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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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zeigen.«
    Der See-Raum ist die größte Abteilung im Weltraumclub. Er gleicht dem Wiesen-Raum, nur daß, wie sie sich sicher denken können, Wasser an Stelle von Gras die Hauptrolle darin spielt. Es gibt Teiche und kleine Seen, Bäche und gewundene Flüsse und alles ist so klar und frisch, daß man allein vom Betrachten schon Lust bekommt, ein Bad zu nehmen. Genau das machen die Frauen und Männer, als Mike und ich hereinkommen. Nun ein paar von ihnen sitzen auf dem grasbewachsenen Ufer, trinken Sekt Pikkolos, doch die Mehrzahl hat die Kleider abgelegt und tollt im H-Zwei-O herum.
    Ein befremdlicher Ausdruck erscheint auf Mikes Gesicht. »Wird nicht … wird nicht erwartet, daß sie entlanggehen?« fragt er.
    Zuerst begreife ich nicht, was er meint. »Entlanggehen?« frage ich zurück.
    »An den Bächen und Seen. Es erscheint mir nicht ganz passend, daß sie … sie … hm … äh …«
    »Ach das«, werfe ich ein. »Das ist ausschließlich eine Frage des Temperaments. Die Seen und Bäche sind da, das ist das Wichtigste. Wenn sie daran spazieren gehen wollen, können sie das tun, wenn sie darin herumtollen wollen, können sie auch das. Solange sie ihre Rechnung bezahlen, ist Big Tony völlig egal, was sie tun.«
    »Big Tony?«
    »Er ist der Boss. Ihm gehören alle sieben Himmel. Er ist ein netter Typ.«
    Ein nachdenklicher Blick, der ein Teil seiner Traurigkeit verdrängt, erscheint in Mikes Augen. Er schaut über seine Schulter und dann zu mir zurück. »Glauben … glauben Sie …?«
    »Was soll ich glauben?«
    »Oh, nicht weiter wichtig«, bricht er ab und die Traurigkeit kehrt zurück. »Es war nur so ein Gedanke. Es würde doch nichts bringen.«
    Ich sagte nichts weiter dazu. Ich habe eine Ahnung, daß er auf die Sache in nicht allzulanger Zeit zurückkommen wird, und ich liege richtig. Ich habe ihm die Unterhaltungsräume gezeigt, und wir gehen den Korridor entlang, der zu den Räumen der Bediensteten in der zentralen Nabenröhre führt, wo sich die Zimmer der Engel, meine Suite und Big Tonys Spezialsuite befinden. Auf dem Rückweg zur automatischen Bar wirft er einen schnellen Blick über die Schulter und fragt mit leiser Stimme: »Glauben … glauben Sie, Big Tony gibt mir einen Job?«
    Sofort werde ich geschäftlich. »Irgendwelche Erfahrungen?« frage ich.
    »In gewisser Beziehung.«
    Inzwischen haben wir das Ende des Korridor erreicht und betreten die automatische Bar, wo wir zwei freie Hocker finden, auf die wir uns niederlassen. Ich bestelle mir einen Bourbon mit Wasser und er einen Sarsaparilla. »In welcher Beziehung?« frage ich.
    Nervös nimmt er einen Schluck und stellt sein Glas wieder auf die Bartheke. »Ich … es ist so, meine sechs Brüder und ich haben einen Club geführt, vergleichbar zu diesem hier.«
    »Wie meinen Sie das – vergleichbar mit diesem hier?«
    »So wie dieser Club hier und doch anders. Aber ich habe beträchtliche Erfahrungen im Management, und …«
    Ich kann meine Begeisterung nicht länger zügeln. »Nun, das ist toll!« sage ich ihm. »Big Tony sucht jemanden, der Himmel Nummer 5 führen kann. Der Kerl, der ihn jetzt managt, kann sich nicht an die zentrifugale Schwerkraft gewöhnen und ist die ganze Zeit raumkrank. Er möchte aufhören, aber Big Tony, sagt er, läßt ihn erst weg, wenn er jemanden als Ersatz gefunden hat.«
    »Glauben … glauben Sie, er würde …«
    »Ich wüßte nicht, warum nicht. Hören Sie, er wird morgen abend hier sein – jeden Heilig Abend spielt er den Weihnachtsmann in einem seiner Himmel, und die ses Weihnachten wird es hier sein. Er wird einen Tag vorher ankommen, und sobald er auftaucht, werde ich mit ihm über Sie sprechen und ein Treffen vereinbaren. Das wäre, wenn Sie es einrichten können, morgen abend …«
    »Kann ich!« In den Augen des armen Kerls standen Tränen. Und obwohl auch die Traurigkeit noch erkennbar war, kann ich doch erkennen, daß er sein Leben mit neuen Augen sieht. Er vergißt sogar über die Schulter zu blicken. »Peter, das werde ich Ihnen nie vergessen!« sagt er. »Jetzt wird es wieder wie in alten Zeiten sein, fast. Wieder eingespannt, mit einem Platz für mich, neue Kunden, die man begrüßen und um die man sich kümmern muß, und … und … nun, Peter, Sie haben mir neuen Mut gemacht!«
    Die Lobeshymne ist mir peinlich, besonders, wenn man die Möglichkeit in Betracht zieht, daß er den Job doch nicht bekommt. Deshalb rufe ich Pinky MacFarlane, eine der Hostessen, die wir für Herren ohne Begleitung

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