Frohes Fest!
gewissem Maße eher unserem Planeten – oder sollte ich deinem Planeten sagen? –, denn du bist als einziger paranoid genug, es für ein großes Werk zu halten, deinen Samen über das Universum zu verbreiten. Der Sohn des Mannes und die Tochter des Weibes entsprechen beide deinem Samen, der durch Parthenogenese zu einem vollständigen Lebewesen ausgereift ist. Wie auch immer, die auf Finiswar sind bescheidener. Sie verschlüsseln keine großen Ideen in ihren Samen – Liebe und dergleichen – und zwingen sie all den unendlich verschiedenen Erscheinungsformen des Lebens auf, derer sich die Sterne rühmen, und glauben dabei, ihnen allen Frieden zu bringen – deinen Frieden!«
»Schluß jetzt!« sagte der Kapitän schließlich mit vor Abscheu verzerrtem Gesicht. »Trotz deines Gespötts behauptet mein Computer, es bestehe eine Wahrscheinlichkeit von 79%, daß das Weib in aller Herrlichkeit ein Kind gebären wird …«
»Mein Computer hat dafür 83% Wahrscheinlichkeit berechnet«, unterbrach der Erste Maat kichernd. »Aber was ›in aller Herrlichkeit angeht, liegst du falsch. Das Weib wird keine Schmeicheleien und ehrfürchtige Fürsorge erhalten. Statt dessen wird ihr Mann sie foltern, ihr ihre parthenogenetische Tochter wegnehmen und töten, und man wird sie von ihrer Familie und ihrem Stamm fortjagen, um zu leiden. Oh, sie wird …«
»Kleinigkeiten!« zischte der Kapitän majestätisch. »Trotz allem wird sie einen Sohn hervorbringen, der …«
»Eine Tochter«, widersprach der Erste Maat. »Mit einer Wahrscheinlichkeit von 98%.«
»Ja, eine Tochter, in dieser Hinsicht hast du recht«, gab der Kapitän nervös zu. »Mein Computer gibt dasselbe wieder wie deiner. Aber was macht das für einen Unterschied? Sie wäre nicht der erste weibliche Erlöser, das weißt du sehr gut. Wichtig ist allein, daß das Weib ein Wesen zur Welt bringen wird, das überall auf Finiswar das Evangelium der Liebe predigen wird, so überzeugend, daß niemand wird widerstehen können. Haß und Mordlust werden verschwinden. Gier und Neid werden aussterben. Liebe allein …«
»Und was wird das bedeuten … auf Finiswar?« fuhr der Erste Maat scharf dazwischen, wobei sein großer Kopf in dem natürlichen Schwanken innehielt, das ihn im freien Fall erfaßte. »Ich will es dir verraten. Es wird bedeuten, daß die Weibchen auf Finiswar, zumindest die Weibchen der Hominiden, sich allen Samen öffnen werden. Es wird zu einer Massengeburt phantastischer Monster kommen. Exotische Blumen mit dreiäugigen Köpfen zwischen ihren Blütenblättern. Hominiden mit Kämmen und Flossen wie Fische, aber wahrscheinlich ohne Kiemen. Regenbogenvögel mit breiten Mündern statt Schnäbeln und mit Armen statt Flügeln. Sogar noch phantastischere Wesen – Insekten, die glitzern und sprechen, Mikroben, die mit drei Augen flehentlich vom Objekttisch durchs Mikroskop schauen. Spinnen, die …«
»Genug!« befahl der Kapitän. »Mein Computer zeigt an, daß die Chancen für eine stabilisierte, weiterhin selektiv gebärende Rasse liebesfähiger Hominiden … nun, auf 71% stehen«, fügte er trotzig hinzu.
Der Körper des Ersten Maats zuckte auf ganzer Länge gleichgültig. »Dafür gibt mein Computer 3% an.«
»Dein Computer ist befangen!«
»Nicht so sehr wie deiner, würde ich sagen. Denk daran, du hast eine große Aufgabe, ich bin nur der Beobachter. Nein, die überwältigenden Chancen stehen auf seiten einer wie mit Diamanten und Edelsteinen geschmückten Generation auf Finiswar, wie ein unkontrollierbares Wachstum von Kristallen jeder Winkeligkeit und Färbung, wie ein schöner Krebs – Mißgeburten, um einen Herrscher zu erfreuen! – und dann … das Ende. Zumindest für die Hominiden.«
»Was macht das aus?« beharrte der Kapitän störrisch. »Es wird ein Ende mit Liebe sein. Das genügt.«
»Oh, hast du am Ende sogar das Problem des Todes gelöst?« fragte der Erste Maat leutselig. Dann, einen Augenblick später, mit seinem zischenden Lachen: »Nein, das hast du nicht, das kann ich sehen. Auf Finiswar wird die Liebe, für die du so wirbst, schließlich in den Tod führen, so wie es auf der Erde geschehen wird, die länger dafür leiden muß, das versichere ich dir. Was mich angeht, bewundere ich am meisten die Wesen, die aufstehen und gegen den Tod kämpfen. Und sogar die Geschöpfe, die vor dem Tod fliehen, jene, die die ewige Beute sind – selbst diese bewundere ich mehr, obwohl nicht ebenso sehr. Der Mörder ist immer bewundernswerter
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