Fronttheater
hielt an und schnüffelte.
»Gulasch«, stellte er fachmännisch fest.
Er leckte sich die Lippen und ging weiter, ein wenig schneller als vorher, zielstrebig dem Gulaschduft nach.
Die Feldküche stand in einer offenen Remise. Drei Landser saßen in der warmen Maisonne und schälten Kartoffeln. Der Koch nahm den Deckel vom Kessel und warf großzügig eine Handvoll Salz in die brodelnde Brühe.
Doelles trat interessiert näher.
»Was schmeißte denn da rein?«
Der Küchenbulle drehte sich um. »Das geht dich einen …« Er brach erschrocken ab. »Ach, du liebes Lieschen«, stöhnte er verzweifelt. »Der Doelles ist wieder da!«
Er knallte den Topfdeckel zu. »Mach, daß du rauskommst«, brüllte er ihn an.
»Ist das 'ne Begrüßung für einen alten Kumpel?« fragte Doelles vorwurfsvoll. »Von dir aus hätte ich krepieren können, was?«
»Schade wär's nicht gewesen«, meinte der Küchenbulle giftig. »Wenn ich nur an das Feuerholz denke, das du damals …«
»Was ist denn hier los?« kam Hauptfeldwebel Müllers Stimme von der Tür her. »Ihr Sülznasen glaubt wohl – Doelles!« Der Spieß schob verblüfft die Mütze aus der Stirn. »Ach, du meine Fresse! Bist du auch wieder im Lande?«
Jupp Doelles wandte sich zur Tür. »Ich kann ja wieder nach Hause gehen, wenn es euch nicht paßt. Nicht mal 'nen lausigen Teller Gulasch kriegt man in diesem Laden, wenn man halbverhungert aus 'm Lazarett kommt.«
»Was?« brüllte Müller den Küchenbullen an. »Stimmt das? Du willst dem armen Kerl …«
»Natürlich stimmt das«, sagte Doelles von der Tür her.
»Komm her!« Müller wandte sich dann an den Koch: »Der Doelles kriegt sofort einen Schlag Gulasch, verstanden?«
»Einen großen!« ergänzte Doelles grinsend.
»Und wenn du gegessen hast, kommste auf die Schreibstube, klar?«
»Machen wir«, ergänzte Doelles grinsend.
Der Küchenbulle stellte ihm einen Teller voll Gulasch auf den Tisch.
»Na, und wie steht's mit 'm Löffel?« fragte Doelles. »Oder muß ich mich vielleicht noch mal bei der Direktion beschweren?«
»Und Post war keine da?« fragte Doelles, als er mit Müller in der Kompanieschreibstube saß.
Müller kratzte sich verlegen den Kopf. »Ja, da war ein Brief.«
»Von Lore?«
Siegfried Müller nickte.
»Dann gib ihn schon her.« Doelles streckte die Hand aus. »Nun mach schon!«
Hauptfeldwebel Müller grinste verlegen. »Ich hab ihn nicht mehr. Ich hab ihn an deine Lore zurückgeschickt. Ich dachte doch damals, du wärst – na, du weißt schon.«
Doelles starrte seinen Spieß verdattert an. »Und jetzt denkt das arme Mädchen, sie ist Witwe«, sagte er erschüttert. »Mensch, Müller!« Er sprang auf und packte den Spieß an der Jacke. »Ich mach Kleinholz aus dir, du verdammter Idiot. Hat man schon so was Dämliches gesehen!«
»Nun reg dich erst mal wieder ab.« Müller drückte Jupp Doelles auf seinen Stuhl zurück. »Ich hab mir auf jeden Fall die Adresse gemerkt.« Er kramte in seiner Tasche, holte das Notizbuch heraus.
Doelles sah aufgeregt zu, als Müller die engbekritzelten Seiten umblätterte.
»Hier.« Hauptfeldwebel Müller riß ein Blatt heraus und schob es Doelles über den Tisch. »Das Mädchen heißt Lore Sommerfeld. Zu erreichen unter Feldpostnummer 348 091.«
»Bahnhof Zoo. Endstation.«
Ein Bote der Reichstheaterkammer wartete bereits auf dem Bahnsteig, als Fritz Garten und seine Truppe aus dem Urlauberzug stiegen.
»Schade, daß Sie soviel Verspätung hatten«, sagte er mit einem hastigen Blick auf die Uhr. »Nun müssen Sie schon in zwei Stunden weiterfahren.« Er drückte Garten ein Bündel Fahrscheine und Marschbefehle in die Hand. »Alles Gute. Und viel Spaß in Norwegen. Man könnte Sie beneiden!« Mit einem flüchtigen, nervösen Gruß ist er verschwunden.
Walter Meyer sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen nach. »Berlin scheint ein nervenzerfetzendes Pflaster geworden zu sein.« Er hielt einen vorbeifahrenden Gepäckkarren an. »Los, Kinder. Dann wollen wir mal.«
Sie luden das Gepäck auf und verstauten es in einer Ecke des überfüllten Wartesaals.
»Fritz?« Karl Pykora tippte Fritz Garten auf die Schulter. »Ich würde gern zu meiner Mutter fahren. Meinst du …?« Er schluckte aufgeregt.
Fritz Garten sah auf die Uhr. Einen Augenblick überlegte er. Dann schüttelte er bedauernd den Kopf.
»Das schaffst du nicht, Karl. Du brauchst fast eine Stunde bis Bernau. Und wenn du einen Zug versäumst …«
»Ich bin pünktlich«, stammelte Pykora
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