Froschzauber
ihm tief in die Augen geschaut. »Ein Ritter zu sein, bedeutet, sich seinen Ängsten zu stellen, für andere einzustehen, selbst wenn man Angst hat, und sein Bestes zu geben, selbst wenn man glaubt, dass es nicht reicht. Auch Zauberer müssen zuerst und vor allem Ritter sein. Und ich weiß, dass du ein guter Ritter sein kannst, Max. Ich weiß, dass es in dir steckt.«
Dann hatte er ihm so fest auf die Schulter geklopft, dass Max beinahe umgefallen wäre, und ihn aufgefordert, »da raus« zu gehen und »ihnen die Hölle heiß« zu machen. Also war Max mit den allerbesten Vorsätzen wieder auf sein Pferd geklettert und hätte der Strohpuppe mit einem einzigen gewaltigen Hieb bestimmt den Kopf abgeschlagen, hätte sein Pferd nicht in der letzten Sekunde gescheut und Max in den Dreck geworfen.
Max lächelte, als er sich an dieses Gespräch erinnerte. Er wusste, was sein Vater jetzt sagen würde. Max seufzte und suchte sich ein Versteck ganz in der Nähe der Hüttentür.
»Es ist mir ein Rätsel, wo Adrian steckt«, entschuldigte sich Sir Richard. Unter seinem schweren Reitmantel war er schweißgebadet. Dieser verflixte Junge! Wo war er bloß? Und wo waren die Pferde? Hatten sie es überhaupt durch den Wald geschafft?
»Der Plan erscheint mir nicht gerade – ausgeklügelt, Sir Richard«, sagte Lady Morgana mit ihrer leisen, weichen Stimme. »Aber wie auch immer, ich bin sicher, sie treffen in Kürze ein. Wollen wir vielleicht in der Hütte warten?«
»Selbstverständlich, Mylady, eine ausgezeichnete Idee. Erlauben Sie, dass ich Ihren Arm nehme?«
Ihren Arm!, dachte Sir Richard, hin und weg. Er! Er hakte die mächtigste Frau im ganzen Königreich unter! Weiß Gott, er war auf dem Weg nach oben! Er gluckste vor Wonne, und Arm in Arm traten die beiden über die Schwelle.
Kaum hatte Sir Richard Adrian gefesselt und geknebelt auf dem Steinfußboden der Hütte entdeckt, traf ihn ein schmieriger blauer Spritzer mitten im Gesicht. Ihm kam es vor, als finge der Raum plötzlich an zu beben. Und dann war er selbst auf einmal viel kleiner als sonst. Und gleich neben ihm hockte ein ungewöhnlich großer, giftgrüner, dunkelbraun gesprenkelter Frosch,der wütender guckte, als Sir Richard je einen Frosch hatte gucken sehen. Eine Sekunde später machte es Plopp! – und der Frosch war verschwunden.
»Puh!«, sagte Max und setzte sich auf den Hüttenboden. »Ich bin froh, dass das vorbei ist.«
Der übrig gebliebene Frosch, schmutzig braun mit orangefarbenen Punkten, quakte vorwurfsvoll.
»Max Pendragon«, sagte er mit tiefer Froschstimme. »Du enttäuschst mich zutiefst. Ehrbare Leute einfach so in Frösche zu verwandeln! Ich glaube, ich muss ein Wörtchen mit deinem Vater reden. Verwandele mich augenblicklich zurück!«
»Wohl kaum«, murmelte Max. Er hob den Frosch hoch und steckte ihn in die Gürteltasche, wo er ihn nicht mehr quaken hörte. Dann wandte er sich dem Prinzen zu.
»Sieht so aus, als wären wir in Sicherheit, Hoheit. Jetzt müssen wir nur noch auf Merlin warten.«
»Das war genial«, sagte Carl mit großen Augen.
Max grinste. »Ja, das war ziemlich cool, oder?«, sagte er glücklich.Als Merlin und die anderen die Hütte im Wald erreichten, hatte Max bereits Brennholz gesammelt. Das Feuer loderte und im Kessel köchelte gewürzter Apfelsaft. Max und Carl saßen davor, vertilgten die Reste von Adrians Proviant und erzählten sich dumme Witze.
»So, so«, sagte Merlin, als er hereinkam. »Wie es aussieht, kommen wir zu spät. Ihr habt euch ganz offensichtlich selbst gerettet.«
»Max war toll!«, rief Carl, sprang auf und wankte zu Merlin hinüber, um ihn zu umarmen. Er war immer noch ziemlich wacklig auf den Beinen. Doch der Zauber ließ jetzt stetig nach. »Er hat dem großen Jungen eine verpasst und dann hat er die Erwachsenen in Frösche verwandelt! Er ist ein richtig guter Zauberer, Merlin! Noch besser als du!«
Max musste schlucken und lief rosarot an. Doch es blieb keine Zeit, Carl zu widersprechen.
Olivia stürzte sich auf ihn und drückte ihn fest und Grimm knabberte liebevoll an seinem Knöchel. Unterdessen flatterte Adolphus über ihren Köpfen herum und brachte vor lauter Aufregung Flügel und Füße durcheinander.
»Du bist heil, Max, du bist heil! Ich bin ja so froh! Wir hatten ja überhaupt keine Ahnung!«, platzte Oliviaatemlos heraus. »Nicht zu fassen, dass du Sir Richard und sie erledigt hast. Du musst dich schrecklich gefürchtet haben!«
»Och, das war doch gar nichts«, sagte
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