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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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abzuholen und flitzte dann nach oben, um mich anzuziehen. Draußen schien heute die Sonne, obwohl es noch ziemlich kalt war. Ich wählte meine Lieblings-Jeansrock, ein enges schwarzes T-Shirt und meine flachen dunkelbraunen Wildlederstiefel, die ich so liebte.
    Ich fand einen Parkplatz direkt gegenüber vom Klinikgebäude, stellte meinen Golf ab und betrat das Krankenhaus. Ich hatte Karla hier schon öfter abgeholt, deshalb war mir der Geruch von Desinfektions- und Putzmitteln schon vertraut. Als ich den Flur zur Station betrat, auf dessen linken Seite mehrere Patienten auf dunkelbraunen Stühlen warteten, sah ich Karla in ihrem weißen Kittel, die schwarzen Haare zu einem Dutt hoch gesteckt, im Gespräch mit einem schlanken, grauhaarigen Arzt, der meine Freundin gerade anlächelte und sie sanft am Arm berührte. Irgendwie versetzte mir dieses Bild einen kleinen Schock, aber im positiven Sinne. Ich verlangsamte instinktiv meine Schritte, um diese Szene weiterzubetrachten, denn als Karla nun ebenfalls lächelte hatte ich das Gefühl, als ob die beiden sich mehr als nur als Kollegen gegenüberstanden. Nun aber entdeckte mich Karla und machte eine Handbewegung, dass ich warten sollte, deshalb setzte ich mich auf einen freien Stuhl, meine Lederumhängetasche zwischen die Knie geklemmt. Ich betrachtete kurz die bunten Bilder, Grafiken und Fotos, die auf der Wand gegenüber zwischen den einzelnen Untersuchungszimmern angebracht waren und beobachtete dann wieder Karla und ihren Kollegen, der sich verabschiedete und hinter der Tür eines Behandlungszimmers verschwand. „Hi!“, begrüßte mich Karla und ich stand auf, um sie auf die Wange zu küssen. „Schön, dass du da bist“, fuhr sie fort, „Ich muss mich kurz umziehen, wartest du draußen auf mich?“
    „Klar, kein Problem!“ Ich griff nach meiner Tasche und schlenderte den Gang zurück zur Eingangstür, wo ich mir kurz die Hände desinfizierte. In Krankenhäusern lauern schließlich überall Viren, Bakterien und Pilze! Ich war in meinem Leben zum Glück erst zweimal im Krankenhaus gewesen, einmal wurde mir der Blinddarm und das andere Mal die Mandeln herausgenommen. Da war ich aber noch zur Grundschule gegangen und hatte mich darüber gefreut, keine Hausaufgaben machen zu müssen. Endlich kam meine Freundin und wir beschlossen, zu Fuß zum Alten Markt zu gehen und uns ein Fischbrötchen oder eine Bratwurst zu holen. Karla hakte sich bei mir ein: „Ich hab vielleicht Hunger.“
    „Wer war denn dieser Arzt?“, fragte ich unschuldig.
    „Och, das war unser Oberarzt, Henning ...“ Sie hielt einen Moment inne: „Dr. Strunk, meine ich.“
    „Aha, Henning! Kennt ihr euch gut?“
    „Nicht so, wie du jetzt wieder denkst.“
    „Wieso, was soll ich denn denken?“
    Wir standen an der Ampel und warteten, bis es grün wurde. Es war doch kälter, als ich dachte, und da ich keine Strümpfe trug, war mir ganz schön kalt.
    „Er ist mein Chef“, sagte Karla und zog mich über die Straße: „ein netter Chef, mehr aber auch nicht.“
    Ich ließ es darauf bewenden, denn wenn Karla nichts erzählen wollte, erzählte sie eben auch nichts, leider.

 12. Kapitel
    Karim begrüßte uns überschwänglich: „Na ihr Süßen, schön, dass ihr da seid!“ Er umarmte erst Karla und dann mich und führte uns zum Tresen seiner offenen Küche, um uns den anderen Gästen vorzustellen. Die Frauen und Männer, die lässig, aber sehr edel gekleidet, auf Barhockern und mit Sektgläsern in der Hand in Gespräche vertieft waren, blickten kurz auf und nickten uns unverbindlich zu. Karim trug einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd, aber ohne Krawatte. Er ging hinter seinen Tresen und lächelte uns zu: „Na Mädels, was wollt ihr trinken?“ Wir bestellten beide einen Prosecco und setzten uns auf zwei freie Barhocker, um erst einmal die Lage zu sondieren. Karim bewohnte eine riesige Altbauwohnung, die spartanisch mit wenigen klassischen Möbeln ausgestattet war. Schräg gegenüber von uns war eine Sitzecke mit einem großen hellbeigen Sofa und futuristischen orangefarbenen Sesseln, auf denen bunte Kissen drapiert waren. Genau gegenüber an der Wand hing ein riesiger Flachbildschirm und darunter befand sich ein Sideboard mit seiner iPod-Musikanlage, die einen angenehmen Sound im Raum verbreitete. Hinter der weißen Schiebetür vermutete ich das Schlafzimmer, das mit einem King-Size-Bett und einem begehbaren Kleiderschrank eingerichtet war; das wusste ich von Karla. „Schicke Bude“, sagte

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