Frontlinien
größer als die unserer Phaser.«
Keine gute Nachricht. Einige Sekunden lang kaute Janeway nachdenklich auf der Lippe. Die Photonentorpedos hatten eine größere Reichweite, doch ihre Anzahl war begrenzt.
Andererseits durfte sie nicht zulassen, dass die Voyager noch einmal von der Hauptwaffe der Gimlon getroffen wurde. Ein zweiter Treffer mochte das Ende des Schiffes bedeuten.
»Captain…« Lekket stand auf und Janeway drehte sich zu ihm um. »Keins unserer Schiffe hat so viel ausgehalten wie die Voyager.«
Stolz regte sich in Janeway, aber sie konnte ihn nicht in vollen Zügen genießen. »Mein Schiff sollte nicht einmal hier sein.«
»Ich bitte Sie, Captain«, sagte Lekket. »Wenn die Gimlon ihre Waffe jetzt aufladen müssen, so ist dies der richtige Zeitpunkt für den Angriff.«
»Wir wissen nicht, wie lange die Aufladung dauert«,
erwiderte Janeway. »Und wir wissen nicht, ob wir eine
Entladung mit voller Energiestärke überstehen können.«
»Wenn Sie jetzt nicht handeln, entkommt der Marodeur, um später zurückzukehren und Sie zu vernichten. Sie sind sein größter Feind und die Gimlon wollen bestimmt nicht, dass wir Ihre Technik kopieren.«
Daran liegt mir ebenfalls nichts, dachte Janeway. Sie nickte Tuvok zu. »Torpedos vorbereiten.«
Er nickte, als sie aufs Kommandodeck zurückkehrte.
»Abfangkurs, Tom.«
Der Pilot nickte und betätigte die Kontrollen der
Navigationsstation.
»Es genügt nicht, auf die Augen und Krallen dieses
Ungetüms zu zielen, Captain«, sagte Lekket. »Sie müssen sein schwarzes Herz treffen und es vernichten. Ich habe Ihnen ein Versprechen gegeben, aber ich bitte Sie trotzdem, es sich noch einmal zu überlegen. Wenn nicht, droht uns allen das Ende!«
Janeway zuckte mit den Schultern und gab sich dem Tod
gegenüber ebenso kühl wie Lekket. »Dann hatten Sie mit Ihren Vermutungen über uns Recht. Dann sind wir nicht imstande gewesen, den Gegner zu besiegen.«
»Ich möchte nicht Recht behalten«, sagte Lekket leise und wirkte wie jemand, der eine bittere Niederlage einstecken musste. »Das Schicksal lag nie in meinen Händen.«
Janeway runzelte die Stirn und wandte sich vom Hauptschirm ab. Sie sah dem edesianischen Commodore in die Augen und versuchte, in seine Seele zu blicken. »Man wartet nicht darauf, dass einem das Schicksal in die Hände fällt. Man greift danach.«
Er drehte den Kopf, unterbrach damit den Blickkontakt und sah zum zentralen Projektionsfeld. »Wir hatten nie die Möglichkeit, nach dem Schicksal zu greifen, Captain«, sagte er düster.
»Das Gimlon-Schiff wird langsamer, Captain«, sagte Tuvok.
»Es wendet.«
Janeway beugte sich vor. »Könnte die Waffe schon wieder aufgeladen sein?«
»Unbekannt.«
»Und sind wir in ihrer Reichweite?«
Tom Paris hob und senkte die Schultern. »Ich weiß es nicht, Captain.«
»Die Gimlon versuchen, einen Kom-Kontakt herzustellen«, sagte Kim überrascht.
Janeway wechselte einen kurzen Blick mit Lekket. »Auf den Schirm.«
Kim schüttelte den Kopf. »Es sind nur Audio-Signale.«
Janeway nickte. Die übliche Taktik: sollte sich der Gegner fragen, wie man aussah. Die Romulaner gingen so bei ihren Feinden vor, wenn sie eine Möglichkeit dazu hatten. Das war auch beim Krieg gegen die Föderation der Fall gewesen, vor vielen Jahren.
»Hören wir uns die Mitteilung an.«
»Dies ist Gimlon Sakalat. Ich bin Dasna. Sie sind bezwungen.
Ergeben Sie sich.«
Lekket schnaufte zornig. »Gimlon-Verhandlungen.«
»Erinnert mich an die Borg«, sagte Janeway. »Öffnen Sie einen Audio-Kanal, Fähnrich.«
»Die Fremden weisen das Signal zurück, Captain.«
Reden, aber nicht zuhören.
»Torpedos vorbereiten.«
»Torpedos bereit.«
»Feuern Sie auf meinen Befehl hin, Mr. Tuvok.«
»Der Marodeur beschleunigt, Captain«, meldete der Pilot.
»Mr. Paris, eine kleine Änderung des Plans.« Janeway trat hinter ihn. »Schräger Abfangvektor. Volle Impulskraft.«
»Captain?«, fragte Paris überrascht.
»Bringen Sie uns so nahe wie möglich heran, Tom.«
»Wenn die Waffe ihr volles energetisches Niveau erreicht hat, halten unsere Schilde vielleicht keinen direkten Treffer aus«, warnte Tuvok.
Janeway nickte. »Ich gehe ein kalkuliertes Risiko ein und hoffe, dass die Waffe noch nicht ganz aufgeladen ist. Also los, Mr. Paris.«
Die Voyager schwang in einem weiten Bogen herum und wurde immer schneller. Der Marodeur schwoll auf dem Hauptschirm an.
»Der Gegner feuert!«
Das Gimlon-Schiff raste der Voyager entgegen
Weitere Kostenlose Bücher