Froschkuss (German Edition)
zurück:
fand ich auch, bis bald ... Sonia.
Als ich im Zug zurück ans Festland saß, fühlte ich mich auf einmal sehr einsam. Warum konnte ich mich nicht in Malte verlieben? Er war bestimmt als Partner viel besser für mich geeignet als Lars, der mich wie Scheiße behandelte, obendrein mein Chef war und wahrscheinlich sowieso bereits mit dieser Celine zusammen war. In den letzten Monaten war in mir das Gefühl gereift, endlich den Mann fürs Leben finden zu wollen. Theoretisch hatte ich ein genaues Bild von meinem Traummann:
attraktiv (jedenfalls nicht hässlich)
humorvoll
intelligent
will heiraten und Kinder haben
sportlich
kein Langweiler
kein Chauvi (wie Karim)
gut im Bett
Zusatzoption:
handwerklich und technisch versiert
Ich überlegte, ob Geld für mich eine Rolle spielte. Eigentlich nicht, denn ich hatte vor, auch in Zukunft meinen Job auszuüben. Ich würde auf jeden Fall nicht, wie meine Mutter, für meinen Mann meine Karriere aufgeben und zu Hause mich nur um den Haushalt und die Kinder kümmern wollen. Andererseits wäre es natürlich schlecht, wenn mein zukünftiger Mann mittellos und arbeitslos wäre, denn immer jeden Euro umdrehen zu müssen, wäre auch nicht gerade angenehm. Ich seufzte und blickte aus dem Fenster auf die nordfriesische Landschaft mit den grünen Wiesen, auf denen schwarzbunte Kühe grasten. Es konnte doch nicht so schwer sein, jemanden zu finden, der wenigstens einen großen Teil meiner Kriterien erfüllte. Lars war im Sinne meiner Liste eigentlich auch kein Traummann. Er war attraktiv, okay, verdiente gut und war auch nicht doof. Aber Humor? Den hatte ich bei ihm noch nicht entdeckt. Ob er gut im Bett war, konnte ich nicht beurteilen, leider.
Endlich wieder zuhause, ließ ich meine Tasche und mein Beautycase im Flur fallen und ging in die Küche. „Hi, Sonia, da bist du ja“, begrüßte mich Leon, der an dem kleinen Küchentisch saß. Er zeigte auf eine junge magere Frau mit rot gefärbten kurzen Haaren und Nasenpiercing, die ihm gegenüberhockte und lustlos ein Knäckebrot mit Marmelade mümmelte. „Das ist Nele“, sagte er, „eine Freundin von mir“. Auf dem Tisch standen die Überreste eines späten Frühstücks: zwei mit Krümeln bedeckte Teller, halbvolle Tassen mit Milchkaffe und ein Teller, auf dem noch eine Scheibe Käse und ein paar Trauben lagen. „Hallo, ich bin Sonia“, sagte ich und reichte der Dame meine Hand. Nele hatte einen total schlaffen Händedruck und erhob sich: „Ich muss dann auch mal.“
„Also nicht wegen mir“, erwiderte ich hastig, „ich geh’ jetzt sowieso erst einmal nach oben.“ Ich verließ die Küche, griff meine Tasche und das Beautycase und stieg die Treppe hoch. Die Tür zu meinem Arbeitszimmer, indem Leon jetzt hauste, war verschlossen. Ich traute mich auch nicht, sie zu öffnen. Ob Nele hier heute übernachtet hatte? Einerseits hatte ich nichts dagegen, warum sollte er nicht ein Mädel mit nach Hause nehmen dürfen, das ging mich wirklich nichts. Aber da war noch ein anderes Gefühl, über dessen Bedeutung ich mir nicht ganz klar wurde. Ich schüttete den Inhalt meiner Tasche auf mein Bett, um die Schmutzwäsche auszusortieren. Vielleicht war Nele seine neue Freundin, und er würde bald mit ihr zusammenziehen. Aus irgendeinem Grunde gefiel mir der Gedanke nicht.
Es klopfte an meiner Tür. „Ja?“
Es war Leon, der sich verlegen am Kopf kratzte. Er trug Jeans und für seine Verhältnisse ein schickes schwarzes Hemd, das sogar frisch gewaschen aussah. „Sag mal, hast du in meinem Kulturbeutel herumgewühlt?“
Ich griff mir mein Carmen-T-Shirt und ließ es unauffällig auf meinen schwarzen Spitzen-BH fallen: „Spinnst du“, erwiderte ich etwas zu laut, „wie kommst du denn da drauf?“ Leon musterte mich unverhohlen neugierig: „Weil ein Kondom fehlt!“
„Kondom? Keine Ahnung!“
„Da waren zwei Stück drin und einer ist weg“, insistierte Leon, „das war echt ein Problem heute Nacht.“
Er drehte sich wieder zur Tür. „Aber du hattest doch wenigstens einen ...“, warf ich ein, aber da war er schon auf dem Flur: „Ja eben, nur einen ...“
Als ich am Donnerstag in die Redaktion kam, wartete gleich die nächste (unangenehme) Überraschung auf mich. Obwohl es erst 9:00 Uhr war, standen Sophie, Dominic und Lars im Halbkreis hinter dem Arbeitsplatz der Freien und starrten auf den Bildschirm. Vor ihnen, auf dem Bürostuhl, saß Celine im kurzen Jeansminirock, die schlanken langen Beine
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