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Frontlinien

Frontlinien

Titel: Frontlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Galanter , Greg Brodeur
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Wesen. Wahrscheinlich wäre er gar nicht imstande gewesen, bis zum Ende zuzudrücken.
    Er beschränkte sich darauf, den Mann anzustarren, der ihn verraten hatte, und zu fragen: »Warum?«
    Bolis stand stumm vor seinem früheren Vorgesetzten und erweckte einen viel zu normalen Eindruck. Lekket wollte nicht, dass er normal aussah. Ein solcher Mann hätte
    Reißzähne, Hörner oder eine Narbe auf der Wange haben
    sollen – ein Zeichen dafür, dass man ihm nicht trauen durfte, dass er böse war.
    Doch das Böse trug keine derartigen Zeichen. Manchmal sah es wie der Nachbar aus, wie der eigene Bruder… oder wie ein Freund.
    In Bolis’ Gesicht sah Lekket einen Freund, der zum Feind geworden war. Dass er einmal beschlossen hatte, diesen Mann zu seinem Stellvertreter zu machen… Dadurch fühlte sich Lekket so, als sei er selbst sein schlimmster Feind.
    Vor dem Krieg war Lekket ein Geschäftsmann gewesen. Ja, als jüngerer Mann hatte er eine militärische Ausbildung durchlaufen, doch seitdem schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. Er hatte sich diese Verantwortung nicht gewünscht, nicht darum gebeten, aber jetzt musste er sie wahrnehmen.
    Bolis hinderte ihn daran, seine Pflicht zu erfüllen.
    Warum? Warum? Warum? Bolis war so lange ein Freund gewesen. Aus welchem Grund hatte er sich plötzlich in einen Feind verwandelt?
    »Warum?«, wiederholte Lekket. »Warum haben Sie mir das angetan?«
    Bolis’ Lippen zitterten; er steckte ganz offensichtlich voller Emotionen.
    »Ich habe nur wenig getan«, erwiderte Bolis schließlich und es klang fast bitter. »Captain Janeway ist entschlossen, den Marodeur um jeden Preis aufzuhalten.«
    »Aber Sie haben dafür gesorgt, dass sie zum Sortika-Nebel fliegt! Obwohl Sie wissen, dass der Marodeur nach Edesia unterwegs ist! Warum dieser zusätzliche Verrat?«
    »Es steht keineswegs fest, dass der Marodeur Kurs auf Edesia genommen hat«, entgegnete Bolis scharf. »Er ist noch nie so schwer beschädigt worden und deshalb glaube ich, dass er die Reparaturbasis im Nebel ansteuert.«
    »Ich verstehe Sie überhaupt nicht mehr, Bolis!«
    »Sie fragen nach dem Warum. Weil ich verhindern wollte, dass diese anständigen Leute in unserem Krieg sterben. Ich konnte es nicht zulassen…«
    Lekket schob den Stuhl zurück, erhob sich ruckartig und hätte Bolis am liebsten niedergeschlagen. Aber er beherrschte sich auch diesmal, blieb einen Meter vor ihm stehen und ballte die Fäuste an den Seiten. »Ersparen Sie mir Ihre scheinheiligen Rechtfertigungsversuche! Sie haben unsere Politik nie infrage gestellt, selbst dann nicht, als ich Zweifel äußerte. Wie erklären Sie das?«
    Einige Sekunden lang herrschte Stille, während Bolis Lekket musterte. »Ich kann es nicht erklären.«
    »Sie können es nicht?«, erwiderte Lekket spöttisch.
    »Natürlich nicht! Kein einziges Mal haben Sie zu erkennen gegeben, dass Sie unsere Politik ablehnen. Oder die
    edesianische Politik. Sie sind der perfekte Soldat gewesen. Sie waren immer perfekt, in jeder Hinsicht!«
    Bolis wandte den Blick ab.
    »Wie viele Raumschiffe haben wir gemeinsam
    zwangsverpflichtet?«, fragte Lekket und seine Stimme kam einem Knurren gleich. »Achtzig? Neunzig? Wie viele Schiffe hat mein Vorgänger zwangsverpflichtet, bevor er starb? Nie haben Sie moralische Einwände gegen diese Maßnahmen
    erhoben. Nie!«
    Lekket ließ eine Faust auf den Tisch an seiner Seite knallen.
    Bolis hob den Kopf.
    »Ich habe zuvor keine Einwände erhoben, weil ich keine Gelegenheit dazu fand. Ich wollte nicht, dass es auf diese Weise geschieht.«
    »Warum jetzt?«, fragte Lekket. »Warum ausgerechnet jetzt, wo wir unserem Ziel, den Marodeur zu zerstören, so nahe gewesen sind?« Er trat vor, packte Bolis am Kragen und schüttelte ihn. »Drei Milliarden Bewohner! Hatten Sie
    niemanden auf dem Planeten, der Ihnen etwas bedeutete? Ist alles in Ihnen verdorben? Sind Sie durch und durch böse?
    Können Sie jetzt noch ruhig schlafen, wenn die Geister von drei Milliarden Toten Sie Tag und Nacht heimsuchen
    werden?«
    Lekket starrte Bolis an und hielt vergeblich nach irgendeinem Anzeichen von Reue Ausschau. Er sah nur Kühle. Ja, Bolis steckte voller Emotionen, aber um was für Gefühle handelte es sich?
    Langsam löste Bolis die Hände von seinem Kragen und stieß Lekket von sich. Mit einer Hand hielt er ihn auf Distanz, und mit der anderen nahm er seine Anhänger ab.
    Bolis reichte sie seinem früheren Vorgesetzten. »Hiermit quittiere ich offiziell den Dienst. Ich bin

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