuer Bürger?«
»Aber ganz gewiß!«
»Würden Sie mir dann bitte erklären, wie meine Uhr« – Rawlings streckte die Hand flink nach ihm aus und bewies handgreiflich die Wahrheit seiner Worte – »in Ihre Jackentasche kommt? Und auch mein seidenes Taschentuch befindet sich in Ihrem Besitz … hier ist es, sehen Sie? Und meine Brieftasche ist in dieser anderen Jackentasche verborgen
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