Frost, Jeaniene
wütend wurde, und im
Augenblick war sie stinkwütend.
»Runter
von mir, Spade. Ich mein's ernst ...«
Er ließ
ihre Hände los und rollte sich von ihr herunter, wobei er sich in einer
universellen Schweigegeste den Finger vor die Lippen hielt. Dann wies er mit
einem Nicken auf Denises Hände.
Denise
erbleichte, als sie sie sah.
»Alten
sollte nichts mitkriegen«, erklärte ihr Spade so leise, dass sie ihn
vielleicht gar nicht verstehen konnte.
Aber
offensichtlich hatte sie verstanden, denn sie nickte. In ihren Augen blitzte
es, dann sah sie von ihren Händen auf, als könnte sie deren Anblick nicht
länger ertragen.
»Denise.«
Spade ergriff sanft ihre deformierten Finger, ignorierte ihre Versuche, sich
von ihm loszumachen. »Vielleicht bleiben sie nicht so. So war es letztes Mal
doch auch.«
Sie
blinzelte kurz, dann verhärteten sich ihre Züge. »Ist nicht schlimm. Schlimm
ist nur, was du Rom angetan hast. Jetzt wird er meine Familie nie mehr in Ruhe
lassen. Du hast ihn zu wütend gemacht.«
Spade
erhob sich, schaltete den Fernseher an und drehte die Lautstärke voll auf. Bei
Spades Anblick hatte der Dämon sofort das Weite gesucht, und das gab Anlass zur
Hoffnung. Die Salzbomben hatten Rom offenbar so zugesetzt, dass er sich nicht
auf einen Kampf mit einem Meistervampir einlassen wollte, was Spade begrüßt
hätte. Aber er konnte trotzdem nicht riskieren, dass der Dämon sein Gespräch
mit Denise belauschte, falls er sich noch irgendwo in der Gegend herumtrieb.
Er setzte
sich aufs Bett, beugte sich so weit zu Denise vor, dass sie ihn trotz des
plärrenden Fernsehers noch verstehen konnte, und gab sich alle Mühe, ihren
herben Geruch zu ignorieren, der ihm sagte, dass sie ihre Periode hatte.
»Wir
wissen jetzt, dass Rom dich nicht angelogen hat und dich anhand der Zeichen
tatsächlich orten kann«, erklärte er ihr. »Was bedeutet, dass er dir auch
gefolgt wäre, wenn du mich begleitet hättest. Deshalb habe ich dich auch nicht
mitgenommen; ich wollte wissen, ob er dich finden würde, und vermeiden, dass er
herausbekommt, was ich vorhatte.«
»Wehe, du
hast keinen verdammt guten Plan parat. Nach diesem Fiasko mit den Salzbomben
sind meine Eltern nämlich so gut wie tot, wenn Rom sie in die Finger bekommt«,
antwortete Denise, deren Stimme vor Angst und Zorn einen scharfen Tonfall
angenommen hatte.
Spade
hielt ihrem Blick stand, wollte, dass sie die Entschlossenheit in seinen Augen
sah. »Wir wissen jetzt, dass Rom ein körperlicher Dämon und kein einfacher
Besessener ist. Körperliche Dämonen können ein privates Heim nur betreten,
wenn man sie hereinbittet, sind tagsüber nicht aktiv und durch Salz verwundbar.
Ein von einem Dämon besessener Sterblicher hingegen kann jederzeit jeden Ort
betreten und zeigt keinerlei Scheu vor Salz.«
»Ist das
gut oder schlecht für uns?«, wollte Denise wissen.
Eigentlich
war es schlecht, weil ein Besessener viel leichter zu eliminieren gewesen
wäre, aber das würde Spade ihr nicht sagen.
»Bevor man
seinen Feind ausschalten kann, muss man ihn kennenlernen«, antwortete er, seine Worte sorgfältig wählend. »Wir wissen nun, mit
wem wir es zu tun haben, sodass wir unserem Ziel, Rom umzubringen, schon einen
Schritt näher sind. Was deine Eltern angeht, die schippern irgendwo auf dem Ozean
herum. Rom würde sich nie in die Nähe von so viel Salzwasser begeben, nicht
einmal wenn er ihren Aufenthaltsort tatsächlich kennen würde, was nicht der
Fall ist, sonst hätte er sein Wissen benutzt, um dich aus der Reserve zu
locken.«
Denise
kaute auf ihrer Unterlippe herum, streckte die Hand aus, um sich das Haar
zurückzustreichen, und hielt beim Anblick ihrer Finger angewidert inne. Sie
vergrub sie wortlos unter der Tagesdecke und erwiderte Spades Blick ohne das
Blitzen, das eben noch in ihren Augen gewesen war.
»Die
Kreuzfahrt kann nicht ewig dauern, und Rom kann mich jederzeit aufspüren. Ich
verstehe ja, dass du herausfinden musstest, was für eine Art von Dämon er ist,
aber falls ich meine Eltern je wiedersehe, werden sie in meiner Nähe immer in Todesgefahr
sein. Du hättest mit mir reden sollen, bevor du beschlossen hast, die Suche
nach Nathanial abzubrechen und Rom zu jagen.«
Er zog die
Augenbrauen hoch. »Wir suchen Nathanial nach wie vor, aber wenn wir ihn
gefunden haben, sind wir Rom gegenüber in einer besseren Verhandlungsposition
und müssen nicht mehr befürchten, dass er dich am Ende doch umbringt, obwohl du
alles getan hast, was er verlangt.«
Das
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