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Frost

Frost

Titel: Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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lächelte nicht. «Ich weiß, das ist wirklich eine Menge Geld, aber wir können es nicht behalten. Wir müssen es loswerden und unser Leben weiterleben.»
    «Hörst du mir jetzt mal zu?»
    Sie schaute mich kurz an, setzte sich dann auf die Bettkante und wartete.
    Ich rückte einen Stuhl heran, setzte mich und sagte: «So, und jetzt lass uns mal unsere Möglichkeiten durchgehen.»
    «Ach, Nate, lass das doch.»
    Aber ich machte weiter.
    «Du glaubst also, dass jemand da draußen nach diesem Geld sucht, und wenn wir es behalten, sind wir in Gefahr, nicht?»
    «Das hat doch keinen Zweck.»
    «Lass mich ausreden.»
    Sara drehte sich weg.
    «Und wir können das Geld nicht behalten, denn sobald die Polizei Bescheid weiß, sind wir in ihren Computern gespeichert und leicht zu finden.»
    Sara schüttelte den Kopf. «Erklär mir einfach deine Idee.»
    Ich zögerte und sagte dann: «Und was, wenn wir einfach niemandem davon erzählen?»

12
    Als ich die Beifahrertür öffnete, rutschte der Schnee von den Seitenfenstern und fiel neben meine Füße. Die Innenbeleuchtung ging an, grell und gelb. Ich langte hinein und schaltete sie aus. Dann trat ich zurück und schaute mich um, ob mich jemand beobachtete.
    Der Wind hatte nachgelassen. Ununterbrochen fielen Schneeflocken vom Himmel, dicht und unerbittlich, wie eine riesige weiße Armee.
    Eine Weile stand ich einfach nur so da, bis ich sicher sein konnte, dass ich allein war. Dann beugte ich mich in den Wagen und zog die Decke weg.
    Syls Augen waren geschlossen. Er war zur Seite gesunken, und sein Mund war halb geöffnet. Ich konnte sehen, wie sich seine Zunge wie ein dicker schwarzer Wurm an die Zähne drückte. In der Dunkelheit wirkten seine Lippen violett.
    Ich zog an seinen Beinen, bis seine Füße aus der Tür hingen. Dann packte ich seinen Arm und zerrte daran, bis Syl saß. Ich bückte mich, um seinen Arm um meine Schultern zu legen. Er war so schwer, dass ich mich kaum aufrichten konnte. Schließlich stieß ich die Autotür mit dem Fuß zu.
    In Kriegsfilmen hatte ich gesehen, wie man einen Mann trug, aber ich hatte es noch nie selbst getan, und es war viel schwieriger, als es im Fernsehen aussah.
    Syl war bestimmt fünfzig Pfund schwerer als ich. Auf halber Strecke zum Spielplatz brannten meine Beinmuskeln. Amliebsten wäre ich stehen geblieben und hätte ihn abgelegt, um mich ein wenig auszuruhen, aber ich wusste, dass es noch viel schwieriger werden würde, ihn danach wieder auf die Schultern zu hieven.
    Also stapfte ich weiter und versuchte, mich auf etwas anderes zu konzentrieren.
    Am Rand des Spielplatzes blieb ich stehen und schaute auf das Feld dahinter. Eine einsame Pappel stand dort inmitten des Schnees. Es sah aus, als sei sie meilenweit entfernt.
    Ich dachte kurz darüber nach, ihn irgendwo auf dem Spielplatz zu verstecken und das Beste zu hoffen, aber ich wusste, dass das nicht ging. Wenn mein Plan klappen sollte, musste Syl so lange wie möglich unauffindbar bleiben.
    Unter der Pappel, vergraben im Schnee.
    Je später man ihn entdeckte, desto geringer war die Chance, dass uns jemand finden würde. Und wenn das bedeutete, dass ich ihn den ganzen Weg über das Feld bis zu diesem Baum tragen musste, dann würde ich das eben tun. Wahrscheinlich würde ich zwischendurch eine kleine Pause machen müssen, aber ich war fest entschlossen, fürs Erste wenigstens den Spielplatz hinter mir zu lassen.
    Ich schaffte es nicht.
    Ich musste anhalten und Syl auf den Boden gleiten lassen. Ich hockte mich neben ihm nieder und wartete, dass der Schmerz in meinen Beinen nachließ. Dann schaute ich mich um.
    Um mich herum standen schneebedeckte Federwippen. Hasen, Hühner, Schweinchen und Pferdchen, alle still und starr auf ihren dicken schwarzen Sprungfedern. Schaukeln ragten am anderen Ende des Spielplatzes auf, ein paar Kletterstangen standen da, und in der Mitte erhob sich eine Rutsche in Form einer riesigen Schildkröte.
    Ich hatte also doch recht gehabt.
    Die Beine der Riesenschildkröte waren Leitern, an denen man auf ihren Panzer hinaufklettern konnte. Ihr Schwanz war die Rutsche, und auf der anderen Seite hing der Kopf gerade eben über dem Boden. Das Gesicht war verschrammt und kaum noch zu erkennen, die Augen groß wie Frisbee-Scheiben. Sie mussten einmal weiß gewesen sein, aber jetzt waren sie verwittert und grau, wie Unwetterwolken.
    Ich trat näher und berührte das Schildkrötengesicht. Plötzlich strich der gleißende Strahl eines Scheinwerfers über den

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