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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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öffnete ich meinen eisgekühlten Prosecco und schenkte mir ein Glas ein. Der Alkohol stieg mir gleich in den Kopf und benebelte angenehm meine Sinne. Ich musste schließlich nirgendwo mehr hin, deshalb schenkte ich mir gleich noch ein Glas ein und schaltete den Fernseher an, nachdem ich es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte. Lars konnte mich mal gern haben! Was er wohl mit „nicht direkt“ gemeint hatte? Wenn er mit irgendjemandem aus seiner Familie oder einem Kumpel hier Urlaub machte, hätte er mir das bestimmt gesagt, denn warum sollte er dies verheimlichen? Ich legte meine Füße hoch und schob mir ein Kissen unter den Nacken. Er musste mit einer Frau hier sein, deshalb hatte er auch eine Flasche Prosecco gekauft. Lars war überzeugter Biertrinker, Sekt und Prosecco waren für ihn „Weibergesöff“. Mir fiel nur Celine ein, denn es konnte auch kein Zufall sein, dass ich die beiden schon zusammen in Holmmoor auf der Raststätte gesehen hatte. Das wäre allerdings ein starkes Stück, denn Lars propagierte immer wieder gern seine Regel, dass man nichts mit Kollegen und Kolleginnen anfangen sollte, denn das wäre nicht gut fürs „Betriebsklima“ und gäbe nur Ärger. Mein Handy piepte, das ich auf dem Esstisch abgelegt hatte, jemand hatte mir eine SMS geschickt:
    Denk an den Bericht über das Kitesurfen. Gruss Lars.

 8. Kapitel
    Ich atmete tief durch. Die frische salzige Seeluft tat mir gut. Ich hatte gestern zu viel Prosecco getrunken und in meinem Kellerdoppelbett schlecht geschlafen. Der Oststrand von Hörnum beginnt gleich hinter der Promenade neben dem Hafen und ist vor allem bei Familien beliebt, da sich hier auf der Wattseite die Nordsee von ihrer friedlichen Seite zeigt: kaum Wellengang und der feine Sandstrand fällt flach ins Meer ab. Heute war nicht viel los, denn es war windig und kalt. Aus dem kleinen weißpink bemalten Crêpestand gleich am Ende der Treppe zur Promenade drang ein leckerer Duft in meine Nase und mein Magen knurrte, denn ich hatte noch nicht gefrühstückt. Ich holte mir einen Crêpe mit Zimt und Zucker und marschierte kauend am Strand entlang in Richtung Leuchtturm. Bei meinem letzten Besuch hatte ich dort am Strand ein paar Surfbretter und Katamarane gesehen und hoffte, einige Kiter zu treffen. Ansonsten musste ich es am Weststrand beim Campingplatz versuchen. Ich hatte vor, nicht allzu viel Zeit für diesen Bericht zu verplempern, denn schließlich war ich im Urlaub. Diese SMS von Lars war wirklich eine Frechheit gewesen. Aber was blieb mir anderes übrig, als seinen Auftrag auszuführen? Direkt hinter der Uferpromenade sah ich – wie bei meinem letzten Besuch – ein langes graues eher hässliches Gebäude, ganz untypisch für Sylt mit seinen reetgedeckten Friesenhäusern. Ob dort Sylter wohnten, oder ob dort Ferienapartments untergebracht waren, wusste ich nicht. Eine richtige Surfschule gab es hier offensichtlich nicht, nur ein paar Katamarane lagen am Strand, aber ansonsten war kein Mensch zu sehen. Mist, das wäre aber auch zu einfach gewesen, dachte ich und stiefelte zurück zum Hafen, wo ich mein Auto geparkt hatte. Ich fuhr zurück in Richtung Rantum, stellte mein Auto ab und erreichte schließlich über den Holzsteg den Weststrand, wo ein heftiger Wind schaumig weiße Wellen gegen den breiten weißen Sandstrand trieb. Herrlich! Auch hier liefen nur vereinzelte Urlauber dick eingemummelt am Strand entlang, aber rechts von mir in Richtung Westerland sah ich in der Ferne zwei Kiter auf dem Wasser. Man muss ja auch mal Glück haben, dachte ich und kramte meine kleine Digikamera aus der Tasche meiner Jacke hervor. Tolle Fotos würde ich ohne ein Teleobjektiv nicht machen können, aber war das mein Problem? Bis zum Surfstrand musste ich ein ganzes Stück gehen, und als ich fast den Campingplatz erreicht hatte, zogen die beiden Kitesurfer ihre Boards aus dem Wasser. Ich ging auf den einen von ihnen, einen dunkelblonden schlanken Typ in einem blauen Neoprenanzug, zu und lächelte ihn an: „Hi, ich bin Sonia vom Magazin Citylight und soll einen Bericht über das Kitesurfen machen. Könnt ihr mir da vielleicht mit ein paar Infos helfen?“ Ich schüttelte die Hand von dem Typen, der ungefähr so alt war wie ich und sich als „Malte“ vorstellte. Er winkte seinen Freund heran, der gerade versuchte, den sich im Wind aufblähenden Drachen in Schach zu halten: „He, Mick, komm mal her, das Mädel hier will uns interviewen.“ Na klar, Mädel, dachte ich, typischer

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