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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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und schilderte Karla zunächst zögernd, dann aber immer zügiger, was ich gehört hatte. Als ich fertig war, reagierte Karla vollkommen anders als ich erwartet hatte. „Du spinnst“, presste sie hervor und Röte breitete sich über ihren Wangen auf. „Wie kommst du darauf, dass mein Karim gemeint war?“ So wie sie das Wort mein betonte, hörte sich das für mich wie eine Kriegserklärung an.
    „So viele Karims gibt es nun auch nicht in Kiel“, erwiderte ich unschuldig und zwirbelte nervös eine Locke zwischen Zeigefinger und Daumen.
    „Du konntest ihn von Anfang an nicht leiden“, blaffte sie mich wütend an, „du bist doch nur neidisch, dass wir glücklich sind“, setzte sie nach, und ihre Worte trafen mich wie kleine Pfeile.
    Das ältere Ehepaar, das händchenhaltend auf der Bank neben uns saß, blickte neugierig zu uns herüber.
    „Das ist nicht fair!“, schrie ich, „ich will doch nur nicht, dass du unglücklich wirst und diesen Kerl heiratest!“
    „Das ich nicht lache! Jedes Mal, wenn er sich mit irgendeiner Frau harmlos unterhält, denkt du doch gleich, dass er mit der vögeln will.“
    „Was denkt du denn, was er will?“, fragte ich leise.
    Karla blickte mir in die Augen, sagte aber nichts.
    Ich zuckte mit den Schultern: „Stimmt“, sagte ich schließlich, „wahrscheinlich will er immer nur freundlich sein.“ In dem Moment, als der Satz meinen Mund verlassen hatte, bereute ich auch schon, was ich gesagt hatte. Aber nun war es zu spät, Karla war außer sich. „Du bist so etwas von gemein“, brüllte sie und stand auf. Ihre schwarzen Haare wehten im Wind und ihr Poncho blähte sich auf wie das rote Tuch eines Toreros. Jetzt scheuert sie mir eine, dachte ich, aber sie drehte sich nur um und ging. Ich blieb vollkommen verzweifelt auf der Bank sitzen und starrte auf den Rest meines Brötchens. Was hatte ich nur angerichtet? War ich von allen guten Geistern verlassen? Schlimmer konnte es heute nicht mehr kommen. Aber da wusste ich auch noch nicht, was mich zu Hause erwartete.

 23. Kapitel
    Ich saß noch eine Weile auf der Bank und überlegte, wie ich Karla von meinen eigentlich guten Absichten doch noch überzeugen konnte. Während ich über alles nachdachte, überkamen mich ernsthafte Zweifel. Vielleicht hatte die Frau im Zug doch einen anderen Karim gemeint? Das war jedenfalls nicht vollkommen auszuschließen. Alles wäre einfacher, wenn ich ein Beweisfoto oder irgendetwas in der Richtung vorweisen könnte. Ich musste mir eingestehen, dass ich aufgrund meiner Voreingenommenheit sofort davon ausgegangen war, dass Karlas Karim gemeint gewesen war. Natürlich konnte ich versuchen, Karim bei unserer nächsten Begegnung ein wenig auf den Zahn zu fühlen, selbstverständlich total unauffällig. Gut wäre es auch, sein Handy zu checken, denn mit etwas Glück würde ich die Nachricht von der Blondine noch im Postausgang finden. Aber wie sollte ich an sein Handy kommen?
    Ich warf den Rest meines Brötchens in den Papierkorb und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle, um nach Hause zu fahren, als mein Handy klingelte. Es war meine Mutter: „Sonia?“, fragte sie so laut, dass es fast im Ohr wehtat.
    Wer denn sonst?, dachte ich, sagte aber: „Hallo, Mutti!“
    Sie schluchzte und mich überkam ein Gefühl der Panik, dass irgendetwas Schlimmes passiert sein könnte. „Mami?“
    „Du sollst es als Erste wissen“, sagte meine Mutter schließlich. „Erik und ich werden uns trennen.“
    „Wie bitte?“ Ich war entsetzt. Meine Eltern waren seit fast dreißig Jahren verheiratet und ihre Ehe war für mich immer der Beweis gewesen, dass eine Liebe das ganze Leben halten konnte.
    „Ich komme vorbei!“, presste ich hervor, aber meine Mutter widersprach sofort: „Nein, Sonia, das ist nicht nötig. Du kannst daran auch nichts ändern. Es ist, wie es ist.“
    „Trotzdem will ich kommen“, widersprach ich, „ich fahr’ mit dem Bus, spätestens in einer Stunde bin ich bei euch.“
    Ich steckte mein Handy in meine Reisetasche und beschleunigte meine Schritte. Ohne nach links und rechts zu gucken marschierte ich durch die Holstenstraße. Passend zu meiner Stimmung fing es auf einmal an zu nieseln, und ich schob den Kragen meines Trenchcoats hoch. So etwas Blödes, dass mein Auto nicht in Ordnung war, denn ich war nicht gern mit dem Bus unterwegs. Die stickige Luft in den Fahrzeugen verursachte bei mir regelmäßig Übelkeit, aber mir blieb nichts anderes übrig. Die Fahrt nach Schilksee, wo meine

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