Frost, Jeaniene
... wie schon mal.«
Sie war
verwirrt, dann fiel ihr die Nacht in Vegas wieder ein. »Du hast es gewusst?«
Wieder
lachte er. »Ich wollte sogar, dass du zusiehst, und habe extra im Zimmer Lärm
gemacht, damit du wach bist, wenn ich unter die Dusche steige. Fandest du es nicht
seltsam, dass ich Licht angemacht habe? Das war nicht für mich, Darling, ich
kann im Dunkeln sehen. Und ich habe extra kaltes Wasser benutzt, damit das
Glas nicht beschlägt.«
»Bei
deinem Körper ist das ja fast schon als Hinterhalt einzustufen«, murmelte
Denise und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
»Nein,
Darling.« Seine Stimme klang heiser. »Das nennt man Verführung, und was das
betrifft bin ich völlig skrupellos. Ich würde es jederzeit wieder tun.«
Er wich
zurück und entzog ihr seine Hände. »Ich dusche jetzt.« Vielsagend zog er die
Augenbrauen hoch. »Und die Tür lasse ich offen.«
Das
Verlangen, das in Denise aufstieg, überlagerte ihre Scham darüber, dass Bones
und Cat mithören konnten.
»Augenblick
noch«, sagte sie und plante im Stillen schon ihre Frischmachaktion. Minzpastillen,
Puder und Lippenstift in der Handtasche, Hemdchen in der Reisetasche.
Grüne
Schlieren traten in seine cognacfarbenen Augen. »Bis gleich.«
Spade ging
unter Deck, wo er Hemd und Kevlarweste ablegte, bevor er im winzigen Bad
verschwand. Denise warf einen Blick Richtung Ruder. Bones wandte den Blick
nicht ein einziges Mal vom grauen Himmel vor sich ab, obwohl er bestimmt jedes
Wort gehört hatte. Mir egal, beschloss
Denise und überquerte das Deck, um ihre Handtasche aus dem Staukasten unter der
Sitzbank zu holen. Bones hatte so etwas schon öfter mit anhören müssen.
Gerade
kramte sie zwischen den Rettungswesten herum, als unter Deck Radau ausbrach.
Sie bekam gerade noch ihre Handtasche zu fassen, da lag sie auch schon auf dem
Rücken und sah zu einem Vampir mit hellbraunen Haaren auf, den sie auch ohne
Maske erkannte.
Ehe sie
sich's versah, ragte ein Messer aus Webs Brust. Als der Vampir in die Knie
ging, war Denise einen Augenblick erleichtert, dann aber wurde sie mit stählernem
Griff gepackt und hochgerissen.
»Messer
fallen lassen«, befahl Web; sein Arm schnürte ihr die Luft ab, und sie
verspürte einen Stich im Magen.
Bones und
Spade standen mit Silbermessern in den Händen vor ihnen. Nachdem sie einen
Blick ausgetauscht hatten, legten sie ihre Waffen weg.
Ein
anderer Vampir stieß vom Himmel herab, landete vor Denise, nahm grinsend die
Messer an sich und bezog neben Web Stellung.
»Schlauer
Einfall, das mit dem Kevlar«, bemerkte Web.
»Darum bin
ich auch so spät. Der Hafen ist videoüberwacht, sodass ich wusste, wo ihr zu
finden seid, aber ich musste mir erst noch eine Schutzweste besorgen. ... Sehr
zuvorkommend übrigens, dass ihr die euren abgelegt habt.«
»Lass sie
los.« Spades Stimme klang rasend vor Zorn.
Ein kurzes
Schnauben in ihrem Rücken. »Eher nicht.«
»Wenn du
ihr etwas antust, hält uns nichts mehr davon ab, dich in Stücke zu reißen«,
sagte Bones ruhig. »Lass sie los, und ihr habt mein Versprechen, unbehelligt
abziehen zu können.«
Web stieß
ein fieses Lachen aus. »Nicht ohne dein Diebesgut. Gib mir Nathanial, und
sobald ich weg bin, wird Canine die Schlampe ein paar Meilen entfernt ins Meer
werfen. Ihr könnt sie ja rausfischen, wenn euch so viel an ihr liegt.«
»Du
bringst sie nirgendwohin«, gab Bones zurück, seine Stimme bebte vor Hass.
»Ich habe
die Geisel, also bestimme ich die Regeln«, zischte Web.
Im
nächsten Augenblick spürte Denise einen heftigen Schmerz im Magen, der so
intensiv und überwältigend war, dass sie nicht einmal genug Atem zum Schreien
hatte. Über ihre Lippen kam nur ein gequältes Keuchen.
Spade
wollte knurrend losstürzen, aber Denise bekam undeutlich mit, dass Bones ihn
zurückhielt.
»Keine
Bewegung, sonst verteile ich ihre Gedärme auf dem Deck«, hörte sie Webs Stimme
dicht an ihrem Ohr, während neuer Schmerz sie beinahe ohnmächtig werden ließ.
»Wenn ihr mir Nathanial jetzt gleich gebt, könnt ihr sie schnell genug heilen,
um ihr das Leben zu retten. Wenn nicht, stirbt sie.«
Canine
kicherte. Spade hatte aufgehört, sich gegen Bones zu wehren, und starrte sie
beide aus smaragdfarben glühenden Augen an.
»Wenn du
sie umbringst, wirst du dir ewig wünschen, ihr in den Tod folgen zu dürfen, nur
werde ich das nicht zulassen.«
Denise
wusste, dass es unklug war, aber sie senkte den Blick, um zu sehen, woher die
rasenden Schmerzen
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