Froschkuss (German Edition)
Surfer-Jargon. Weibliche Surfer und Kitesurferinnen gab es nicht viele, meistens waren die „Mädels“ als Freundinnen oder Bewunderinnen am Strand mit von der Partie. Dort harrten sie stundenlang in der Kälte aus oder wärmten sich in diesen typischen Surferbussen auf, die von oben bis unten mit Brettern vollgepackt waren. „Na, das ist doch mal was“, sagte dieser Mick, dessen lange braune Haare klitschnass waren und an seinem Kopf klebten. Ich quatschte munter drauf los und nach einiger Zeit waren die beiden bereit, sich am Strand von mir fotografieren zu lassen. Ich erklärte den Jungs, warum ich mit so einer mickrigen Kamera unterwegs war und Malte versprach mir, ein paar Profifotos von ihm und Mick per Mail zu schicken, die dürfe ich gern verwenden. Ich kritzelte ein paar Infos und Zitate und die vollständigen Namen in meinen Block und wollte mich schon verabschieden, als mich Malte mit seinen blauen Augen eindringlich musterte: „Hast du nicht Lust, heute Abend zum Campingplatz zu kommen?“ Ich steckte meine Kamera und den Schreibkram zurück in die Tasche meiner Jacke: „Klar, warum nicht?“
Malte grinste: „Okay, ich hol’ dich um sieben am Eingang ab?“
Auf dem Rückweg zu meinem Apartment tat es mir leid, dass ich mich mit Malte und Mick verabredet hatte. Was sollte das bringen?, fragte ich mich und dachte unwillkürlich an Lars, der jetzt irgendwo auf Sylt mit einer Frau unterwegs war. Wahrscheinlich gingen die beiden Hand in Hand am Meer spazieren. Andererseits gefiel mir dieser Malte, das musste ich mir insgeheim eingestehen, und ich hatte seit Ewigkeiten kein richtiges Date mehr gehabt. Aber wollte ich das überhaupt? Einen One-Night-Stand mit einem Surfer? Aber dazu musste es ja nicht kommen, vielleicht würden wir uns einfach nur nett unterhalten und ein Bierchen zusammen mit seinem Freund trinken. In meinem Apartment schlief ich noch ein paar Stunden, dann duschte ich und wusch mir die Haare, die sich total salzig anfühlten, obwohl ich doch gar nicht im Meer gewesen war. Ich zog den schwarzen String und den Spitzen-BH über (man sollte auf alles vorbereitet sein), dann wählte ich noch mein schwarzes Carmen-T-Shirt und die Jeans, mit der ich gekommen war. Leider hatte ich keine große Auswahl und im Minikleid wäre ich auf einem Camping-Platz auf jeden Fall overdressed. Etwas zwackte an meiner Leistengegend, und ich griff in die kleine Tasche meiner Jeans. Es war ein Kondom! Wie war das Ding denn dort hinein gekommen? Sollte das etwa ein Zeichen sein? Sehr merkwürdig, aber dann erinnerte ich mich daran, dass ich zwei Kondome in dem Gruselkulturbeutel von Leon gefunden hatte. Einen davon musste ich unbewusst eingesteckt haben... Ich blickte auf meine Armbanduhr: Mist, es war schon halb sieben. Ich bürstete meine Haare und besprühte sie mit einer Lotion, die angeblich Locken kringeln lassen soll, aber außer dass das Zeug wirklich angenehm roch, passierte nichts. Schnell puderte ich noch mein Gesicht, das heute wirklich richtig frisch aussah. Ich hatte sogar ein bisschen Farbe bekommen, deshalb nahm ich den Puder mit Sunglow-Effekt. Etwas Wimperntusche und Eyeliner – und schon war der Surfer-Girl-Look perfekt.
Malte wartete pünktlich an der Rezeption des Campingplatzes in Hörnum auf mich. Er trug verwaschene Jeans, ein lässiges weißes Hemd und Badelatschen – trotz der Kälte. Er grinste breit, als er mich sah und ich begrüßte ihn mit einem „Hi“. Er sagte mir, dass sein Freund Mick sich doch für heute etwas anderes vorgenommen habe. Ob das okay sei? „Klar, kein Problem“, erwiderte ich und folgte ihm durch die Dünen, in denen in den Kuhlen Wohnwagen, bunte Zelte und Wohnmobile standen – wie Eier im Karton. Der Campingplatz lag tatsächlich direkt an der Nordsee, ein richtiges kleines Paradies, fernab der Schicki-Micki-Szene. „Hier ist mein Bus!“, sagte Malte und zeigte auf einen VW-Bulli, der einfach umwerfend aussah. „Boah!“, rief ich begeistert, „woher hast du den denn?“
„Gehört meinem Dad“, erwiderte Malte etwas verlegen und öffnete die Tür des dunkelgrünen Oldtimers. Der Campingbus hatte ein aufklappbares Dach und als Malte die Türen öffnete, sah ich, dass der Innenraum komplett mit Bett und kleiner Küche ausgestattet war. „Echt cool“, sagte ich und meinte das auch, denn ich hatte noch nie einen solchen Oldtimer von innen gesehen. Malte holte zwei eisgekühlte Biere aus einem kleinen Kühlschrank und wir ließen uns auf die mit
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